Hitparaden-Stürmer mit Patrick Lindner

Das ganz persönliche Interview

Patrick Lindner, der als Gastgeber mit der Tournee „Hitparaden-Stürmer“ und vielen namhaften Interpreten u. a. mit Claudia Jung, Brunner & Brunner, den Paldauern, Andreas Martin, Nik P. am 20.11.2010 in der Sport- und Kongresshalle gastiert, im Interwiew…

Sie feierten am 27. September dieses Jahres Ihren 50sten Geburtstag. War das für Sie ein großer Einschnitt in Ihr Leben? Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?

Nein, das war kein großer Einschnitt. Als ich 40 Jahre alt wurde dachte ich mir „Oje, jetzt kommst du in die Jahre“. Dieses Mal nahm ich das ganz gelassen. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass das Älterwerden sogar seine Vorteile hat. Man nimmt viele Dinge gelassener, man wird ruhiger und überlegt mehr als früher.

Nach einer fast einjährigen Tournee-Pause laufen nun für Sie die Vorbereitungen für gleich vier große Tourneen. Zum Beispiel die Tournee „Hitparaden-Stürmer“ führt Sie auch nach Schwerin. Was erwartet bei dieser Tournee das Publikum?

Auf die Tournee „Hitparaden-Stürmer“ freue ich mich schon lange, da es sich um ein völlig neues Tournee-Konzept handelt. Es waren ja in den letzten Jahren fast keine reinen Schlager-Tourneen mehr unterwegs. In Schwerin kann ich als Gäste Schlager-Stars wie Claudia Jung, Brunner & Brunner, die nun leider endgültig als Duo Abschied von der Bühne nehmen, die Paldauer, Andreas Martin, Nik P. und Newcomer wie den singenden Schauspieler Tom Mandl und die neue erfolgreiche Gruppe die Cappuccinos begrüßen. Selbstverständlich werde ich auch meine großen Erfolg singen und auch ein Duett mit Claudia Jung. Das wird bestimmt ein Programm der Extraklasse. Ja und anschließend geht es gleich auf zwei Weihnachts-Tourneen, bei denen ich unter anderen die Sieger des diesjährigen „Grand Prix der Volksmusik“ Belsy & Florian Fesl oder Lena Valaitis, die in diesem Jahr ihr 40jähriges Bühnen-Jubiläum feiert, oder Tom Mandl, den mein Manager und ich vor einem Jahr entdeckt haben, als meine Gäste begrüße. Im Januar gehe ich dann mit Andy Borg und weiteren Kollegen auf „Musikantenstadl-Tournee“. Nachdem ich ja den direkten Kontakt zum Publikum sehr schätze und mir mein Beruf noch genauso viel Spaß macht wie am Anfang meiner Karriere, werde ich bestimmt die nächsten Monate genießen.

Auf diesen Tourneen präsentieren Sie auch eine Reihe von neuen Titeln, denn am 15. Oktober wurde Ihr neues Album „Schenk Dir den Tag“ veröffentlicht. Welchen musikalischen Bogen haben Sie dieses Mal für Ihre neue Schlager-CD gespannt?

Weder meine Plattenfirma Ariola, noch mein Manager Achim Hendel, der mich vor über 22 Jahren entdeckt hat und auch nicht mein Produzent Tommy Mustac, mussten mich zu einem Titel überreden, ihn aufzunehmen. Auf diesem Album sind wirklich nur Titel, hinter denen ich hundertprozentig stehe. Es ist ja fast schon Tradition, dass ich auf jedes meiner Alben einen Hit von Peter Alexander in meiner Interpretation mit aufnehme. Ich möchte „Peter den Großen“ nicht kopieren, aber dennoch an seine großen Erfolge mit erinnern. Dieses Mal ist es der Titel „Pedro“ aus dem Jahre 1973. Dann habe ich noch einen weiteren Titel aus den 70er Jahren gecovert. Es handelt sich dabei um den Dauerbrenner „Ich hab‘ Dir nie den Himmel versprochen“. Außerdem sind zwei wunderschöne Balladen mit auf diesem Longplay. Insgesamt sind 14 Titel auf dem Album. Natürlich sind auch acht neue, sehr flotte Titel mit dabei und zwei Lieder stammen von meinem langjährigen Autoren-Team Jean Frankfurter und Irma Holder. Die beiden sind ja nicht nur Deutschlands erfolgreichste Autoren, ihnen habe ich sowohl menschlich wie auch beruflich sehr viel zu verdanken. Sie haben für mich alle meine erfolgreichsten Titel geschrieben. Meine aktuelle Single „Wenn der Himmel brennt“, die sich in kürzester Zeit im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Hitparaden-Stürmer entpuppt hat, stammt von den beiden. Aber auch ein weiterer Lieblings-Titel von mir „Das verlorene Lächeln“.

