Die junge Stadtvertreterin über die Schweriner Politik und das politische Klima in der Landeshauptstadt M-V
Politische Frauen-Power und dazu noch gleichmäßig in allen politischen Lagern verteilt – das gibt es (fast) „ausschließlich“ in Schwerin. Nur vier Beispiele: Die neue Oberbürgermeisterin heißt Angelika Gramkow (Linkspartei), die neue Sozialministerin in M-V ist Manuela Schwesig (SPD). Seit Jahren engagiert sich zudem Silke Gajek (Bündnis 90/Die Grünen) in und für Schwerin. Ein politisches Talent ist aber auch die junge Christdemokratin Alexandra Vogel, die ebenfalls „ein Herz“ für Schwerin hat und Mitglied der CDU-Fraktion in der Schweriner Stadtvertretung ist.
Schwerin-News befragte Alexandra Vogel über ihre Arbeit in der Stadtvertretung, die Zukunft der CDU in Schwerin, das gegenwärtige „Klima“ in der Stadtvertretung und den Weggang ihrer Kollegin Manuela Schwesig.
Alexandra Vogel ist 25 Jahre, Kreisvorsitzende der Jungen Union Schwerin, Mitglied der Fraktion CDU/Liberale in der Schweriner Stadtvertretung sowie Mitglied u.a. in den Ausschüssen für Finanzen und Rechnungsprüfung bzw. im Ausschuss für Kultur, Sport und Schule.
„Das kollegiale Klima immer geschätzt !“
Frage: Alexandra, für die CDU war bis September 2007 die „politische Welt“ in Schwerin noch in Ordnung. Unangefochten stärkste Partei in der Stadtvertretung, OB Claussen war noch im Amt ebenso Stadtpräsident und Zukunftshoffnung Andreas Lange. Inzwischen ist eine „Menge“ geschehen – OB Claussen abgewählt, Andreas Lange zurückgetreten, Karla Pelzer verließ ihre Fraktion bzw. „heuerte“ bei der SPD „an“ und – passiert kein politisches „Wunder“ – droht ein immenser Stimmenverlust bei der nächsten Kommunalwahl 2009 für die Schweriner Christdemokraten.
Die CDU und ihre Konzeptionen – ein politisches „Auslaufmodell“ für die Landeshauptstadt ?
Alexandra Vogel: Die CDU ist die mitgliederstärkste Partei in Mecklenburg-Vorpommern. Als Vorsitzende der Jungen Union in Schwerin kann ich auch regen Zulauf feststellen. Allein im letzten Jahr haben wir circa 20 neue Mitglieder aufgenommen. Da von einem Auslaufmodell zu sprechen, wäre wohl stark übertrieben. Wichtig für die Partei ist es meiner Meinung nach, sich weniger mit sich selbst zu beschäftigen und die Sorgen der Bürger in den Mittelpunkt zu stellen.
Frage: Im SPIEGEL vom 29.September wird auch über die Kooperationen von CDU und Linkspartei in Ostdeutschland berichtet sowie über ehemalige „Blockflöten“ der Ost-CDU. Auch Schwerin ist Gegenstand des SPIEGEL-Beitrages. Über die vermeintliche „Gerd(t)-Show“, die angeblich stille Zusammenarbeit zwischen Schweriner CDU- Fraktion und Linkspartei-Fraktion sowie deren Protagonisten Gert Rudoll und Gerd Böttger beschäftigt sich dieser Artikel relativ ausführlich.
Wird Schweriner Politik nun tatsächlich – versteckt – in den „politischen Hinterzimmern“ betrieben ?
Alexandra Vogel: Ich bin seit 2004 Mitglied der Stadtvertretung in Schwerin und habe das kollegiale Klima in der Stadtvertretung immer sehr geschätzt. Wenn wir ehrlich sind, dann sollte es allen Stadtvertretern um eine Sache gehen: Schwerin voranzubringen! Sicher gibt es Themen, die parteipolitisch besetzt sind. Zum Beispiel die Erhöhung der Gewerbesteuer, gegen die sich die CDU-Fraktion stellt und auch weiterhin stellen wird. Es gibt keine absolute Mehrheit einer Partei und so müssen auch in der Schweriner Stadtvertretung Mehrheiten gesucht werden. Ich würde mich weigern, einen guten Antrag abzulehnen, nur weil er von einer anderen Partei eingebracht wurde und hoffe, dass jeder andere Kommunalpolitiker das genauso sieht. Wenn man sich die Beschlüsse der letzten vier Jahre anschaut, dann wird man schnell feststellen, dass es immer wieder wechselnde Mehrheiten gegeben hat. Wenn man die Ausschussarbeiten als „Hinterzimmer“ bezeichnet, weil sie in der Öffentlichkeit wenig stattfinden, dann wird die Politik dort gemacht. Denn da gehört sie auch hin.
