IHK: Energiepreisanstieg geht an Substanz der Touristiker

Der drastische Energiepreisanstieg schlägt nach Angaben der Schweriner IHK doppelt auf den Tourismus in Deutschland durch: Zum einen steigen die Betriebskosten deutlich an.

Zum anderen bleiben Gäste weg, weil Mobilität teuer geworden ist. Und die, die kommen, geben obendrein weniger Geld aus, weil sie durch die gestiegenen Heiz- und Spritpreise weniger Geld zur Verfügung haben. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Stichprobe bei rund 100 Unternehmen der Branche in dieser Woche. Sie spiegelt das augenblickliche Stimmungsbild wider.

´Die Hotels berichten, dass die Gäste ihr Mobilitätsverhalten wegen des hohen Spritpreises bereits verändert haben´, so Ulrich Unger, stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin. Der Zweiturlaub wird jetzt auch schon mal gestrichen. Kurzurlauber, die mit dem Auto aus weiterer Entfernung anreisen, bleiben zunehmend aus. Aber selbst Einwohner der Region verzichten erkennbar auf Wochenendtouren mit dem Auto. Bei den Zimmerpreisen wird zudem um jeden Euro gefeilscht. Im Urlaubsort angekommen, verhielten sich die Urlauber sehr viel sparsamer, berichten die Restaurantbetreiber. Ihnen blieben Gäste aus oder griffen häufiger zu den preiswerteren Gerichten auf der Speisekarte.

´Heizung, Küche, Hallenbäder, Fahrgeschäfte, Hotels, Ferienparks und Restaurants haben naturgemäß einen hohen Energiebedarf. Bei ihnen führen die hohen Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent bei Gas und Diesel in den letzten 12-15 Monaten deshalb durchweg zu einem starken Anstieg der Betriebskosten´, schätzt Unger ein. Nach Angaben der Betriebe ist noch nicht absehbar, inwieweit die Kosten- steigerungen an die Kunden weitergegeben werden können, zumal die Gäste bei steigenden Preisen noch wählerischer und anspruchsvoller werden. Auch kurzfristige Reaktionen der Unternehmen, wie der verstärkte Einsatz von Energiesparlampen u.ä., reichen aus Sicht der Unternehmen schon lange nicht mehr aus, um die weglaufenden Kosten aufzufangen.

Viele der befragten Betriebe erwarten nach Angaben der IHK vor diesem Hintergrund mittelfristig massive Strukturveränderungen. Sie gehen davon aus, dass sich der Markt noch stärker polarisiert: Anbieter im mittleren Marktsegment werden sich nur schwer halten können, viele Privatanbieter werden aufgeben müssen. Hoffnungsschimmer: Ein größerer Teil der Bürger könnte auf die – ebenfalls teureren – Fernreisen verzichten und dafür in Deutschland bzw. Europa bleiben. Campingplatzbetreiber registrieren immerhin schon, dass Campingplätze im Ausland weniger deutsche Gäste zählen.

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