Was für ein musikalisches Programm erwartet die Konzert-Besucher bei den „Hitparaden-Stürmern?“

Bei der Tournee „Hitparaden-Stürmer“ legen wir, also die Tournee-Veranstalter und mein Management, schon Wert darauf, dass das Publikum das präsentiert bekommt, wie das Motto der Tournee schon lautet, nämlich „Hitparaden-Stürmer“, was es gerne hört, nämlich in erster Linie „Hits“ und dann die jeweilige aktuelle Single der mitwirkenden Künstler.

Sie zählen nun schon seit 21 Jahren zu den erfolgreichsten Vertretern der deutschsprachigen Schlager-Szene. Wie erklären Sie sich selbst den Erfolg als Sänger, Moderator und Schauspieler? Sie haben ja das geschafft, was nur wenigen Künstlern in den letzten Jahren gelungen ist, denn Sie wurden ja zu einem richtigen Entertainer.

Ja, wenn man bedenkt, dass eigentlich mit dem „Grand Prix der Volksmusik“ im Jahre 1989, also mit einem volkstümlichen Schlager, nämlich „Die kloane Tür zum Paradies“ Alles anfing. Wenig später hatte ich dann meine eigenen Fernseh-Shows beim ZDF und später bei der ARD, insgesamt 36. Und dann kam die Schauspielerei auch noch dazu, da bin ich manchmal selbst noch überwältigt. Aber ich muss gestehen, dass es mein Manager verstanden hat, meine Karriere richtig zu planen. Er hat größten Wert darauf gelegt, dass ich ständig an mir gearbeitet habe und Vielseitigkeit zu meinem Markenzeichen wurde. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. So bin ich in alles richtig hineingewachsen und das ist nun das Fundament für meine Karriere. Nur mit Vielseitigkeit, Fleiß und sehr viel Disziplin kann man in diesem harten Geschäft bestehen. Aber, wenn man es dann geschafft hat, dann macht es großen Spaß, wenn man so viele Register ziehen kann. Das Alles möchte ich nicht missen.

Musikalisch haben Sie schon immer einen weiten Bogen gespannt. Vor fünf Jahren haben Sie sogar ein Album in englischer Sprache veröffentlicht – ein Swing-Album. Akzeptiert das Publikum eine derartige Vielseitigkeit?

Ich muss zugeben, dass das schon Wogen geschlagen hat. Es hieß anfänglich jetzt singt der „Lindner“ auch noch englisch und Swing. Aber siehe da, es waren viele Leute dabei, die mich dann darauf angesprochen haben und zu mir sagten: „Ich hatte mir noch nie eine CD von Ihnen gekauft, aber dieses Swing-Album, das musste ich mir zulegen“. Ich habe damit schon einige neue Fans dazu gewonnen. Nachdem ich für meine Fernseh-Shows mit großen Orchestern wie zum Beispiel dem von Paul Kuhn zusammen gearbeitet habe und eben für diese Shows auch eine größere musikalische Bandbreite zeigen musste, kam es fast von selbst, dass ich so etwas auch mal für eine CD-Produktion machen wollte. Aber ich wusste immer, dass meine eigentlichen musikalischen Wurzeln beim „Volkstümlichen Schlager“ und „Traditionellen Schlager“ liegen. Heute kann ich mich auch in andere musikalische Gefilde wagen, so habe ich zum Beispiel auch „Böhmische Lieder“ aufgenommen, die beim Publikum hervorragend ankommen. Dieses Repertoire liegt mir sehr und nachdem Peter Alexander ja leider nicht mehr aktiv ist, macht das ja fast kein Künstler mehr. Was eigentlich sehr schade ist.

