Im Fokus: Das Handwerk in Schwerin

Nachgefragt bei Wiebke Wolf von der Handwerkskammer

Handwerk hat goldenen Boden. Während woanders die Wirtschafts- und Finanzkrise noch weit reichende negative Auswirkungen hat, ist Deutschland zumindest ökonomisch betrachtet (noch) immer „eine Insel der Glückseligkeit“. 10.000 Schulabgänger können sich frei nach Lust, Laune und Können um die begehrten Ausbildungsplätze bewerben. Die Azubis haben da mittlerweile die „Qual der Wahl“.

Auch die Handwerkskammer Schwerin hat im Sommer einige Events im Angebot, um sich, ihre Betriebe und ihr Engagement den jungen Interessenten vorzustellen.

„Die Chancen auf sichere Arbeitsplätze und eine Karriere in der Heimat sind heute größer denn je.“

Nachgefragt bei Wiebke Wolf, Projektleiterin bei der Handwerkskammer Schwerin

Frage: Gegenwärtig sind noch rund 400 freie Ausbildungsplätze im Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr 2011 und zahlreiche Praktikumsangebote in Handwerksbetrieben für die Bewerber „zur freien Verfügung“. Wo können sich Interessenten dafür noch melden?

Wiebke Wolf: Am besten sollten diese sich direkt bei den Handwerkskammern melden. Hier arbeiten spezialisierte Ausbildungsberater, die den Interessenten bei ihrer Ausbildungsplatzsuche gerne weiterhelfen. Einen schnellen und direkten Überblick über die freien Lehrstellen bietet die Ausbildungsplatzbörse unter www.besser-ein-meister.de. Auch die Kontaktdaten der Ausbildungsberater sind hier zu finden.

Frage: Wie ist aus Sicht der Handwerkskammer die Ausbildungsreife der meisten Jugendlichen? Alles „okay„ …

Wiebke Wolf: Der Ausbildungsmarkt hat sich gewandelt. Lehrstellen sind längst keine Mangelware mehr, dafür aber gute Bewerber. In diesem Sommer werden sich die Ausbildungsbetriebe aller Branchen im Land um die etwas mehr als 10.000 Schulabgänger bewerben müssen.

Das Handwerk schlägt sich in diesem Wettbewerb zurzeit gut. Allein im Kammerbezirk Schwerin konnten bislang 205 neue Verträge für das Ausbildungsjahr 2011 abgeschlossen werden werden. Im Vergleich dazu waren es im gleichen Zeitraum des Vorjahres erst 174.

Ein großes Problem stellt die häufig nach wie vor mangelnde oder gar fehlende Ausbildungsreife von Bewerbern dar. Das trifft vor allem Branchen, in denen die Konjunktur brummt, zugleich aber ein Fachkräftemangel droht. So finden Betriebe im Kfz-Handwerk, im Metallbau oder im Elektrohandwerk zu wenig Bewerber, die den Ansprüchen an die schulische Vorbildung und an die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, genügen.

Frage: Wie ist ansonsten die Stimmung bei den Betrieben, die in der Handwerkskammer organisiert sind?

Wiebke Wolf: Im Handwerk hat sich der Geschäftsklimaindex mit 18,8 Punkten gegenüber dem Vorjahr (- 0,1) sprunghaft verbessern können und erreicht damit den mit großem Abstand besten Wert seit über 15 Jahren. Zu diesem positiven Ergebnis trägt sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage bei, aber auch der optimistische Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr.

Die Konjunkturerholung stützt sich dabei auf eine breite Basis über die unterschiedlichen Handwerksbranchen hinweg. 82 Prozent der Betriebe schätzen ihre geschäftliche Lage als gut (34 Prozent) oder befriedigend (48 Prozent) ein. Auch die Umsatzentwicklung spiegelt deutlich die Verbesserung: Haben im Vorjahr 62 Prozent der Betriebe gesunkene Umsätze im Vergleich zum Vorquartal gemeldet, sind dies jetzt nur noch 38 Prozent.

Die Beschäftigungssituation bleibt stabil. 76 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 74 Prozent) geben an, dass die Belegschaftszahlen gleich geblieben sind, 10 Prozent der Betriebe haben die Personaldecke verstärkt.

Weniger positiv schlägt zu Buche, dass sich die Einkaufspreise offensichtlich stark erhöht haben. Der Anteil der Betriebe, die über gestiegene Preise zum Beispiel für Energie, Material oder Rohstoffe klagen, ist im Vergleich zum Vorjahr (43 Prozent) auf 69 Prozent  angestiegen. Bei den Verkaufspreisen zeigt sich das Bild im Vergleich zum Vorjahr dagegen kaum verändert, das heißt, dass die Betriebe die Preissteigerungen nicht in den Markt hineingehen können.

Damit sich die positive Entwicklung weiter stabilisieren kann und wir auf eine nachhaltige Konjunkturerholung vertrauen können, brauchen wir ein weiterhin günstiges Investitionsklima und Rahmenbedingungen, die Handwerk und Mittelstand Raum zum Atmen geben. Wichtig ist jetzt vor allem, die gute wirtschaftliche Lage zu nutzen, um Fachkräfte und den potentiellen Ausbildungsnachwuchs von den Möglichkeiten und Chancen in Mecklenburg-Vorpommern zu überzeugen. Die Chancen auf sichere Arbeitsplätze und eine Karriere in der Heimat sind heute größer denn je.

Frage: Beim Drachenbootfestival auf dem Schweriner Pfaffenteich am 20. August richtet die Landeskampagne „Besser ein Meister“ wieder den traditionellen Meistercup des Handwerks aus. Was hat es mit diesem Event auf sich?

Wiebke Wolf: Wir trommeln für das Handwerk! „Schneller, besser, Meister“ lautet das Motto. Wir wollen auch auf humorvolle und kreative Weise auf das Handwerk aufmerksam machen. Insgesamt sechs Teams messen sich am Samstag, den 20. August in zwei Läufen um den Cup.

Bereits zum vierten Mal veranstalten wir dieses Rennen. Übrigens: Die Pokale werden natürlich auch speziell für diesen Anlass von einem Handwerksbetrieb extra angefertigt und sind damit Unikate!

Frage: Am 3. September gibt es auch einen „Tag des Handwerks“. Was verbirgt sich dahinter?

Wiebke Wolf: Bundesweit findet am 3. September erstmals der „Tag des Handwerks“ statt. Wir haben uns entschieden, eine ganze Erlebniswelt des Handwerks zu organisieren, die für die ganze Familie interessant ist. Mehr als 70 Meisterbetriebe der unterschiedlichsten Gewerke demonstrieren ihr Können. Die Themenpalette ist sehr vielfältig und reicht von traditionellen Techniken über Schönheit und Mode, Energie, Auto-Motor-Sport bis hin zu Kunst im Handwerk.

Dazu gibt es ein großes und abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Bühnenshows, Live-Musik, einer Oldtimer-Ausstellung und vielem mehr. Wir erwarten zum Tag des Handwerks mehrere tausend Besucher.

Dann weiter maximale Erfolge beim „Handwerkeln“ in M-V!

Die Fragen stellte M. Michels.

Blick zur IHK zu Schwerin
Bundesweit wurde kürzlich die erste Gruppe der Aus- und Weiterbildungspädagogen gewürdigt … Mitte Juli 2011, überreichte Peter Todt, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK zu Schwerin, an 16 Absolventen der berufspädagogischen Aufstiegsfortbildung ihre Abschlusszeugnisse als „Aus- und Weiterbildungspädagogen“ – mit guten Berufsperspektiven.

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