Geschichtlicher Exkurs zwischen alten Gräbern

Schwerinern am Hofe eine Erinnerung bewahrt


Schwerin (SDS) • Sie waren Schneider oder und Maurer, Leibkoch oder Gärtner, Zofe oder Stallmeister. Das höfische Leben in der Residenzstadt Schwerin hat etlichen Menschen Arbeit gegeben. Viele dieser Bediensteten fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Alten Friedhof. Eine Führung wies Interessierten den Weg zu den Gräbern von bekannten und weniger bekannten Schweriner Persönlichkeiten.

Wer kennt die Schweriner am Hofe besser als der Großherzog selbst? Nun, er kann uns heute natürlich nicht mehr berichten, wer zu Zeiten seiner Regentschaft für welche Tätigkeit zuständig war. Aber es gibt jemanden, der anlässlich des Schweriner Schlossfestes alljährlich in die Rolle des mecklenburgischen Großherzogs Friedrich Franz II., der bis 1883 die Geschicke der Region lenkte, schlüpft: Mathias Schott, Vorsitzender des Schweriner Schlossvereins und wirklicher Kenner des Lebens am Hofe. Er führte am Sonnabend knapp 30 an der Stadtgeschichte interessierte Schweriner über den Alten Friedhof.

Denn hier erinnern unzählige Grabmale an bekannte und weniger bekannte Menschen, die einst am Hofe tätig waren.  Mathias Schott rief einige dieser Menschen mit spannenden Geschichten in Erinnerung. Beispielsweise den Hofgoldschmied Johannes Joost, den Architekten, Hofbaumeister und Demmler-Nachfolger Hermann Willebrand oder Friedrich von Maltzahn und seiner Frau Veronika. Der General führte für den kranken Großherzig Friedrich Franz III. lange Zeit die Regierungsgeschäfte. Von ihnen sind Grabmale auch heute noch auf dem Alten Friedhof erhalten. Ebenso von Bildhauer Heinrich Petters, welcher die Petermännchenfigur erschuf, oder von Hofmaler Theodor Schloepke, der Niklot mit Pferden auf einem Gemälde im Schloss verewigte. Die Auflistung zeigt, dass zu Zeiten der Großherzöge die Männer im öffentlichen Leben dominierten. Doch Mathias Schott erwies seine Reminiszenz auch einer weiteren bedeutenden Frau, die in Schwerin das soziale Umfeld inmitten des 19. Jahrhunderts förmlich reformierte: Ida Masius, Gründerin des Augustenstifts und einer Sonntagsschule für Mädchen, Stifterin des ersten Kinderkrankenhauses in Mecklenburg (Anna-Hospital) und Pionierin in der Alten- und Gesundheitspflege.

„Natürlich kann niemand genau sagen, wie viele bekannte Persönlichkeiten auf dem Alten Friedhof bestattet wurden. Es gibt mehr als 21.000 Grabstätten. Und jede von ihnen erinnert an Menschen, die in unserer Stadt gelebt haben“, sagt Regina Saß, Abteilungsleiterin Friedhof und Bestattung. „Ich freue mich sehr über das große Interesse der Schweriner, auch einmal auf dem Friedhof ein Stück Stadtgeschichte zu erkunden. Gruften, Gräber, Kapellen – es gibt hier bei einem Spaziergang eine Menge zu entdecken. Gern kommen wir dem Wunsch nach einer erneuten Führung zu den Schwerinern am Hofe nach und werden sobald wie möglich einen weiteren Termin organisieren“, kündigt  Regina Saß an. Sie lädt schon jetzt herzlich zur nächsten Veranstaltung anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Alten Friedhofs in Schwerin ein: Am 10. Juli stellen Wolfram Keßler und Steffi Rogin Wissenswertes über die Trauerkapelle auf dem Alten Friedhof in den Mittelpunkt eines Vortrages. Dieser beginnt um 18.30 Uhr in der Trauerhalle. Anschließend wird die Trauerkapelle besichtigt.

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