Ihr großes Vorbild ist Peter Alexander. Wie kam es dazu?

Schon als Kind habe ich mir seine Shows und seine Filme angesehen. Nicht umsonst hat er den Beinamen „Peter der Große“ und das zurecht. Er ist ein Jahrtausendtalent und seine Vielseitigkeit, sein Können haben mich fasziniert. So etwas wie ihn wird es nicht mehr geben und ich rate auch keinem Künstler, ihn kopieren zu wollen. Ein Mann wie Peter Alexander ist einmalig. Man kann nur an ihn erinnern, in dem man seine Lieder singt. Schade, dass er sich vor Jahren total aus dem Showgeschäft zurück gezogen hat. Aber das muss man akzeptieren und man kann sich vor ihm nur verneigen.

Vor nunmehr 12 Jahren haben Sie ein Waisenkind aus einem Kinderheim aus St. Petersburg adoptiert. Sie sind also alleinerziehender Vater. Wie können Sie die Pflichten als Vater mit Ihrem Beruf vereinbaren?

Vorweg möchte ich feststellen, dass ich diese Entscheidung noch keine Sekunde bereut habe. Das ist das „Beste“ und „Schönste“, was ich in meinem Leben erleben durfte. Daniel ist der „große Halt“ in meinem Leben. Ich habe alles so organisiert, dass sich Beides miteinander sehr leicht vereinbaren lässt. Daniel wird dieses Jahr im Dezember 13 Jahre alt und ist schon sehr selbständig. Er geht in eine Ganztages-Schule und ist ein guter Schüler. Wenn er Ferien hat, nehme ich fast keine Termine an. Unter der Woche bin ich eigentlich viel zu Hause, fast mehr als andere Eltern. Wenn ich beruflich unterwegs bin, dann kümmert sich zum Einen meine Mutter um ihn und außerdem haben wir einen guten Geist – ich möchte fast schon sagen Engel – die dann Tag und Nacht für Daniel da ist. Außerdem telefonieren wir mehrmals täglich miteinander. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass es ihm fast zu viel wird, wenn ich anrufe und wissen möchte, was er gerade macht. An den Wochenenden kommt er auch manchmal zu Auftritten mit. Aber nun ist er in einem Alter wo das etwas weniger wird, weil er sich mit Freunden zum Sport verabredet und ihm seine sportlichen Hobbys wichtiger sind.

Ihr Sohn Daniel kommt nun in die Pubertät. Wachsen damit auch die Probleme im Hause Lindner?

Bislang gibt es da noch wenig Probleme. Wir sprechen über Alles ganz offen. Sicher wird er manchmal etwas aufmüpfig und gewisse Dinge muss man drei Mal sagen, bevor er darauf hört. Aber das gehört meines Erachtens dazu. Ich hoffe, dass das so bleibt. Ich bin wohl in seinen Augen nicht nur der Vater, sondern auch ein Freund, mit dem er über Alles offen und ehrlich sprechen kann. Ich bin so richtig stolz auf meinen Sohn. Meiner Meinung nach ist es so, je offener man mit einem heranwachsenden Kind umgeht und sich mit ihm intensiv beschäftigt, umso leichter wird der Umgang. Man muss peinlichst darauf achten, dass das Gefühl nicht abhanden kommt, dass man die Probleme seines Kindes ernst nimmt. Vertrauen muss auf beiden Seiten da sein.

Anlässlich Ihres 20-jährigen Bühnenjubiläums im vergangenen Jahr haben Sie Ihre Autobiographie „Achterbahn meiner Gefühle“ veröffentlicht. Warum haben Sie diesen Titel gewählt und was wollten Sie damit zum Ausdruck bringen?

