Handball aktuell: Keine Sensation für die TSG !

Wismar muß in die Regional-Liga …

26:35 zu Hause gegen den HSC 2000 Magdeburg !

Danke bei den Fans ...Nach fast 40 Jahren Dauer-Zugehörigkeit zur zweiten oder ersten Liga in der DDR wie im „wieder vereinten Vaterland“ heißt es für die TSG-Damen nun, sich (vorerst) in die Regional-Liga zu verabschieden.

Das Unfassbare aus handballsportlicher Sicht in M-V ist also eingetreten – die TSG muß absteigen.

Zwar waren auch im letzten Bundesliga-Heimspiel – für die nächsten 12 Monate – Kampfgeist und Siegeswillen vorhanden, allein die Durchsetzungskraft und das spielerische Vermögen fehlten.

Magdeburg vs. WismarErneut, wie schon in vielen Spielen zuvor, konnte man die ersten dreißig Minuten gut mithalten (14:14), um dann innerhalb kurzer Zeit „einzubrechen“. So wurde binnen 12 Minuten aus einem 17:18 (36.Minute) ein 20:27 (48.Minute) – die Vorentscheidung.

Am Ende gab es eine deutliche 26:35-Niederlage.

Franca KühneBeste Torjägerinnen auf Wismarer Seite waren Franca Kühne (9 Treffer), Jessica Oldenburg (8 Treffer) und Anne Herrmann (5 Treffer). Außerdem war die Schwerinerin „in Wismarer Diensten“, Stefanie Laas, Berith Kulow und Jenny Kehl je einmal erfolgreich.

Fazit: Die TSG hatte in dieser Spielzeit zwar einen der besten Angriffe (Dritte mit insgesamt 640 Treffern), hatten mit Jessica Oldenburg (16 Jahre) die beste Nachwuchsspielerin und mit Franca Kühne die beste Torjägerin der Staffel Nord (160 Treffer), zugleich war Wismar leider die „Schießbude“ der Liga mit „sage und schreibe“ 718 Gegentreffern …

„Der Wismarer Handballsport ist meine Leidenschaft !“

Zur Saison 2007/08, ihrem Amtsantritt und die kommenden Herausforderungen unterhielt sich Schwerin-News mit TSG-Trainerin Diana Sperling

Frage: Diese Saison war eine Achterbahn-Fahrt der Gefühle. Mit Goalgetterin Luda Yermachek ging es anfangs noch steil nach oben, ohne sie – aufgrund ihrer Schwangerschaft – steil nach unten.

„Ein Happy-End“ gab es für Wismar nun nach der Niederlage gegen Magdeburg nicht mehr. Nach fast vier Jahrzehnten zweite oder sogar erste Liga (DDR-Zeit und gesamtdeutsche Entwicklung einbezogen) geht es in die Regional-Liga und das, obwohl in Wismar auch Weltmeisterinnen wie Heike Dombrowski groß wurden …

Kann man in solchen, alles andere als erfreulichen, Momenten, eine erste spielerische Analyse vornehmen ?

Diana SperlingDiana Sperling: Natürlich, ausnahmsweise für Schwerin-News, kann man das machen … Wenn die Saison mit 11 Spielerinnen begonnen wird und davon – durch Verletzungen, Schwangerschaften und kurzfristiges Karriere-Ende – vier Stammspielerinnen „wegfallen“, dann wird es ungemein schwierig.

Zumal eine weitere Spielerin, wie Claudia Duhr, infolge ihrer Ausbildung bei der Bundeswehr oftmals beim Training fehlen mußte. – Die Hälfte des Kaders also unfreiwillig „gecancelt“ – das ist schon eine prekäre Situation.

Die A-Jugend-Spielerinnen, die das Team dann „auffüllen“ mußten, waren leider noch nicht so weit, hatten noch nicht die Klasse und die Erfahrung die zweite Liga zu verteidigen.

Unter normalen Umständen wären sie erst in zwei oder drei Jahren fest in den Elite-Kader gekommen … Zugänge werden in der nächsten Saison daher absolut notwendig: Mit bis zu drei neuen Spielerinnen rechne ich.

F.Kühne/J.Oldenburg (vorn)Frage: Der Angriff war top, der Nachwuchs der TSG gut drauf (Hat hervorragende Chancen auf das Finale der Nachwuchsmeisterschaft des norddeutschen Handballverbandes !), es gab mit Franca Kühne, Jessica Oldenburg oder Anne Herrmann Einzelspielerinnen der Extra-Klasse.

Viele positive einzelne „Mosaiksteinchen“, aber kein kompaktes Team und eine Abwehr, die 2007/08 meistens desolat wirkte.

