Fußball-Euro 2012 bereits wieder Historie

Spanien alter und neuer Titelträger, Deutschland immerhin Halbfinalist

Die 14.Fußball-Europameisterschaft wurde vor allem durch die makellose Bilanz des deutschen Teams bis zum Halbfinale geprägt – vier Spiele, vier Siege: gegen Portugal (1:0), gegen die Niederlande (2:1) gegen Dänemark (2:1) und gegen Griechenland (4:2) vier Siege. Aber das fußballsportliche Italien-Trauma – noch nie gewann ein DFB-Team ein WM- und EM-Spiel gegen „Bella Italia“ – überwand auch das deutsche Team anno 2012 nicht. Im Halbfinale war mit 1:2 gegen Italien Endstation. Das Finale der EURO 2012 gewann letztendlich der Titelverteidiger und Weltmeister Spanien – nach einer Gala-Vorstellung – gegen Italien mit 4:0.

Im Interview spricht Joachim Masuch, Präsident des Landesfußballverbandes M-V, über die Fußball-EM 2012, den neuen und alten Titelträger Spanien und die Resultate des deutschen Teams mit dem gebürtigen Greifswalder und ehemaligen Hansa-Spieler Toni Kroos?!

„Toni wird seinen Weg weiter gehen …“

Frage: Die Fußball-EM 2012 ist wieder Geschichte. Spanien ist neuer Europameister. Wie lautet Ihr persönliches Resümee zur Fußball-EURO? Verlieh diese dem Fußballsport neue Impulse?

Joachim Masuch: Am Turnier-Ende hat Spanien sein bestes Spiel während der EURO 2012 gemacht und hier den Italienern ihre Grenzen aufgezeigt. Insgesamt gab es meines Erachtens zu viele Spiele, bei denen die Mannschaften zu ergebnisorientiert – spricht taktisch – agiert haben. Spektakuläre Begegnungen waren in der Minderheit! Dennoch haben die medialen Berichterstattungen uns bewiesen, welchen hohen gesellschaftlichen Stellenwert die EURO 2012 erreicht hat!

Dieses zeigen bei uns vor allem die hohen Einschalt-Quoten bei der ARD und dem ZDF. Und nicht zu vergessen: Wir hatten mit Heringsdorf über drei Wochen eine tolle Werbung für unser Bundesland, waren zudem als Landesfußballverband M-V die gesamte Zeit mit einem Info-Stand und Soccer-Anlage auf der dortigen Fan-Meile und konnten einen kleinen Beitrag zum Gelingen des dortigen Großereignisses leisten!

Frage: Die deutschen Titelträume erfüllten sich leider nicht. Wie beurteilen Sie die Leistung der DFB-Auswahl bei der EM 2012? Wie schätzen Sie die Auftritte des gebürtigen Greifswalders und ehemaligen Hansa Rostock-Spielers Toni Kroos ein?

Joachim Masuch: Ich meine, dass sowohl die drei Vorrundenspiele als auch das Viertelfinalspiel gegen Griechenland insgesamt unsere Erwartungen erfüllt hat. Unsere Auswahl hatte damit erneut bei einem großen Turnier das Halbfinale erreicht! Das anschließende Halbfinalspiel gegen eine an diesem Tag ausgezeichnete italienische Mannschaft hatte dann aber auch derzeitige Grenzen sowie Defizite beim Team von Bundestrainer Jogi Löw aufgezeigt: Wenn man sich nur mit spielerischen Mitteln, ohne kämpferische Aspekte, ins Spiel einbringt, gewinnt  man keinen Pokal.

Wir benötigen dringend auch Spieler-Persönlichkeiten, die sich auch in schwierigen Situationen zeigen sowie beweisen und dem Gegner Respekt einflössen können! Ein Bastian Schweinsteiger war mit dieser Aufgabe überfordert; andere Spieler sind eher alle „ohne Ecken und Kanten“. Ein Kapitän, wie zurückliegend Michael Ballack, der stets Verantwortung übernahm und auf dem Platz voran ging, hätte dieser Mannschaft gut zu Gesicht gestanden!

Auch sollte künftig vor Turnier-Beginn nicht ständig der Gewinn eines Titels genannt werden: Mir kam es zum Teil vor dem Halbfinal-Spiel gegen Italien so vor, dass die Frage des möglichen Endspielteilnehmers wichtiger war als das eigentlich bevorstehende Spiel! Nicht zuletzt macht es wenig Sinn, einen Bundestrainer als unfehlbar darzustellen und dann eben doch festzustellen, dass auch er nicht fehlerfrei sein kann, wie im Halbfinale gegen Italien die personelle und taktische Ausrichtung ausschließlich am Gegner.

Nun zu Toni Kroos: Ich bin der Auffassung, dass der Bundestrainer ohne Not personelle Änderungen gegenüber unserer Mannschaft vorgenommen hat, die äußerst erfolgreich die Qualifikation und auch das Länderspiel gegen Holland im November 2011 (3:0-Sieg) gespielt hat! Toni ist kein Spieler, der über erfolgte Kurz-Einsätze – wie zum Beispiel in der Vorrunde praktiziert – Akzente setzen kann! Im Halbfinalspiel war er aber auch nicht in der Lage, Spiel gestaltend zu agieren. Dieses war an diesem Tag aber auch kaum möglich, wenn die eigentlichen Spieler-Persönlichkeiten auf dem Platz nicht zu sehen waren. Toni Kroos wird seinen Weg weiter gehen. Er muß jedoch im kämpferischen Bereich zulegen und dem Spiel seinen Stempel aufdrücken, will er auch künftig ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft sein.

Frage: Was zeichnet den neuen und zugleich alten Titelträger aus Spanien aus?

Joachim Masuch: Die Spanier haben uns alle überrascht: Sie haben im Turnier lange einen relativ langatmigen Fußball gespielt und uns das Gefühl gegeben, dass sie als Mannschaft gegebenenfalls bereits über ihren Zenit heraus sind und die Motivation nicht mehr aufbringen können und wollen, den dritten Titel in Folge zwischen 2008 und 2012 gewinnen zu können.

Im Vorrunden-Spiel gegen Kroatien drohte sogar das vorzeitige Ausscheiden.  Im Finale dann aber hat sich eine spanische Mannschaft gezeigt, die einen hervorragenden Offensivfußball, gepaart mit der notwendigen Härte, bei den beiden Innenverteidigern spielen kann. Und dieses, obwohl zu Spielbeginn nicht ein einziger Angriffsspieler aufgeboten wurde … . Es ist unübersehbar, dass in dieser Mannschaft jeder Spieler technisch und taktisch sehr gut ausgebildet ist und auch mit dem nötigen Siegeswillen das Endspiel bestritten hat. Spanien hat mit dieser Art Fußball zu spielen, dem Endspielpartner keine Chance gegeben und überraschend deutlich den Titel gewonnen.

Vielen Dank und weiterhin besten Einsatz für den Fußballsport in M-V und darüber hinaus!

Marko Michels

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