Herbstkonjunktur 2005 im Handwerk des Kammerbezirks Schwerin

Der Konjunkturindex im Handwerk des Kammerbezirks Schwerin geht im Herbst 2005 deutlich nach oben.Die Detailsicht auf die Daten der aktuellen Erhebung lässt jedoch darauf schließen, dass sich in den Umfrageergebnisse eher das auf mögliche neue Reformkraft in Berlin bezogene Prinzip Hoffnung spiegelt.
Bei der Handwerkskammer Schwerin waren Ende September 4,8 Prozent  mehr Handwerks- und handwerksähnliche Betriebe registriert als im Vorjahr.
Die aktuelle, in den Monaten Juli bis September durchgeführte Befragung von Mitgliedsbetrieben zeigt, dass sich im dritten Quartal 2005 die Stimmungslage des Handwerks nach drei Jahren der Stagnation spürbar verbessert hat. Der Geschäftsklimaindex, die Einschätzung der derzeitigen und zukünftigen Geschäftslage und damit das konjunkturelle Stimmungsbarometer, ist im Vergleich zum Vorjahr eindeutig um 8 Punkte angestiegen und erreicht mit einem Wert von –25,1 das Herbst-Niveau des Jahres 2001.
Dieser Anstieg lässt den, wenn auch noch sehr vorsichtigen Schluss zu, dass die wirtschaftliche Talsohle, in der die konjunkturelle Entwicklung des Handwerks in den letzten Jahren verharrt ist, langsam durchschritten wird. Die Zahlen sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Stimmungslage im Handwerk nach wie vor auf einem insgesamt sehr niedrigen Niveau bewegt.

Die wichtigsten Indikatoren:
Nur 18 Prozent  der Handwerksunternehmen beurteilen ihre derzeitige Geschäftslage als gut, dies sind aber immerhin 4 Prozent  mehr als im Vorjahr. 35 Prozent bezeichnen ihre Lage als schlecht (Vorjahr 41 Prozent).
In der Umsatzentwicklung zeigt sich ein ähnliches Bild. Über gestiegene Umsätze können 19 Prozent  der Betriebe berichten (Vorjahr 15 Prozent), über gesunkene Umsätze dagegen 37 Prozent  (Vorjahr 44 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich auch die Auftragssituation um einige Prozentpunkte verbessert. 14 Prozent  (Vorjahr 10 Prozent) der Firmeninhaber berichten über gestiegene Auftragseingänge, 40 Prozent  (Vorjahr 46 Prozent) über ein gesunkenes Auftragsvolumen.
Die Betriebsauslastung im Handwerk hat sich hingegen kaum verbessert und ist weiter deutlich unzureichend.
Ein leicht positiver Trend ergibt sich bei der Gesamtbeschäftigtenzahl. Anders als in den Vorjahren liegt die Anzahl der Betriebe, die Einstellungen vorgenommen haben, mit 9 Prozent deutlich über den 4 Prozent der Betriebe, die Entlassungen vornehmen mussten.

Beim Investitionsverhalten sind kaum Veränderungen feststellbar. Die Tendenz der zurückgehenden Investitionen im Handwerk hat sich weiter verfestigt, wenn der Rückgang mit 45 Prozent auch nicht so stark war wie im Vorjahr (58 Prozent) ausfällt.

Auswertung nach ausgewählten Branchen:
Baugewerbe:
Im Bauhandwerk berichten 29 Prozent und damit überdurchschnittlich viele Unternehmer über eine gute derzeitige Geschäftslage. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Umsätzen. Eine Betriebsauslastung von bis zu 100 Prozent melden 56 Prozent der Baubetriebe und damit überdurchschnittlich viele (Handwerk gesamt 36 Prozent). Diese gute Auslastung hat im Baubereich auch Einstellungen nach sich gezogen: Bei 11 Prozent der Unternehmen erhöhte sich die Gesamtbeschäftigtenzahl.

