Gastspiel „Vor dem Ruhestand“ im E-Werk

Am Sonntag, den 1. November ist das Theater Vorpommern zu Gast im Schweriner E-Werk.

Vor dem RuhestandUm 18 Uhr ist dort das Stück „Vor dem Ruhestand“ des österreichischen Autors Thomas Bernhard  zu erleben.

Zwei Tage vor seinem Tod verfügte Thomas Bernhard (1931-1989) in seinem Testament das Verbot, seine Werke für die Zeit des gesetzlichen Urheberrechtes in Österreich zu veröffentlichen oder aufzuführen. Ein Stich ins Herz seiner Heimat, die ihn lange als Nestbeschmutzer beschimpfte und sich heute so gern mit ihm rühmt. Bernhard hatte den Finger oft und unerbittlich in gesellschaftliche Wunden gelegt; die vielen Skandale um ihn und seine Werke bezeugen den verursachten Schmerz.

Auch die Uraufführung von „Vor dem Ruhestand“ fand 1979 nicht in Österreich statt, sondern in Stuttgart unter der Regie von Claus Peymann. Im Umfeld der damals in Deutschland stattfindenden Diskussion um den Marinerichter und späteren Ministerpräsidenten Hans Karl Filbinger schrieb Bernhard ein Stück, in dem er nach den tiefliegenden Ursachen für das Fortbestehen von faschistischem Denken sucht. Er findet sie im Alltag. Mit ungeheurer poetischer Kraft gelingt es Bernhard, das Grauen im banalen Gespräch zum Vorschein zu bringen, wobei die Zuspitzung zu einem kaum glaubhaften Irrsinn tatsächlich von der Realität nicht weit entfernt ist.

Thomas Bernhards „Vor dem Ruhestand“ ist ein hervorragendes Beispiel für die poetische Kraft des Autors. In alltäglichem Gerede, stetigen Floskeln und Wiederholungen entlarvt er das durch die Sprache verdrängte Gedankengut. Angelehnt an Wittgensteins Sprachphilosophie zeigt er in diesem und vielen anderen seiner Stücke die Diskrepanz zwischen tatsächlich gesprochenem Wort und dem eigentlich Gedachten. Eine große Anforderung an die Schauspieler, diese Diskrepanz zu zeigen. Überhaupt erfordert die Gestaltung der Charaktere eine hohe Konzentration und eine intensive Beschäftigung mit Autor und Text. Regisseur Alfred Nicolaus hat dieses erschreckend aktuelle Werk als bitterböse politische Satire inszeniert, die von der Wortgewalt und dem Rhythmus der Sprache und vor allem von den drei Darstellern Rainer Harder, Gabriele M. Püttner und Heide Kalesch lebt.

Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de

Foto: Vincent Leifer

Nina Heinrich

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