Herausforderungen im Frauen-Handball

Zwischen Schwerin und Kroatien/Ungarn

Das Jahr 2014 geht „peu a peu“ ins Finale. Bis dahin erwarten uns aber noch jede Menge sportliche Events, vor allem im obligatorischen Ski- und Eissport. Doch auch im Frauen-Handball bleibt es ereignisreich.

Die traditionsreichen Frauen-Teams aus Mecklenburg-Vorpommern hatten in der Saison 2014/15 bereits zahlreiche Einsätze in ihren Ligen. So führt in der „Oberliga Ostsee-Spree“ der Rostocker HC klar die Tabelle an. Die SV Fortuna`90 Neubrandenburg belegt dort Platz sieben. In der dritten Liga gibt es hingegen den spannenden Dreikampf der SV Werder Bremen, der HSG Kropp/Tetenhusen und der TSG Wismar um die „Pole Position“. Die Mädels von Grün-Weiß Schwerin sind hier auf Platz dreizehn zu finden. Es bleibt also noch viel Luft nach oben.
Die zweite Mannschaft der Grün-Weißen führt indes die Tabelle der MV-Liga an, ist nach sieben Spieltagen noch ungeschlagen.

Handball-EM im Blick

Hinten von links: Kim Naidzinavicius, Susann Müller, Anja Althaus, Laura Steinbach, Mannschaftsarzt Dr. Matthias Klepsch, Physiotherapeutin Edith Pastoors, Co-Trainer Maik Nowak, Bundestrainer Heine Jensen, Athletiktrainer Øyvind Rønhovde, Physiotherapeut Paul Jacob, Franziska Mietzner, Shenia Minevskaja, Nadja Nadgornaja, Saskia Lang. - Vorn: Marlene Zapf, Natalie Augsburg, Anna Loerper, Kerstin Wohlbold, Jana Krause, Clara Woltering, Maike Schirmer, Wiebke Kethorn, Christine Beier, Angie Geschke. - Foto: DHB/Sascha KlahnAber nicht nur (über)regional und national sind die Handballerinnen gefordert. Vom 7. bis 21. Dezember findet die elfte Handball-EM der Frauen in Kroatien und in Ungarn statt. Das deutsche Team muss dabei in der Vorrunden-Gruppe C im kroatischen Varazdin gegen die Niederlande (am 8. Dezember), gegen Kroatien (am 10. Dezember) und gegen Schweden (am 12. Dezember) ran.

Seit 1994 werden mittlerweile die Handball-EM der Frauen ausgetragen und gleich bei der ersten erkämpften sich die Deutschen die bis dato einzige Medaille (Silber hinter Dänemark). In der 94er Auswahl waren auch die gebürtigen Rostockerinnen Andrea Bölk (von ’75 bis ’83 bei der TSG Wismar und von ’83 bis ’90 beim SC Empor Rostock) und Birgit Wagner (bis 1990 beim SC Empor Rostock) „am Ball“.

Ob Deutschland dieses Mal um den Titel mitspielen kann? Außenseiter-Chancen hat das DHB-Team allemal…
Die bisherigen EM-Titel sicherten sich Dänemark (1994, 1996, 2002), Norwegen (1998, 2004, 2006, 2008, 2010), Ungarn (2000) und Montenegro (2012). Bei den letzten großen Turnieren – Olympia 2012 und WM 2013 – setzten sich am Ende die Teams aus Norwegen bzw. Brasilien durch.

Das Handball-Geschehen aus Sicht des Landesfachverbandes M-V: Nachgefragt bei Jörg Dombdera, Geschäftsführer und Sportkoordinator

„Hoffe, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzen wird…“

Die Handball-Saison der Frauen ist in „vollem Gange“. Wie beurteilen Sie das handballsportliche Geschehen?

Jörg Dombdera: Die Leistungsstärke der einzelnen Teams, gerade in der dritten Liga und in der Oberliga Ostsee-Spree, wird an den derzeitigen Tabellenplätzen deutlich. Die sportlichen Ansprüche mit Blickrichtung erste und zweite Bundesliga blieben in den letzten Jahren ja aus Sicht der mecklenburgischen Frauen-Vereine unerfüllbar, wobei es nicht an der hervorragenden Arbeit in den einzelnen Klubs liegt, sondern eher an den wirtschaftlichen Gegebenheiten. Stark präsentierten sich nach einem Drittel der Saison in der dritten Liga bislang die Handballerinnen der TSG Wismar, was ja ebenfalls am Tabellen-Rang deutlich wird.

Was erwarten Sie von der nahenden EM und vom deutschen Team?