Kfz-Gewerbe:
Das Kfz-Gewerbe ragt weiterhin negativ aus dem Durchschnitt heraus.
Nur 7 Prozent (Handwerk gesamt 18 Prozent) bezeichnen ihre derzeitige Geschäftslage als gut. Dagegen melden 38 Prozent der Inhaber eines Kfz-Betriebes eine schlechte Geschäftslage. Auch in der Einschätzung der Umsatzentwicklung liegt das Kfz-Gewerbe weit unter dem Mittelwert, nur 4 Prozent verzeichnen gestiegene Umsätze (Handwerk gesamt 19 Prozent), 48 Prozent dagegen gesunkene Umsätze. Entsprechend schlecht wird der Auftragseingang bewertet, nur 3 Prozent können über einen gestiegenen Auftragseingang berichten (Handwerk gesamt 14 Prozent), 45 Prozent dagegen beklagen gesunkene Auftragseingänge.

Nahrungsmittelgewerbe:
Die Stimmungslage der Betriebe des Nahrungsmittelhandwerks befindet sich im Trend. Einen unveränderten Auftrageingang gegenüber dem Vorquartal geben 69 Prozent der Handwerksbetriebe an. Erstaunlicherweise berichten 10 Prozent der Betriebsinhaber, mehr Mitarbeiter zu beschäftigen, während nur 2 Prozent Entlassungen angeben.

Gesundheitsgewerbe:
Überdurchschnittlich viele Betriebsinhaber in den Gesundheitshandwerken, 61 Prozent, beklagen eine schlechte Geschäftslage. Fast ebenso viele, 59 Prozent, stellen gesunkene Umsätze fest. Gleichzeitig melden 27 Prozent der Handwerker im Gesundheitsbereich gestiegene Umsätze, 23 Prozent (Handwerk gesamt 14 Prozent) gestiegene Auftragseingänge. Die Betriebsauslastung im Gesundheitshandwerk stellt sich vollkommen anders dar als der Mittelwert des Gesamthandwerks. Nur 4 Prozent (Handwerk gesamt 36 Prozent) der Unternehmen sind bis zu 100 Prozent ausgelastet, 41 Prozent dagegen (Handwerk gesamt 17 Prozent) zu bis zu 50 Prozent. Gleichzeitig wurde in diesem Bereich am meisten investiert, 18 Prozent und damit mehr als doppelt so viele wie im Durchschnitt, geben an, dass die Investitionen in den letzten drei Monaten gestiegen sind.

Erwartungen für das nächste Quartal:
Im Vergleich zum Vorjahr geht das Handwerk im Kammerbezirk Schwerin merklich optimistischer in das neue Quartal. Ihre zukünftige Geschäftslage als gut oder befriedigend schätzen insgesamt 66 Prozent und damit 9 Prozent mehr als im Vorjahr ein. Dagegen rechnen nur noch 34 Prozent (Vorjahr 43 Prozent) zukünftig mit einer schlechten Geschäftslage. Besonders schlechte Erwartungen werden im personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe (43 Prozent) geäußert.
Auch die Umsatzerwartungen fallen besser aus als im Vorjahr (plus 9 Prozent). Hingegen sind die wichtigen Indikatoren für echtes Vertrauen in eine Trendwende, nämlich Investitionsbereitschaft und Beschäftigungsausbau, nach wie vor viel zu schwach ausgeprägt.

Fazit:
Die Daten der aktuellen Umfrage spiegeln eher die an einen möglichen Wechsel in Berlin geknüpfte Hoffnung der Betriebe auf durchgreifende Reformen, als eine nachhaltige Verbesserung der Handwerkskonjunktur. Trotz aller Vorsicht sollten diese ersten Anzeichen für eine Überwindung der Stagnation jedoch durchaus ernst genommen werden. „“Der Abwärtstrend im Handwerk des Kammerbezirks Schwerin scheint gestoppt, wobei wir noch nicht sagen können, ob dies von Dauer sein wird. Wir werten das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage aber als wichtigen Hoffnungsschimmer und wären froh, wenn sich dieser Trend festigen könnte, zumal das Handwerk als eine der wichtigsten Wirtschaftsgruppen in M-V positive Impulse für die Gesamtkonjunktur des Landes geben könnte“, so Peter Günther, Präsident der Handwerkskammer Schwerin.

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