Im Interview: SSC-Spielerin Tanja Joachim

Die vergangene EM und die startende Bundesliga-Saison im Blickfeld


Die Frauen-Volleyball-EM 2015 in den Niederlanden und in Belgien hatten ein außerordentlich hohes Niveau. Die Europäerinnen zeigten bestes volleyballsportliches Können, lieferten sich untereinander spannende Begegnungen, so dass sich niemand vor der Konkurrenz vom amerikanischen Doppelkontinent oder aus Asien bei Olympia 2016 zu fürchten braucht. Am Ende setzten sich die russischen Damen durch. Zweite wurden die Niederländerinnen, Dritte das serbische Team.

Auch das deutsche Team überzeugte. Nach der Auftaktniederlage (0:3) gegen den Europameister von 2011, Serbien, demonstrierten sie mit Siegen über Rumänien (3:1), Tschechien (3:0) und Ungarn (3:0) ihre Klasse. Erst im Viertelfinale unterlagen die deutschen „Schmetterlinge“ den Türkinnen in einer denkwürdigen Partie knapp mit 2:3. Damit wurde es leider nichts mit der erhofften 12. EM-Medaille. Dennoch: Das DVV-Team bot Herausragendes und kann nun mit viel Selbstvertrauen die Olympia-Qualifikation für Rio bestreiten. Mit dabei die aktuellen bzw. früheren SSC-Spielerinnen Anja Brandt, Jennifer Geerties, Berit Kauffeldt, Lisa Thomsen, Kathleen Weiß und Laura Weihenmaier.

Die EM zum Anlass hat Schwerin-News bei Profi-Volleyballerin Tanja Joachim nachgefragt. Die in der neuen Bundesliga-Saison wieder für den SSC antretende, 1,82 Meter große Zuspielerin über die EM, die kommende Spielzeit, ihre „Anfänge“ beim Volleyball sowie über neue Ziele und Hoffnungen… .

„Volleyball ist einfach eine schöne Sportart“

Frage: Tanja, mit Blick von außen… Wie bewerten Sie die EM? Was zeichnete das deutsche Team aus und welche Spielerin überzeugte besonders?

Tanja Joachim: Ich denke die EM verlief prinzipiell für das deutsche Team nicht schlecht. Es gab sehr starke Gruppenspiele, gerade mit Serbien als Mit-Favoriten. Dass die Mädel dann im Viertelfinale so knapp verlieren, ist natürlich schade, jedoch kann bei solchen K.O.-Spielen eben alles passieren. Die deutsche Mannschaft hat nie aufgegeben und sich immer als geschlossenes Team präsentiert. Außerdem wurde das Minimalziel fünfter Platz erreicht und somit die direkte Qualifikation für die nächste EM gesichert.

Als besonders beeindruckend empfand ich die Euphorie der Holländerinnen – unter ihnen ja auch einige Ex-Schwerinerinnen. Die Europameisterschaft im eigenen Land ist natürlich immer etwas ganz Besonderes und sie haben sich sehr gut präsentiert! Überragend war natürlich auch die Überlegenheit der russischen Mannschaft fast im kompletten Turnierverlauf! Tatiana Kosheleva ist momentan einfach nicht zu stoppen!

Frage: Sie selbst sind nach einem Kurz-Intermezzo beim 1. VC Stralsund wieder beim SSC. Welche Ziele haben Sie persönlich und das Team für 2015/16?

Tanja Joachim: Die Zeit in Stralsund hat mir wirklich gut getan. Ich konnte eine Menge Spielpraxis sammeln und hoffe, dass ich diese nun im Training als auch in den Spielen ausbauen und wieder Neues dazu lernen kann! Wir als Mannschaft haben schon ganz gut zusammen gefunden. Es sind wieder einige neue und vor allem junge Spielerinnen dazugekommen, deshalb ist das „Einspielen“ in der Vorbereitungszeit äußert wichtig! In ein paar Tagen sind wir dann endlich komplett und es geht ja auch schon direkt am 15. Oktober los! Wir wollen natürlich wieder ganz oben mitspielen und mindestens den dritten Platz vom letzten Jahr verteidigen…

Frage: Wie verlief die Vorbereitung auf die kommende Saison genau?

Tanja Joachim: Wir haben sehr viel Zeit für den Athletik-Bereich bekommen und konnten in vielen Turnieren bereits unser Zusammenspiel unter Beweis stellen. Aber sicherlich ist es nie einfach, wenn noch nicht alle Spielerinnen da sind. Anja Brandt und Jennifer Geerties waren bis zur letzten Woche noch mit der Nationalmannschaft unterwegs, genauso wie unsere neue Spielerin Tabitha Love aus Kanada, die erst in den nächsten Tagen zu uns stoßen wird. Aber wir sind trotzdem zuversichtlich und ein letztes Vorbereitungsturnier in Frankreich wird zeigen, was wir im Hinblick auf das erste Heimspiel noch verbessern können!

Frage: Sie wurden 1992 geboren – in dem Jahr wurde Brasilien bei den Herren und Kuba bei den Frauen Volleyball-Olympiasieger… Wann wußten Sie, dass Volleyball „ihr Sport“ ist?

Tanja Joachim: Ich stamme aus einer „Volleyball-verrückten“ Familie. Sobald ich laufen konnte, war ich mit in der Halle. Sicherlich hätte ich mich auch für eine andere Sportart entscheiden können. Zum Beispiel versuchte ich es auch mit der Leichtathletik, doch eigentlich war ich ja gar nichts anderes „gewohnt“ als Volleyball… Mir machte Volleyball außerdem von Anfang an unheimlich viel Spaß. Es ist ja auch eine besonders schöne Sportart!

Frage: Wie sieht ansonsten Ihr Leben neben dem Volleyball-Parkett aus?

Tanja Joachim: Ich befinde mich derzeit noch im letzten Ausbildungsjahr zur Physiotherapeutin. Das ist nicht der einfachste Beruf, aber durch den Sport habe ich mir bereits ein kleines Vor-Wissen aneignen können, da diese beiden Bereiche sehr eng zusammenhängen.

Es macht mir große Freude, aber durch das viele Lernen bleibt natürlich wenig Zeit für andere Aktivitäten neben dem Training. Findet sich dann aber doch einmal etwas Luft, versuche ich so viel wie möglich mit meinen Freunden und meiner Familie zu unternehmen, ohne die ich es wahrscheinlich gar nicht so weit gebracht hätte!

Vielen Dank und eine erfolgreiche Saison 2015/16
Die Fragen stellte Marko Michels

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