Mueß zeigt, wie das Leben an der Heimatfront 1916 war
„Lebendige Geschichte“ oder „Living History“ – originalgetreue historische Darstellungen liegen voll im Trend. Interessengemeinschaften finden sich thematisch zu gut recherchierten Epochen zusammen, beschaffen sich zeitgemäße Bekleidung und Gegenstände und suchen sich möglichst original erhaltene Orte, um dort in historischer Umgebung das Alltagsleben von damals möglichst originalgetreu nachzuempfinden.
„Diese Möglichkeit, Geschichte im Museum zu vermitteln, finde ich sehr spannend“, sagt Gesine Kröhnert, Direktorin des Freilichtmuseums für Volkskunde in Mueß. „Das Interesse an unseren Vorfahren, wie sie arbeiteten, wie sie lebten und ihren Alltag bewältigten ist das Thema der Volkskunde. Und deshalb unterstützen wir die Gemeinschaft: „Des Kaisers alte Kleider“. Die original erhalten Gebäude des ehemaligen Domanialdorfes Mueß mit seinen Gerätschaften aus der Zeit um 1900 passen gut zu den erfahrenen Geschichtsdarstellern. Diese Gruppe versetzt sich ein Wochenende lang in das Leben der Menschen auf dem Lande unter den besonderen Bedingungen des Kriegsjahres 1916. Besonders freue ich mich auf den patriotischen Dorfschullehrer.“
Am 30. und 31. Juli leben die Darsteller im Freilichtmuseum nach dem Motto: „Landleben 1916! Kriegsnagelungen – wir halten durch!“ Die spektakulären Kriegsnagelungen sollten während des 1. Weltkriegs die Moral in der Heimat stärken. Für eine Spende durfte ein Nagel eingeschlagen werden. Der Erlös kam meist den Witwen und Waisen der im Kriegsdienst Gefallenen oder den Verwundeten zugute, so auch in Mecklenburg. Solche Kriegsnagelungen fanden ebenso in Schwerin und Umgebung statt. Die Tür des Doms hinter dem Portal an der Bischofstraße zeugt noch heute davon. Auf dem Gelände der damaligen Görrieser Flugzeugwerke wurde ein Flugzeugpropeller benagelt.
Die Darsteller lassen die Besucher an den Ankündigungen und Zeremoniellen für die Kriegsnagelung 1916 teilhaben. In der Dorfschenke wird dazu heftig über den Kriegsverlauf debattiert. Während die Kriegspatrioten heroische Frontberichte zum Besten geben, beklagen die Frauen das Fehlen der Männer bei der anstehenden Erntesaison. In den Tageszeitungen schwinden Siegesmeldungen und häufen sich Todesanzeigen. Das Alltagsleben war durch die Kriegssituation durchaus geprägt. Das versuchen die Darsteller zu vermitteln, die zwei Tage lang in Büdnerei, Hirtenkaten und Häuslerei leben und arbeiten. Abwechslung in den Dorfalltag bringt der Postbote mit seinen Neuigkeiten, während die Kinder in der Dorfschule Vaterlandslieder für die feierliche Kriegsnagelung einstudieren.
Besucher des Mueßer Freilichtmuseums können am 30. und 31. Juli zwischen 10.00 und 18.00 Uhr hautnah dabei sein, bei den Nagelungen selbst Hand anlegen, dem Dorfschulunterricht lauschen und an originellen Führungen teilnehmen.
Quelle: Freilichtmuseum Mueß