Gut gebowlt, ist halb gewonnen …

Nachgefragt bei Schwerins Bowling-Ass Reingard Hagemann

Eine ruhige „Kugel“ (Ball) wird beim Bowling keineswegs geschoben. Auch dort ist Athletik, Fitness, Intellekt und Konzentration gefragt – wie in anderen Sportarten auch. Bowling ist ohnehin sehr traditionsreich – national wie international. Seit 1923 gibt es Weltmeisterschaften für Männer, seit 1963 auch für Frauen. Zwischen 1963 und 2011 waren bei den Damen die USA mit 16 x Gold und insgesamt 51 Medaillen am erfolgreichsten Dagegen konnten die Schweden bei den Herren seit 1954 bis 2011 die „Pole Position“ mit 18 x Gold und insgesamt 38 Medaillen erobern. Seit den ersten World Games, den Weltspielen in den nichtolympischen Sportarten, 1985 in London ist Bowling außerdem in deren Wettkampfprogramm. Auch 2013 wird es für die Bowlerinnen und Bowler bei den World Games in Cali wieder spannend.

Spannend ging es auch bei den Bowling-Landesmeisterschaft 2012 zu. Dabei präsentierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des BC Schwerin in ausgezeichneter Form. 6 x  Gold, 3 x Silber und 4 x Bronze lautete hier die Ausbeute für die Landeshauptstädterinnen und Landeshauptstädter. Drei Titel sicherte sich Andre Riess, zwei Titel holte Franziska Zirr. Reingard Hagemann wurde im Doppel zusammen mit Franziska Zirr Landesmeisterin, dazu gab es für Reingard Silber im Damen-Einzel. Nur die Rostockerin Stefanie Rose war vor ihr. Im Landespokal siegte ebenfalls das Team vom BC Schwerin.

Nachgefragt bei Reingard Hagemann, Jahrgang 1985

„Meck-Pomm ist schon ein ambitioniertes Bowling-Land…“

Frage: Reingard, auch das Bowling-Jahr 2012 ist auf der Zielgeraden. Wie lautet Dein persönliches sportliches Resümee?

Reingard Hagemann: Ich würde mein Sportjahr „zweiteilen“. Einerseits gab es das Bowlen: Dort konnte ich mehrere Medaillen bei den Meisterschaften erkämpfen und gewann mit meinem Team den Landesmeistertitel in der Oberliga. Damit waren wir berechtigt, an den Aufstiegsspielen für die zweite Bundesliga teilzunehmen, die im März 2012 in Rostock stattfanden. Den Aufstieg haben wir ganz knapp leider um gerade einmal sechzehn Pins verpasst!

Doch auch nach vier Spieltagen der laufenden Saison liegen wir wieder auf Platz eins und sind somit auf dem besten Weg, den Aufstieg erneut in Angriff zu nehmen. „Bowling-technisch“ also war es alles in allem ein erfolgreiches Sportjahr.
Andererseits aber gab und gibt es auch noch den Sport, den ich für mich persönlich mache, um fit zu bleiben, meine Körperhaltung zu stärken und Muskeln aufzubauen, die ich unter anderem zum Bowlen benötige. In dem Bereich habe ich im letzten Jahr leider nicht mehr ganz so viel trainieren können wie noch im Jahr zuvor. Die Zeit hat dafür leider oft nicht mehr gereicht, aber ich hoffe, dass ich dieses schon in den nächsten Wochen wieder ändern kann.

Frage: Wie beurteilst Du die Leistungsentwicklung im Bowling-Sport 2012 in M-V. Wer konnte bei den Wettkämpfen, nicht nur bei den Landesmeisterschaften, besonders überzeugen?

Reingard Hagemann: Nachdem Mecklenburg-Vorpommern als Bowling-Land jahrelang ein wenig belächelt wurde, sind wir mittlerweile gar nicht mehr so unbekannt in Deutschland. Im November 2011, zum Beispiel, konnte die Landesauswahl der Herren bei den deutschen Ländermeisterschaften einen grandiosen zweiten Platz erspielen.

