Im Blickpunkt: Das Mecklenburgische Volkskundemuseum in Schwerin-Mueß

„Wir sind im besten Alter, voller Ideen, Erfahrungen und Energien …“

Impressionen vom Mecklenburgischen VolkskundemuseumDas Freilichtmuseum Schwerin-Mueß – ein beliebtes Ausflugsziel gerade zur Sommerzeit. Aber nicht nur: Eine Tradition war in der Vergangenheit beispielsweise auch das Bleigießen am Silvestertag, das kleine und große Hobby-Astrologen anlockte, um ein wenig in die „Zukunft“ sehen zu können.

Tja, die „Zukunftsvisionen“ beim Bleigießen mögen interessant sein. Noch interessanter sind allerdings die historischen Themen des Museums. So informiert das sechs Hektar umfassende Areal mit siebzehn historischen Gebäuden über das ländliche Leben in Mecklenburg insbesondere zwischen dem 17.Jahrhundert und dem 19.Jahrhundert.

Die volkskundlichen Bestände gehen dabei auf die Sammlungen von Richard Wossidlo, dem Begründer der mecklenburgischen Volkskunde, zurück.

Seit 1970 gibt es das Mecklenburgische Volkskundemuseum inzwischen …

Zeit für einen Rück- und Ausblick!

Nachgefragt bei Gesine Kröhnert, Leiterin des Volkskunde- und Stadtgeschichtsmuseums Schwerin

Impressionen vom Mecklenburgischen VolkskundemuseumFrage: Mit 40 Jahren haben einige bereits ihre „Midlife Crisis“. Nun feiert das Mecklenburgische Volkskundemuseum in Mueß ebenfalls den „40.“. Wie ist die Stimmung in der Einrichtung? Einerseits gibt es viel Lob für die geleistete Arbeit, andererseits werden allerdings immer mal wieder seitens der Politik Sparvorschläge gemacht …

Gesine Kröhnert: Litten wir jetzt unter einer „Midlife Crisis“, so würden wir dem Museum nur eine Lebensdauer von ca. 80 Jahren prognostizieren. Das tun wir natürlich nicht. Wir sind im besten Alter, voller Ideen, Erfahrungen und Energien, um unseren vielfältigen Entwicklungsmotivationen zu folgen. Das Mueßer Freilichtmuseum ist eine Institution, die nicht nur Einblicke in die Vergangenheit gewährt, sondern auch gezielt in die Zukunft schaut.

Das ist natürlich nicht immer ganz einfach, unter den realen Sparzwängen. Aber wir sind durchaus kreative Realisten und wissen um die Potentiale des Museums und wie man sie Impressionen vom Mecklenburgischen Volkskundemuseumoptimaler nutzen kann. So haben wir zum „40.“ ein Entwicklungskonzept für das ca. sechs Hektar umfassende Museumsareal erarbeitet, das einen großen Qualitätssprung des Museums zum Inhalt hat. Spannende Bildungsangebote, regional orientierte Kulturforen und ein besucherfreundlicher Museumsservice sind die drei Hauptpfeiler, auf die wir unsere Museumsangebote weiter ausbauen wollen.

Zu unserem 45. Geburtstag wünschen wir uns schon einige Ergebnisse, wie z.B. einen neuen Kassen-, Shop- und Servicebereich in der Schulscheune, eine Veranstaltungsscheune, rekonstruierte Gehöftsstrukturen und einen Wasserzugang mit einem Steg.

Frage: Vierzig Jahre Volkskundemuseum: Was waren für Sie die Höhepunkte – ob aus eigenem Erleben oder nach Stöbern in den Chroniken?

Impressionen vom Mecklenburgischen VolkskundemuseumGesine Kröhnert: Eigentlich hat jedes Jahr seine Höhepunkte und das Museumsleben ist rasanter, bunter und unverstaubter als manch einer glauben mag. Die Recherchen und Forschungsarbeiten zu den Sonderausstellungen sind zumeist spannend und fesselnd, dass man sich nur schwer von einem Thema wieder lösen kann.

