Handwerklich zurück- und ausgeblickt

Die Handwerkskammer Schwerin 2011/12 – Nachgefragt bei Hauptgeschäftsführer Edgar Hummelsheim

Mecklenburg-Vorpommern – ein natürliches, armes, um nicht zu sagen – glaubt man aktuellen Studien – auch geistloses Bundesland?! Zumindest, was einige aktuelle Entwicklungen betrifft, kann diese „Erkenntnis“ nicht „so ganz stimmig“ sein.

Sportliche, kulturelle und gesellschaftliche Erfolge – auch das gibt es im Nordosten. Ob Stefan Nimke, der Rad-Olympiasieger 2004, Franziska Goltz, die für Olympia 2012 bereits qualifizierte Seglerin, Ramona Brussig, die Paralympics-Siegerin 2004 im Judo, Mathias Büring, der Top-Azubi M-V 2011, Katharina Schlutt, die beste Gesellin Deutschlands 2011 im Bereich „Orthopädiemechanik“, die Schauspielerin und Sängerin Jana Kühn, der Schauspieler und neue Tatort-Kommissar Devid Striesow, die Ballett-Tänzerin Davina Kramer, und, und, und – sie alle stehen für ein erfolgreiches und weltoffenes M-V.

Aber wie sieht es im Bereich Handwerk und Ausbildung wirklich in M-V, speziell in Schwerin, aus?

Nachgefragt bei Edgar Hummelsheim, dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin

„Handwerk jammert nicht, Handwerk packt an …“

Frage: M-V wird ja medial oft als das bräsige Bundesland dargestellt, Schwerin oftmals als Provinzstadt. Wie lautet da Ihre „handwerkliche Argumentation“?

Edgar Hummelsheim: Wer das behauptet, war offensichtlich noch nie hier oder legt die falschen Maßstäbe an. Ein Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern erfordert mehr Beweglichkeit und Flexibilität als eine Metropole, in der man alles vor der Haustür hat. Darüber hinaus wüsste ich nicht, warum man die Hamburger oder Berliner um vollere Straßen, schlechtere Luft, höhere Preise und mehr Hektik beneiden sollte?

Frage: Gerade die oft gescholtene „Jugend von heute“ feiert handwerkliche Erfolge, wie die Beispiele von Mathias Büring (Elmenhorst) oder Katharina Schlutt (Schwerin) zeigen. Wie beurteilen Sie die Azubis von heute? Gibt es wirklich bei einigen so große Defizite?

Edgar Hummelsheim: Zur Realität gehören beide Seiten. Wir haben im Handwerk sehr viele gute Azubis, die fachlich tolle Leistungen vollbringen und starke Persönlichkeiten sind. Die wissen schon frühzeitig, wo ihre Stärken liegen und wo sie noch hin wollen. Es gibt aber auch die anderen, die durch Probleme in der Schule oder ein schwieriges soziales Umfeld mit einem Handicap an den Start in ihre berufliche Zukunft gehen. Für diese gibt es spezielle Hilfen und Unterstützung, sie müssen das aber auch wollen.

Frage: Das Jahr geht allmählich zu Ende. Wie lautet ein erstes Resümee der Handwerkskammer Schwerin für das zurückliegende Jahr?

Edgar Hummelsheim: In diesem Jahr hat unser Handwerk die beste Konjunktur seit 20 Jahren erlebt und das trotz internationaler Finanz- und Eurokrise. Das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern ist eine robuste und solide aufgestellte Wirtschaftsgruppe, die jungen Menschen in der Heimatregion und gut ausgebildeten Fachkräften sehr gute berufliche Aussichten und attraktive Karriereperspektiven bietet.

Frage: Im Handwerk von M-V, gerade in Schwerin, überwiegt der Optimismus für 2012 ?

Edgar Hummelsheim: Da noch nicht einmal mehr die Wirtschaftsexperten längerfristige Prognosen wagen, ist eine Einschätzung schwer zu treffen. Aufgrund der Erfahrungen in den letzten beiden Jahren sind wir aber grundsätzlich optimistisch, zumal viele Betriebe schon einen großen Auftragsvorlauf für 2012 haben. Darüber hinaus gilt immer: Handwerk jammert nicht, Handwerk packt an.

Dann auch 2012 beste Erfolge für Sie und die Handwerkskammer Schwerin!

M. Michels

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