Frage: Inzwischen hat Schwerin eine neue Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow. Die Wahl-Empfehlung der Schweriner CDU für Dr. Gottfried Timm blieb beim Wähler ungehört, nachdem sich Ihr Kandidat Hans-Peter Kruse zwar achtbar schlug, aber „nur“ Rang drei belegte. Was erwarten Sie von der neuen Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow. Nach den politischen Gefechten in Schwerin der letzten Monate nach der Devise „Jeder gegen Jeden“: Kann es da eine konstruktive Zusammenarbeit geben ?
Alexandra Vogel: Ich hoffe für Schwerin, dass eine konstruktive Zusammenarbeit möglich ist. Dafür müssen sich aber alle politisch Aktiven in dieser Stadt wieder auf das Ziel: Schwerin voran zu bringen, konzentrieren. Ich halte Frau Gramkow für eine kompetente Frau und schätze sie. Ich denke aber, dass Schwerin ein Oberbürgermeister, mit Namen Hans-Peter Kruse besser getan hätte. Vor allem, wenn ich mir die Probleme Schwerins hinsichtlich Wirtschaftsansiedlungen ansehe. Investoren werden jetzt wohl noch einen größeren Bogen um Schwerin machen.
Frage: Eine Kollegin aus der Schweriner Stadtvertretung, die SPD-Fraktionsvorsitzende Manuela Schwesig, wird Sozialministerin und ist mit 34 sogar die jüngste Ministerin Deutschlands. Trauen Sie persönlich der früheren Kollegin diese Aufgabe zu? Wird „frau“ da nicht neidisch und fragt in Richtung eigener Partei – das hätte Euch für mich ja auch einfallen können?! Und: Trotz der politischen Gegnerschaft – wünschen Sie Frau Schwesig dennoch „alles Gute“ ?
Alexandra Vogel: Ich habe Frau Schwesig als zielstrebige Frau kennen gelernt und bin daher wenig überrascht, dass sie ihren Weg ins Land gefunden hat. Sicherlich ist es in Mecklenburg-Vorpommern immer noch einfacher als in den alten Bundesländern schnell in hohe Funktionen zu kommen. Ich wünsche Frau Schwesig für ihren Weg alles Gute und hoffe, dass sie Schwerin und die Probleme nicht vergisst.
Frage: Sie sind ja ebenfalls eine große Zukunftshoffnung Ihrer Partei. Welche Ambitionen hegen Sie für die nächste Zeit?
Alexandra Vogel: Für mich stand schon frühzeitig fest, dass ich es nicht anstrebe, Politik in der ersten Reihe zu machen. Ich habe mich daher auch für das „politikfreie“ Studium Informationstechnologie entschieden. Ich werde in diesem Jahr meinen Studienabschluss machen und mich nach einem guten Job umsehen.
Ich denke es muss auch immer „Politiker“ geben, die Politik aus einem anderen Selbstverständnis heraus machen, als möglichst schnell, möglichst hohe Ämter zu bekleiden.
Infos zur Schweriner CDU
Die CDU Schwerin erzielte bei den letzten Kommunalwahlen 2004 31 Prozent der Stimmen und wurde damit stärkste Partei in der Landeshauptstadt M-V.
Von 2002 bis zur dessen Abwahl 2007 stellte die CDU mit Norbert Claussen den Oberbürgermeister. Seit Januar 2008 amtiert Stephan Nolte (CDU) als Schweriner Stadtpräsident. Neuer Landesvorsitzender der Jungen Union M-V, dem mitgliederstärksten Jugendverband in M-V, welcher der CDU nahe steht, ist seit Anfang Oktober 2008 Marc Reinhardt.
Legendäre Persönlichkeiten der CDU in M-V und auch in Schwerin waren nach Kriegsende u.a. Werner Jöhren, Fraktionsvorsitzender der CDU im Schweriner Landtag und späterer Leiter des CDU-Ostbüros, der gesamtdeutschen Widerstandsbewegung der CDU gegen das SED-Regime, der stellvertretende Landesvorsitzende Hans Krukenmeyer oder Wirtschaftsminister Siegfried Witte, die sich selbstlos gegen die Stalinisierung der Gesellschaft in Mecklenburg ab 1945/46 einsetzten. Zwischen 1946 und 1952 wurden ca. 7000 Christdemokraten, auch aus Schwerin, inhaftiert, ermordet, Repressalien ausgesetzt und mussten aus politischen Gründen Mecklenburg und Vorpommern verlassen, da sie die kommunistischen Hegemonieansprüche nach 1945 ablehnten.
M.Michels
F.: mm (1), A.V./privat (1)
> „Schwarz-blondes PS“: Wer Lust und Laune auf Politik allgemein und die Junge Union Schwerin speziell hat, der sollte unbedingt die Seite www.ju-sn.de besuchen. Dort gibt es jede Menge Veranstaltungstermine und Infos.
Außerdem hat die Junge Union einen Blog, der unter http://ju-schwerin.blog.de/ zu finden ist. Auch dort kann und darf kräftig mitdiskutiert werden – sogar mit „konservativen“ Blondinen ! 😉
