Gegraben – gerockt – gefeiert

Schwerin zwischen „Goldgräber-Laune“ und Indianern

„Goldfund am Bärensee!“, rief jemand vor wenigen Monaten über den Marienplatz – und schon griffen die Schwerinerinnen sowie Schweriner zu Spaten bzw. Schaufeln und „graben“ seitdem die ganze Stadt „um“. Das es in der Realität in Schwerin keinen Bärensee gibt, spielte in der öffentlichen Wahrnehmung dabei eine untergeordnete Rolle und tat der Freude am Graben keinen nennenswerten Abbruch.

Jedenfalls wird seit Monaten in der Landeshauptstadt schonungslos gebuddelt, insbesondere am Marienplatz, am Hauptbahnhof (Rückseite) und an der Schuster- bzw. Schlossstrasse. Gerade dort wurde tatsächlich etwas gefunden: Zwar kein Gold für die Stadtkasse, die dieses so dringend nötig hätte, sondern Schalen, Tongefäße, sogar ein „Lederschnürschuh“. Manche Schweriner Dame, die selbigen eventuell nach dem letzten Disco-Besuch vermisst, wird nun sicher sagen: „Das ist meiner!“. Allerdings: Dieser „Lederschnürschuh“ soll noch aus dem Mittelalter stammen. Vielleicht gab es sogar schon damals ein „Achteck“? Ansonsten ist ja das „Mittelalter“ oder „Asbach uralt“ bei den jeweiligen Themen-Partys dabei – „Ü 30“ oder vielleicht schon „Ü 70 plus XXL“ lassen grüßen!

Schwerin im Zeichen der Ausgrabungen - hier an der SchlossstrasseEines scheint jedenfalls Gewissheit zu sein. So manches Archäologen-Herz soll nach den Grabungen an der Schlossstrasse/Schusterstrasse höher geschlagen haben … So konnte anhand der sichtbaren Eichenhölzer, welche die Grundrisse der damaligen Unterkünfte und Häuser bildeten, ermittelt werden: Hier wurde schon zwischen dem 9. und 11.Jahrhundert nicht nur kräftig gegraben, sondern auch gebaut. Sogar Handelsbeziehungen „a la Schwerin“ in jenen Jahren konnten aufgrund der Fundstücke nachgewiesen werden. Ob es damals sogar schon eine Weinhandlung gab, bleibt hingegen umstritten. „Uhle“ oder „Wöhler“ entstanden wohl doch etwas später. Und eine Flasche des „Chateau Reibach von 950“ fand man ebenfalls nicht – noch nicht. Aber so sensationell die Funde im einzelnen auch sein mögen, eines steht dennoch nach wie vor fest: Auch die Schwerinerinnen und Schweriner stammen „irgendwie“ vom Affen ab – und nicht umgekehrt …

Während man in der City engagiert „buddelte“, wurde woanders nicht das „Kriegsbeil ausgegraben“, dafür jedoch die „Friedenspfeife geraucht“.

Ein Indianer ohne Pferde - ein absolutes NO GO!Seitdem Schwerin eine angenehm rote Oberbürgermeisterin hat, fühlen sich auch gleich die „Rothäute“ aus dem gar nicht so goldenen „wilden Westen“ hier gleich um so heimischer. Seit 1995 besuchen die „Indianer“ um „Häuptling“ Wolfgang Kring nun schon die Landeshauptstadt, aber „noch nie“ war es so schön wie 2010. Das Indianerfest im Schweriner Zoo zwischen Bären-Anlage, verliebten Nashörnern, Tippis, Squaws (Schwerins Vorzeige-Damen Angelika Gramkow, Manuela Schwesig oder Dorin Müthel-Brenncke erschienen leider nicht im „Feder-Outfit“ …) und vielen Pferden war jedenfalls ein Erfolg. Nur Old Surehand und vor allem Winnetou fehlten … Aber mit über 80 mag man auch nicht mehr so viel reisen.

Das Freilichtmuseum in Mueß feierte seinen 40. ...Ganz so alt wie der berühmte Winnetou ist das Freilichtmuseum Schwerin noch nicht. Am 31.Juli wurde erst einmal der 40.Geburtstag gefeiert (Übrigens: Am 28.Juli 1970 wurde das Museum eröffnet). Honorige Persönlichkeiten gratulierten, die „Platt-Snacker“ zelebrierten gekonnt ihr Programm und am Abend heizte die Band „Kinder des Ostens“ den musealen Geburtstagsgästen so richtig ein. Tja, Mueß ist eben nicht nur wegen des Eises, sondern auch wegen des freilichtigen Museums immer einen Ausflug wert. Karpfen gibt es zur Silvester-Zeit dort, in der Nähe, ebenfalls.

Die Schlossfestspiele 2010 gingen am 01. August glanzvoll zu EndeSeit 17 Jahren gibt es inzwischen auch schon die Schlossfestspiele Schwerin. Und nach 23 glanzvollen Vorstellungen ging am 1.August „Die Macht des Schicksals“ zu Ende. Noch einmal wurde die italienische Flagge geschwungen – bevor es um Mitternacht hieß „Arrivederci, Verdi !“ – „Willkommen, lieber Freischütz 2011 !“ Und: „Jetzt muß jeder sein Schicksal wieder in die eigenen Hände nehmen …“

 ein Drachenboot in AktionÜbrigens: In knapp zwei Wochen findet der Mecklenburg-Vorpomern-Tag in Schwerin statt – unter anderem mit Jennifer Rush und mit „2raumwohnung“ sowie dem Drachenboot-Festival auf dem Pfaffenteich inklusive. Und dann folgen schon die Kabarettisten im Schweriner Speicher ab 19.August !

Schwerin bewegt …

Text und Fotos Marko Michels

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