Hier eine kleine Themenauswahl:

Ornamente überlieferter textiler Volkskultur (1978) / Einblick in die Spielzeugsammlung (1979) / Zunftwesen in Mecklenburg (1981)

Das alte Schwerin in Bildpostkarten (1983) / Die Bodenreform in Mecklenburg – ein Stück Landesgeschichte (1985)

Aus der Arbeit der mecklenburgischen Landfrau (1988) / Unsere liebe Kinderschar (1992)

Geheimnisse unter Rock und Weste (1993) / Die Not mit der Notdurft (1997)
„Schäferstündchen“ (2001) – Historische und volkskundliche Aspekte über die Lebensumstände der Schäfer in Mecklenburg

„MUSIK INS HAUS“ (2001) / Von Äpfeln und Birnen – Eine Sonderausstellung über die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte von mecklenburgischem Tafelobst. (2002)

“Jürnjacob Swehn – der Amerikafahrer Teil II”  Hintergründe zur Auswanderungswelle nach Amerika, Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Grundlage des Romans von Johannes Gillhoff (2002)

„ Kopf kalt – Füsse warm, macht den besten Doctor warm“ – von innerer und äußerer Wärme (2003)

„Wo lütt witt Wolken trecken“ – Jahreszeiten und Wolkenspiele in Mecklenburger Landschaften (2003)

Kalk – ein bedeutungsvoller Baustoff (2003)

„Seid ihr alle da ?“ Kasperiade oder die Enkel des Hanswurst; der Kasper im Volksleben (2004)

Das vorgeführte Lichtbild. Zur Geschichte der DIA-Projektion in Mecklenburg (2005)

„Düwwelkoem un Lümmelbier“, Traditionslinien des Alkohols in Mecklenburg (2006)

Die Frühzeit der Photografie in Mecklenburg (2006) / Sakrale Kirchenmalerei in Mecklenburg (2007)

„Von Armreif bis Zylinder“ – Volkstümlicher Schmuck und Accessoires
Handwerksausstellungen:  Wo dunkle Gestalten als Glücksbringer walten (1998) zum Schornsteinfegerhandwerk / Von krummen Balken und geraden Zapfen (1999) zum Zimmermannshandwerk / Auf den Leib geschnitten zum Schneiderhandwerk (2000) / Ländliches Schmiedehandwerk in Mecklenburg (2004).

Sie sehen, es gab vielfältige Ausstellungen und Aktionen.

Frage: Welche „besonderen“ Veranstaltungen wird es zum „40.“ geben?

Gesine Kröhnert: Am 31.07.2010 werden wir auf dem Mueßer Bauernhof Geburtstag feiern. „Hüt ward platt snackt“ heißt es in unserem Festprogramm ab 14.00 Uhr. Am Abend Impressionen vom Mecklenburgischen Volkskundemuseumhaben wir „Die Kinder des Ostens“ eingeladen, um es auch im Museum einmal ordentlich „rocken“ zu lassen.

Frage:
Welche Projekte und Neuerungen sind für die kommenden Jahre geplant?

Gesine Kröhnert:
Neben dem bereits erwähnten Entwicklungskonzept, das eine Reihe wichtiger Rekonstruktions- und Bauvorhaben sowie Maßnahmen zur Gelände- und Landschaftsgestaltung enthält, werden wir in den kommenden Jahren vielfältige Verbesserungen in der Magazinierung der Sammlungen vornehmen.

Impressionen vom Mecklenburgischen VolkskundemuseumSo beziehen wir Schritt für Schritt ein neues Magazingebäude in der Lortzingstrasse und optimieren die Bedingungen in den anderen Depotbereichen. Durch neue Partnerschaften und Netzwerke möchten wir das Angebot für unsere Besucher bereichern, u.a durch die Anbindung des Figurentheaters von Margrit Wischnewski mit dem Programm „Grimm in der Scheune“.

Zudem wollen wir neue Möglichkeiten schaffen für eine aktivere Vereinsarbeit. Im ehemaligen Armenkaten entsteht durch den Klöndor-Verein ein kulinarisches Zentrum für regionale Küche, u.a. mit dem Blick in die verschiedene Speisekammern.

Frage: Am Ende des Jahres 2010: Welche Schlagzeilen möchten Sie über das Museum in Mueß, an der Alten Crivitzer Landstrassse 13 (Hoffentlich eine Glückszahl !), lesen?

Gesine Kröhnert:
„Mueß = ein Muss!“

Dann alles Gute im Jubiläumsjahr und darüber hinaus!

Die Fragen stellte: Marko Michels.

– Infos:

Mecklenburgisches Volkskundemuseum – Alte Crivitzer Landstrasse 13 – 19063 Schwerin

Öffnungszeiten

– Sommersaison (vom 01.04 bis 30.09) / dienstags bis sonntags 10.00 – 18.00

– Wintersaison (vom 01.10 bis 31.03) / dienstags bis sonntags 10.00 – 17.00

F.: Impressionen vom Mecklenburgischen Volkskundemuseum (Museum).

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