Jörg Dombdera: Bei den EM nehmen 16 Teams teil. Es sind, auch global betrachtet, die leistungsstärksten Teams der Welt. Mit einer Ausnahme: Die amtierenden Weltmeisterinnen aus Brasilien fehlen. Ich hoffe sehr, dass sich der zarte Aufwärtstrend bei den deutschen Handballerinnen weiter fortsetzen wird und sie eine gute Rolle im Turnier spielen werden. Es wird sehr schwer, weil eine EM noch mehr fordert als eine WM, bei der aufgrund des Kontinentalprinzips auch schwächere Teams teilnehmen können und stärkere europäische Teams außen vor bleiben müssen. Aber alle Handballsportfreunde, auch hierzulande, drücken dem Team die Daumen! Das gilt auch für die deutschen Handball-Herren, die ja im Januar 2015 an den WM in Katar teilnehmen werden…

Vielen Dank

 

Klare Vorgabe von Grün-Weiß-Trainer Tilo Labs:

„Ziel Klassenerhalt“

Herr Labs, in den Frauen-Ligen ist gegenwärtig jede Menge los. Wie beurteilen Sie die Entwicklung Ihres Teams?

Tilo Labs: Eine erfolgreiche Vorbereitung hat uns vorgegaukelt, dass unser Umbruch schneller voran geht, als erwartet. Ungeplante Abgänge und langwierige Verletzungen haben die Mannschaft jedoch zusätzlich verunsichert. Nun geht es in kleineren Schritten weiter, das Team hat sich gefunden, jede Spielerin übernimmt Verantwortung. Wir schauen von Spiel zu Spiel. Unser Ziel Klassenerhalt gilt es, weiter im Auge zu behalten.

„Ein Wort“ auch zu den anderen traditionsreichen Frauen-Teams in M-V,.. Wie ist Ihre Meinung zu den gegenwärtigen sportlichen Ergebnissen der TSG Wismar (Liga 3) sowie des Rostocker HC bzw. der SV Fortuna`90 Neubrandenburg (jeweils Oberliga Ostsee-Spree)?

Tilo Labs: Die TSG Wismar erfüllt derzeit die Vorgaben, die sie sich mit dem Kader auch stellen müssen. Der Rostocker HC dominiert die Oberliga Ostsee-Spree und hat weiterhin, genau wie wir, die Entwicklung sowie Einbindung der Jugend im Blick. Die Fortunen aus Neubrandenburg haben die weibliche A-Jungend wegen Personalmangel aus der Liga zurückgezogen und ermöglich ihnen nun, im Frauenbereich Spielerfahrungen zu sammeln, wobei immer Abstriche eingeplant und akzeptiert werden müssen.

Wäre es nicht sinnvoll, wenn die Frauen-Handball-Zentren in M-V die Kräfte mehr bündeln bzw. enger kooperieren würden?

Tilo Labs: Theorie und Praxis… Selbst wenn die Vereine bereit wären, sich strukturellen Veränderungen zu stellen, gehören auch Spielerinnen dazu, die bereit sind, für eine höhere Liga einen größeren Aufwand zu betreiben. Ein finanzieller Ausgleich, der auch wirklich bei den Spielerinnen ankommt, ist selten möglich, da immer auch höhere Kosten anfallen.

Was erwarten Sie dort vom deutschen Team bei der EM? Wer sind Ihre Favoritinnen?

Tilo Labs: Sollten die deutschen Frauen gleich in einen positiven Flow kommen, ist das Halbfinale durchaus möglich. Leider ist in den letzten Jahren die psychische Stabilität immer der aggressivste Gegner gewesen. Der SV Grün Weiss Schwerin drückt den DHB-Mädel jedenfalls die Daumen!

Vielen Dank!

 

Gruppenauslosung der EM 2014

Gruppe A
(spielt in Györ)

Ungarn
Russland
Spanien
Polen

Gruppe B
(spielt in Debrecen)

Norwegen
Dänemark
Rumänien
Ukraine

Gruppe C
(spielt in Varazdin)

Schweden
Deutschland
Kroatien
Niederlande

Deutschland vs. Niederlande (am 8. Dezember), gegen Kroatien (am 10. Dezember) und gegen Schweden (am 12. Dezember) ran.

Gruppe D
(spielt in Osijek)

Montenegro
Frankreich
Serbien
Slowakei

Aus der Handballgeschichte …:

Vor achtzig Jahren wurde eine bekannte Greifswalder Handball-Koryphäe geboren: Wolfgang Niescher (1934-2010), der das Handball-ABC in Greifswald erlernte und 1958 Hallen-Handball-WM-Dritter sowie 1959 Feldhandball-Weltmeister wurde.

Marko Michels

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