Auch in diesem Jahr ging die Erfolgsserie von Mecklenburg-Vorpommern weiter, indem sich Stefanie Rose vom 1. BC Rostock bei den deutschen Einzelmeisterschaften der Aktiven den fünften Platz erbowlte und damit M-V nicht nur einen zusätzlichen Startplatz im Einzel für das kommende Jahr sicherte, sondern auch ihre tollen Leistungen der vergangenen Jahre krönte. Mit ihrer Mannschaft spielt sie schon die zweite Saison in der zweiten Bundesliga und ich bin sicher, dass Mecklenburg-Vorpommern und auch mein Verein, der BC Schwerin, weiterhin in Deutschland erfolgreich sein werden.

Frage: Du studierst ja in Potsdam. Ist da ein regelmäßiges und intensives „Bowling-Training“ möglich? Wie läuft es „studientechnisch“ für Dich?

Reingard Hagemann: Es ist nicht so, dass Potsdam daran schuld wäre, aber ich trainiere seit mehreren Jahren nicht mehr regelmäßig. Die Technik im Bowlen ist wie Fahrradfahren: Das verlernt man nicht. Wenn man die Technik erst einmal verinnerlicht hat, dann muss man eher dafür sorgen, den Körper so zu trainieren, dass er die Technik unterstützen kann. Jedenfalls ist dieses bei mir der Fall, denn durch gezielten Muskelaufbau habe ich nun eine körperliche Stabilität erreicht, die mir beim Bowlen unheimlich weiter hilft.

Beim Studium befinde ich mich mittlerweile im vorletzten Semester und hoffe, dass ich Ende 2013/Anfang 2014 meinen Abschluss machen werde!

Frage: 1985, Deinem Geburtsjahr, stand Bowling das erste Mal im Programm der World Games. Im nächsten Jahr finden die Wettkämpfe in Cali statt. Wie beurteilst Du das internationale Kräfteverhältnis im Bowling?

Reingard Hagemann: Nun ja, daran ändert sich seit Jahren nicht sehr viel. Manchmal wechseln die Namen der erfolgreichen Spielerinnen und Spieler, die Nationen aber bleiben größtenteils die gleichen: die USA, Schweden, Finnland, die Niederlande, Korea usw..
Aber auch die Deutschen schlagen sich immer wieder gut! Ich glaube, dass auch Deutschland zu den großen erfolgreichen Bowling-Nationen gehört. Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Gerade im Moment steht mit Janine Gabel auch wieder eine deutsche Bowlerin im Round-Robin-Finale des „Qubica AMF-Worldcups“.

Frage: Das Jahr ist im Schlussspurt. Welche Sportlerinnen und Sportler beeindruckten Dich 2012?

Reingard Hagemann: Ganz allgemein kann ich sagen, dass mich Sportler beeindrucken, die ihre Kritiker Lügen strafen, die sich beweisen, sich harten Aufgaben stellen. …Wie zum Beispiel die Spieler des FC Bayern München! Sie spielen bisher eine grandiose Saison und traten gestärkter aus den „Niederlagen“ der letzten Saison hervor, als je zuvor. Für mich persönlich haben sie in der letzten Saison nicht drei Titel verspielt, sondern haben sich dreimal ins Finale gespielt.

Auch Michael Phelps aus den USA hat bei den Olympischen Spielen wieder einmal allen gezeigt, dass er eben doch noch schwimmen „kann“ – und das gar nicht so schlecht (Anmerkung: Bei den olympischen Schwimm-Wettkämpfen in London 2012 gewann Michael Phelps viermal Gold und zweimal Silber. Seine olympische Bilanz beträgt damit 18 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze – unangefochten die Spitzen-Position. M.M.).

Genau wie die russische Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa. Nach ihren „Salti Nullo“ hat sie nicht aufgegeben. Zwar siegte sie bei den Olympischen Spielen 2012 in London nicht, schaffte es aber immerhin auf Platz drei – für mich in dem Fall ein Erfolg.

Nicht zu vergessen natürlich auch Usain Bolt, der einmal mehr alle in Grund und Boden „rannte“…  Wahrscheinlich könnte ich auch noch eine ganze Weile so weitermachen, aber das waren zunächst die wichtigsten!

Dann weiterhin beste Erfolge auf der Bowlingbahn, im Hörsaal, im persönlichen Bereich und anderswo! Schöne Feiertage im Dezember und einen optimalen, feucht-fröhlichen Jahreswechsel 2012/13!

Marko Michels

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