„Folk in der DDR“ – Ausstellungseröffnung am 4. April

Zu sehen im Freilichtmuseum für Volkskunde in Schwerin-Mueß

Die Sonderausstellung „Folk in der DDR“, die am 04. April 2015 um 15:00 Uhr im Kunstkaten des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß musikalisch eröffnet wird, skizziert das besondere Umfeld, Repertoire und Lebensgefühl der Folkszene der DDR.

Straßenmusik in Schwerin, Ende der 1980er Jahre (Foto: Petra Kingerske)Unter dem Dach der Lippmann+Rau-Stiftung für Musikforschung in Eisenach, in der die Grundlagen für die Ausstellung geschaffen wurden, ist im letzten Jahrzehnt eines der weltweit interessantesten und relevanten Musikarchive entstanden. Die international renommierten Konzertveranstalter Horst Lippmann und Fritz Rau standen von Anbeginnder 60er Jahre für einen neuen Umgang mit den Stil- und Spielarten der populären Musik. Das Spektrum der durch sie vertretenen Künstler reichte von Oscar Peterson, Emil und Albert Mangelsdorf bis hin zur Eric Clapton, Jimi Hendrix, Bob Dylan, Arlo Guthrie und Joan Baez, kurzum – von Jazz bis Rock und Folk.

Wolfgang Leyn (Gründungsmitglied der «Folkländer»), Ines und Jörg Andraczek und Dr. Ralf Gehler (Zentrum für Traditionelle Musik am Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß) sowie Manfred Wagenbreth (Musikredakteur von mdr-figaro und ehemaliger Folkländer) projizieren durch verschiedene Ausstellungsthemen spannende Einblicke in ein spezielles Musikgenre der DDR.

Folk als musikalisches Genre entstand in der DDR in der Mitte der 1970er Jahre. Die kreative Auseinandersetzung mit musikalischen Traditionen der Volksmusik, des Volksliedes und alter Instrumente ist essenzieller Bestandteil der Folkmusik. Nach amerikanischen, irischen und auch westdeutschen Vorbildern eifernd, entwickelten sich schnell eigene Stile und die Hinwendung zum deutschen Liedgut, das bald ebenso lebendig und zeitnah klang, wie seine westeuropäischen Verwandten. Die Szene suchte nach historischen Quellen, baute längst vergessene Musikinstrumente nach und entdeckte das Tanzen im Stile der ungarischen Tanzhäuser. Auch politisch war Folk brisant. Die aufsässigen Gesellenlieder und die Auswandererlieder des 19. Jahrhunderts wurden auf die DDR-Realität übertragen. Der „Hans im Schnakeloch“ war der kleine DDR-Bürger – „und was er darf, das will er nicht und was er will, das darf er nicht“. Neben Clubs und Tanzsälen war auch die Straße ein Austragungsort des Folks – nicht immer gelitten von aufmerksamen Beamten. Die Ausstellung im Mueßer Kunstkaten zeigt unterschiedlichste Aspekt der Folkmusik in der DDR: den Alltags der Musiker mit „Auftrittspappe“ (Spielerlaubnis) und desolaten Automobilen, die Folkfestivals, Folkwerkstätten und Treffen des Ostens oder die Entstehung des „neuen Mittelalters“ mit seinen Mittelaltermärkten. Die erweiterte Ausstellung in Schwerin-Mueß stellt das Wirken von Bands im DDR-Norden heraus, deren Vertreter unterschiedlichste Artefakte der Vergangenheit zur Verfügung stellten. Instrumente der Szene, Kleidung, Schallplatten und Bilder vervollständigen die Ausstellung „Folk in der DDR“, die bis zum 31. Oktober 2015 im Kunstkaten des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß zu erleben ist.

 

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