Herbstkonjunktur – Handwerk sieht weitere Entwicklung skeptisch

Befürchtungen, durch die Finanzkrise in eine tiefe Rezession zu schlittern, konnten sich in der Herbst-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Schwerin noch nicht spiegeln, da die Betriebe im August und September befragt wurden.

Aber auch ohne Börsencrash und Bankenpleiten zeigt sich die Stimmung im Handwerk zum Herbst bereits getrübt.

Die Herbstkonjunktur 2008 im Bezirk der Handwerkskammer Schwerin kann die Aufwärtsdynamik des Vorjahres nicht mehr fortsetzen. Das ist das Kernergebnis der letzten Umfrage der Handwerkskammer Schwerin. Die Befragung der Betriebe im Kammerbezirk hat ergeben, dass der Geschäftsklimaindex um 5,6 Punkte gegenüber 2007 gesunken ist. Dies resultiert zum einen aus einer insgesamt negativeren Erwartung aller Befragten an die Zukunft, aber auch aus aktuellen Problemen einzelner Gewerke.

Aktuelle Geschäftslage und Umsatz

Immer noch 80 Prozent der Unternehmen schätzen ihre momentane wirtschaftliche Lage als gut oder befriedigend ein. Gegenüber dem Vorjahr hat sich dieser Wert damit kaum verändert. Der Anteil der Betriebe, die einen geringeren  Umsatz angeben, hat sich jedoch von 27% auf 33% erhöht.

Personalsituation und -bedarf

Der Anteil der Betriebe, die Personal aufgestockt haben, ist im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich geblieben, überdurchschnittlich mehr Beschäftigte eingestellt haben jedoch die Handwerke für den gewerblichen Bedarf wie z.B. Metallbauer, Elektromaschinenbauer oder Gebäudereiniger.

Auftragslage und Auslastung

Die Auftragslage zeigt sich im Vergleich zum Vorjahr insgesamt konstant. Eine gravierende Verschlechterung zum Vorquartal ist jedoch in den Branchen Kfz, Nahrungsmittel und Gesundheit zu verzeichnen. Auch in bezug auf die Betriebsauslastung zeigt sich die Lage vergleichbar zu 2007. Lediglich die Gewerbe der persönlichen Dienstleistungen, dazu gehören z.B. Friseure, Uhrmacher oder Fotografen, klagen überdurchschnittlich häufig über zu geringe Auslastung.

Preisentwicklung und Investitionen

Der Anteil der Betriebe, die unter gestiegenen Einkaufspreisen leiden, hat sich von 61% auf 67% erhöht. Wie im Vorjahr ist das  Nahrungsmittelhandwerk am stärksten von den Preissteigerungen für Energie und Rohstoffe betroffen. Nach wie vor können die Betriebe dies kaum in Form höherer Verkaufspreise weiterreichen. Im Hinblick auf betriebliche Investitionen gibt es kaum Veränderungen zum Vorjahr.

Branchenblick

Als besonders düster sieht das Kfz-Handwerk die derzeitige Situation. Waren im Vorjahr noch die Gesundheitshandwerke diejenigen, die überdurchschnittlich viele negative Einschätzungen abgaben, bewerten in diesem Herbst 40 % der Kfz-Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht, gefolgt von den Nahrungsmittelhandwerken mit 29% (Vorjahr: 17%). Deutlich positiver im Vergleich zu anderen Branchen bewerten wie im Vorjahr das Bau- und das Ausbaugewerbe die aktuelle Lage.

Erwartungen und Aussichten

Deutlich mehr Betriebe als im Vorjahr (23% statt 17%) erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage für das nächste Quartal. Dies zieht sich quer durch alle Branchen und erfasst auch das Bau- und Ausbaugewerbe. Besonders pessimistisch blicken das Kfz-Gewerbe und das Nahrungsmittelhandwerk in die Zukunft. Dies schlägt sich auch darin nieder, dass mit weniger Beschäftigten gerechnet wird.

Mit Blick auf die im Kontext der aktuellen Finanzkrise größer werdenden Konjunkturrisiken fordert die Handwerkskammer Schwerin Entlastungsmaßnahmen für die Betriebe und deren Kunden. „Von der Exportnachfrage sind keine positiven Impulse mehr zu erwarten. Auch der private Konsum wird schwach bleiben, da viele ihr Geld jetzt wohl noch stärker zusammenhalten als bisher. Das Handwerk wird davon besonders Maße betroffen sein“ befürchtet Edgar Hummelsheim, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin.

„Es sind nun Maßnahmen vorzuziehen, die das Wachstum dauerhaft stärken. Um die Bürger zu entlasten, muss die kalte Steuerprogression beseitigt werden. Eine zusätzliche Stütze für die Konjunktur kann der Klimaschutz sein. Wir schlagen deshalb eine steuerliche Energiesparprämie für Investitionen in Gebäudesanierungen vor. Im Hinblick auf das Stabilisierungspaket für das Finanzsystems fordern wir, dass es bei der Kreditgewährung an mittelständische Unternehmen wieder zu einer Entspannung kommt.“

Als inakzeptabel wertet Hummelsheim die Planungen der Bundesregierung, den Steuerbonus für Handwerksleistungen nun doch nicht verbessern zu wollen. Damit werde eine Chance für eine stärkere legale Beauftragung von Handwerksleistungen, eine wirksame Bekämpfung der Schwarzarbeit und für die Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Handwerk vertan.

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