Günstige Winde für den Segelsport in Schwerin seit 130 Jahren

Die Anfänge des organisierten Segelns in der Landeshauptstadt

Der Segelsport ist in M-V, speziell in Schwerin, im Trend.Große segelsportliche Wettkämpfe stehen auf dem Schweriner See unmittelbar bevor: So finden vom 30.April bis 2.Mai der Sparkassen-Cup und vom 8.Mai bis 9.Mai die Schweriner Frühjahrsregatta, die vom Schweriner Yacht-Club veranstaltet werden, statt.

Segelsport ist ohnehin als Wettkampfsport weltweit seit Jahrhunderten „in“. Auch Schwerin hat eine imposante Segel-Tradition. Schwerin-News blickt zurück …

Das Segeln als Wettkampfsport wurde nachweislich seit dem 16.Jahrhundert betrieben. Im Jahr 1588 tauchte im englischen Cowes eine „Lustyacht“ als neuer Bootstyp auf. Auf der Themse von Greenwich nach Gravesand fand 1661 die erste Regatta statt. Auch die Deutschen zeigten sich vom Segelsport begeistert: Friedrich I. brachte 1705 eine prunkvolle Yacht aus Holland auf der Spree zu Wasser.

Auf der „grünen Insel“, auf Irland schlug die Geburtsstunde des Vereinslebens im Segelsport – mit dem „Cork Harbour Water Club“ entstand dort 1720 der erste Segelverein der Welt. In Deutschland sollte die erste segelsportliche Vereinsgründung noch „etwas“ dauern: Erst 1835 wurde mit der Stralauer Tavernen-Gesellschaft der erste deutsche Segel-Verein geschaffen. Fünfzehn Jahre später – 1850 – fand dann auf der Hamburger Alster die erste deutsche Segel-Regatta statt.

Aufgrund seiner Seenlandschaft war auch die mecklenburgische Landeshauptstadt Schwerin für die Ausübung des Segelsportes geradezu prädestiniert. Die Anfänge des organisierten Segelsportes in Schwerin liegen vor allem im so genannten Schweriner Regattaverein, der aus dem im Jahre 1883 gegründeten Segel- und Ruderverein hervorging.

Der Segelsport ist in M-V, speziell in Schwerin, im Trend.Im Anschluß an eine Regatta des Segel- und Rudervereins zu Schwerin im September 1894 machte der begeisterte Segler und Druckereibesitzer Herberger den Vorschlag zur Trennung der Interessengemeinschaft des Ruder- und Seglervereins, da dieser nach seiner Auffassung die Belange der Schweriner Segler nicht ausreichend genug vertrat. Herberger äußerte seine Meinung am Rande einer Preisverteilung am 1.9.1894 im Schweriner „Casino“. Sofort waren 40 anwesende Segler bereit, dem neu zu gründenden Verein beizutreten.

Bereits am 13.Oktober 1894 kam es zur Gründung des „Schweriner Segler-Vereins“; damit war auch der Segelsport in Schwerin eigenständig organisiert.
Allerdings hatten sowohl der Schweriner Segler-Verein als auch die Schweriner Ruderer noch weiterhin eine gemeinsamen finanziellen Etat, eine gemeinsame finanzielle Führung des Haushaltes. Von den jährlichen Mitgliedsbeiträgen in Höhe von einer Mark wurden 50 Pfennige an den Ruderclub abgeführt. Erst am 14.März 1903 erfolgte dann ebenfalls die endgültige Trennung im finanziellen Bereich.

Zu diesem Zeitpunkt zählte der Schweriner Segler-Verein knapp 100 Mitglieder. Lange Jahre war Großherzog Friedrich-Franz IV. Protektor und Ehrenmitglied des Vereins.
Bemerkenswert ist die Mitgliederentwicklung des Vereines bis 1919. So gehörten dem „SSV“ im Jahr 1910 schon 63 ausübende Mitglieder an, während es im Jahr 1919 sogar 145 aktive Segler waren – und auch die passiven, unterstützenden Mitglieder konnten einen beachtlichen Zuwachs verzeichnen. 160 unterstützende Mitglieder wies der „SSV“ 1910 auf. Neun Jahre später hatten die Schweriner Segler 213 „Passive“ in ihren Reihen. Besonders beachtlich ist die Tatsache, daß sowohl aktive als auch passive Schweriner Segel-Anhänger aus allen sozialen Schichten stammten, denn im „restlichen“ Deutschland war der Segelsport eher etwas für die „höheren Einkommensklassen“ …

Doch nicht nur bei der Mitgliederwerbung hatten die Schweriner Segler außerordentliche Erfolge. Beim Aufbau einer eigenen Vereinsstruktur, gerade bei der Schaffung entsprechender Bootshäuser, war der Verein äußerst engagiert. So erfolgte im November 1904 die Gewährung von Bauterrain für Bootshäuser seitens des Großherzogs. In einem Schreiben vom 28.05.1907 wird dazu berichtet, daß die Vorarbeiten zum Bootshausbau fast beendet seien und mit dem Bau bald begonnen werden könne.
Aufgrund der unerwartet hohen Baukosten für die Pfahlrammung und Befestigung des schlechten Untergrundes wurden „unterschiedlich auslotbare“ Anteilscheine an die Mitglieder ausgegeben, um so auch die „Kreditwürdigkeit“ gegenüber den Schweriner Geldinstituten absichern zu können.

Der Segelsport ist in M-V, speziell in Schwerin, im Trend.Am 6.10.1907 war es dann endlich soweit: Das erste Schweriner Seglerbootshaus auf der „Schwanenhorst“ konnte feierlich eingeweiht werden. Das Gelände wurde übrigens vom Protektor, dem Großherzog, kostenlos zugewiesen.
Auch organisatorisch erwarb der „SSV“ deutschlandweit viel Renommee. Die jährlichen Segel-Regatten, z.B. die sogenannten „Concurrenzen“ bei den Bootstypen „Schwertboot“, „Kielboot“ oder Fischerkahn“, waren stets gut besucht.

Allgemein setzte in „deutschen Landen“ ein reges Vereinsleben im Segelsport ein. Da die Binnensegler im Vergleich zu den Hochsee-Seglern, die im Deutschen Segler-Verband organisiert waren, andere sportliche Interessen hatten, gründeten die Binnen-Segler ihre eigene nationale Interessen-Vertretung. Auf Initiative und unter Beteiligung des Schweriner Seglers Wiese wurde am 30.3.1912 im Marinehaus Berlin der Deutsche Segler-Bund gegründet. Im gleichen Jahr trat der Schweriner Segler-Verein dem „DSB“ bei und avancierte 1913 mit 100 aktiven und 200 unterstützenden Mitgliedern zum stärksten Verein innerhalb des Deutschen Segler-Bundes.

Sehr großen Anteil an dieser für den „SSV“ erfreulichen Bilanz hatten insbesondere die führenden Vorstandsmitglieder Gust Mecklenburg, Dr. August Piper sowie Robert Valentin.

Marko Michels (M.Michels „Die Entwicklung des Schweriner Sportes von 1850 bis 1950“ – Chronik, Dokumente, Fotos / SSB Schwerin 2000)

Fotos: Michels

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