Was muß an Sofort- wie langfristigen Maßnahmen „auf den Weg gebracht“ werden, damit die TSG bald wieder in Liga 2 mitspielt ?

Diana Sperling: Die Kondition der Spielerinnen muß unbedingt verbessert werden. Dem Team fehlt der „lange Atem“, um 60 Minuten erfolgreich zu bestehen.

Ein entsprechendes Training wird daher unabdingbar. Auch das Abwehr-Verhalten ließ zu wünschen übrig. Das 6:0 -System passte einfach nicht. Ich bin schon froh, wenn wir bei unserem kleinen Kader zwei bis drei Blöcke aufgestellt werden können …
Die anderen Mannschaften sind jedoch in der Lage, bis zu 10 (Abwehr-)Blöcke zu präsentieren !

Ansonsten werden wir wohl alle Spielerinnen halten können – es gibt nur eine „Wackelkandidatin“ !

Frage: Jede Saison lebt von dem Kampfgeist, vom Ausnahme-Niveau einzelner Spielerinnen. Trotz des unbefriedigenden Ausgangs der Spielzeit 2007/08: Welche Spielerinnen würden Sie dennoch für ihren Einsatz auszeichnen ? Was bleibt auch an „guten Momenten“ 2007/08 ?

Steffi Laas aus SchwerinDiana Sperling: Sehr vorbildlich und kämpferisch waren Franca Kühne, Anne Herrmann, Steffi Laas oder Eva-Maria Kollecker, die die Mitspielerinnen immer wieder mitrissen, sich nie hängen ließen – trotz Verletzungen oder beruflicher Verpflichtungen – und nie aufsteckten.

Sie sorgten stets für eine optimistische Grundstimmung, sie verausgabten sich, bissen die Zähne zusammen und gaben alles, um den „Laden“, das Team der TSG, zusammenzuhalten. Chapeau den Vier ! Ähnliches gilt für unsere Torhüterinnen Mascha Bratenkowa und Antje Borkowski …

Und es gab Spiele wie gegen Spitzenreiter Dortmund (zu Hause / nur knapp 25:26 verloren – Anm.d.R.) oder gegen das starke Team aus Halle (auswärts mit Unentschieden), in denen die TSG ihr „wahres Gesicht“ zeigte: spielerischen Glanz und nie endenden Kampfgeist !

Frage: Sie selbst waren, nach der Trainer-Entlassung von Lutz Gau, „Not-Helferin“ in schwierigster Ausgangslage, mußten bei der TSG „erste Hilfe“ leisten. Einige Reaktionen aus dem TSG-Umfeld waren seitdem nicht immer erfreulich …

Fühlen Sie sich manchmal „verheizt“, „im Stich gelassen“ – von einigen Spielerinnen wie von einigen „Experten“ ?

Die TSG (inDiana Sperling: Natürlich gab es manchmal Momente, in denen ich mich fragte, war meine Entscheidung, Trainerin der ersten Mannschaft (Anm.d.R.: Diana Sperling trainiert auch die A-Jugend der TSG Wismar !) zu werden, „richtig“. Ich hätte es mir ja einfach machen können und sagen: „Nee, macht euer Ding doch allein …“.

Allerdings, ich hänge mit (fast) dem ganzen Herzen an der TSG, ich mag diese handballsportlich verrückten Wismarer und ich liebe den Wismarer Handballsport ganz einfach zu sehr, so dass ich mich für den schwierigen Job entschied.

Das Handball-Team der TSG Wismar ist schon meine Leidenschaft – das war so als aktive Spielerin und gilt erst recht als Trainerin !
Nein, die Entscheidung bei einem so traditionsreichen Verein als Trainerin arbeiten zu dürfen, bereue ich nicht – auch in einer so „bitteren Stunde“ nicht !!

Frage: Viele Spielerinnen haben weiterhin berufliche Verpflichtungen, sind in der Ausbildung – „verstreut“ in ganz M-V.

Das macht das Training und die Spiel-Vorbereitung bei der TSG so ungemein schwierig. Sind Sie dennoch optimistisch, dass der sofortige Wiederaufstieg in die zweite Liga gelingt ?

Franca Kühne (m.)Diana Sperling: Vieles hängt davon ab, wie der Kader für die Spielzeit 2008/09 aussehen wird. Aber der sofortige Wiederaufstieg in die zweite Liga ist „absolutes Ziel“, aber kein „Selbstläufer“ !

Danke für das Gespräch und viel Glück !

Marko Michels

STATISTISCHES

12. TSG Wismar – 23 Spiele – 640 Treffer – 718 Gegentore – 11:35 Punkte

Letztes Saison-Spiel: auswärts gegen Recklinghausen am 26.04.2008 !

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