Nicht nur bei Künstlern ist das Leben oft ein Auf und Ab, also eine Berg- und Tal-Fahrt, fast wie bei einer Achterbahn. So ist es auch mit dem Gefühlsleben. Es geht einfach nicht Alles glatt im Leben. Wer behauptet, dass Alles bei ihm wie am Schnürchen läuft, lügt sich meiner Meinung nach in die eigene Tasche. Es wäre von mir vermessen, wenn ich behaupten würde, dass ich in meinem bisherigen Leben alles richtig gemacht habe. Wie jeder andere Mensch auch, so musste auch ich den einen oder anderen Nackenschlag einstecken. Aber daran wächst man auch. Wer glaubt, dass man beruflich nur auf der Sonnenseite steht, der irrt gewaltig. Mal hat man mehr Erfolg, dann kommt wieder mal eine Phase, wo es etwas schwieriger wird. Das muss man akzeptieren und man muss dann auch in der Lage sein, Korrekturen einzuleiten, auch wenn es schwer fällt. Es war bestimmt nicht immer richtig, dass ich die Öffentlichkeit an meinem Privatleben zu viel teilhaben ließ. Man wird dann in eine Ecke gedrängt, in die man nie wollte und aus der man nur sehr schwer wieder heraus kommt. Jeder Mensch hat seine Privatsphäre, so auch Künstler.

Sie haben soeben die Höhen und Tiefen, die mit Ihrem Beruf verbunden sind, angesprochen und diese Berg- und Tal-Fahrt sogar mit einer Achterbahn-Fahrt verglichen. Beschleichen Sie manchmal Existenz-Ängste?

Sicher beschleichen auch mich Existenz-Ängste. Oft frage ich mich, wirst du auch in fünf Jahren noch Erfolg haben? Es wäre ja von mir vermessen, wenn ich davon ausgehen würde, dass man immer auf der Sonnenseite des Lebens steht. Zum Beispiel bei jeder CD-Produktion beschleichen mich Zweifel und ich frage mich: „Wird diese CD dem Publikum gefallen? Haben wir die richtigen Titel ausgesucht?“. Aber dieses Mal bei meinem neuen Album bin ich mir sicher, dass wir eine richtige Auswahl getroffen haben. Ich muss aber an dieser Stelle meinem Publikum, meinen Fans ein Kompliment machen, denn sie halten mir schon seit 21 Jahren die Treue. Das ist mit Sicherheit keine Selbstverständlichkeit. Da habe ich schon ein Riesenglück.

Ihr Alter von nunmehr 50 Jahren sieht man Ihnen nicht an. Wie halten Sie sich fit? Treiben Sie Sport?

Nun ja, ein sportlicher Mensch bin ich eigentlich nicht. Ein bisschen „Radeln“ mit meinem Sohn. In diesem Sommer habe ich begonnen, ein bisschen Jogging zu machen, aber das habe ich dann auch bald wieder sein lassen. Ich habe wohl die Gene von meinen Eltern geerbt und diese scheinen nicht schlecht zu sein. Ich ernähre mich halt sehr bewusst. Dann mache ich auch oft Trennkost und achte darauf, dass ich auch mal Ruhephasen habe.

Es ist in Mode gekommen, dass sich mehr und mehr auch Männer Schönheitsoperationen unterziehen. Käme so etwas für Sie in Frage?

Diese Frage wurde mir schon öfter gestellt. Darauf kann ich nur antworten, dass mir solche Flauseln auch schon mal durch den Kopf geschossen sind. Aber jede Falte ist doch auch ein Stückchen Leben. Nein, so etwas kommt für mich nicht in Frage. Ich akzeptiere zwar, wenn das Andere machen. Aber für mich ist das kein Thema.

Jubiläen bringen mit sich, dass man sein bisheriges Leben auch mal Revue passieren lässt. Sei es privat, sei es beruflich. Gibt es Dinge, die Sie bereuen, die Sie heute anders machen würden?

In der Tat ist es so, dass man sich Gedanken macht. Die meisten Dinge würde ich wohl wieder so machen. Bereuen tue ich, dass ich oft zu gutgläubig war. Da bin ich zurückhaltender und vorsichtiger geworden. Aber das ist auch gut so.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass meine Familie und ich gesund bleiben und dass ich weiterhin mit meinem überaus geliebten Beruf vielen Menschen Freude bereiten kann. Interessante berufliche Aufgaben reizen mich nach wie vor. Vor allem aber wünsche ich mir, dass es meinem Sohn gut geht und dass ich ihm für sein weiteres Leben eine gute Stütze sein kann.

Das Interview führte Axel Bayer

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