Im Rückspiegel: Die Frauen-Volleyball-EM 2013

Nachgefragt bei der früheren Schweriner Spielerin Berit Kauffeldt


Deutschland ist im europäischen Frauen-Volleyball wieder eine Macht. Das bewies auch die Heim-EM 2013 vom 6. bis 14. September, bei der das deutsche Team besten Volleyballsport bot. Auch dank den früheren, aktuellen oder kommenden SSC-Spielerinnen, wie Kathleen Weiß, Lisa Thomsen, Saskia Hippe, Anja Brandt, Denise Hanke und Jana-Franziska Poll.

„Team Germany“ 2013 begeisterte …

Mit nie endendem Kampfgeist, großer Leidenschaft, totaler Hingabe und mit beeindruckendem Einsatz spielte sich das junge DVV-Team von Bundestrainer Giovanni Guidetti in die Herzen nicht nur der deutschen Volleyball-Fans.
In der Vorrunde in Halle/Westfalen konnte die deutsche Mannschaft alle Spiele siegreich gestalten. Gegen Spanien gab es ein klares 3:0, die Niederländerinnen wurden knapp mit 3:2 bezwungen und auch die Türkinnen hatten keine Chance beim 0:3. Im Viertelfinale, ebenfalls in Halle/Westfalen, trumpften die deutschen „Schmetterlinge“ zudem groß auf – 3:0 gegen Kroatien.

Einen sportlichen Hitchcock-Krimi präsentierten die deutschen Mädels dann im Halbfinale beim 3:2 gegen Belgien, der sympathischen Überraschungsmannschaft dieser europäischen Titelkämpfe. Einen 0:2-Rückstand schafften die deutschen Damen um Mannschaftskapitänin Margareta Kozuch noch zu drehen – eine unglaublich intensive und emotionsreiche Partie.
Auch beim 1:3 im Finale gegen ein scheinbar übermächtiges russisches Team mit der großartigen Tatjana Koscheljewa bewiesen die deutschen Volleyball-Damen große Moral, eine ausgezeichnete Klasse und herausragende kämpferische Tugenden.

Von 2011 zu 2013

Damit bestätigten die deutschen Frauen, dass der Erfolg von 2011 keine „Eintagsfliege“ der jüngeren Volleyball-Geschichte war.

Denn vor zwei Jahren in Belgrad, im siebenten EM-Finale einer deutschen Frauen-Volleyball-Nationalmannschaft, unterlag man ebenfalls – damals vor fast 9000 Zuschauern den serbischen Gastgeberinnen knapp mit 2:3. Das Überraschungs-Silber war damit die beste Platzierung einer deutschen Frauen-Volleyball-Auswahl seit der Vize-Europameisterschaft der DDR 1989.
Die Schwerinerinnen in der Auswahl 2011 – Kathleen Weiß, Lisa Thomsen und Berit Kauffeldt (Jugend-Europameisterin 2007 und U 20-Weltmeisterin 2009) – polierten damit den Ruf der Landeshauptstadt M-V als Frauen-Volleyball-Hochburg weiter auf.

Leider gehörte Berit diesmal, auch wenn sie ja die gesamte EM-Vorbereitung 2013 mit dem deutschen Team mitmachte, letztendlich doch nicht zum deutschen Team. Aber wie ihre bisherigen Erfolge zeigen, ist Berit eine Kämpferin, die wieder angreifen wird – die nächsten EM, WM oder gar olympischen Herausforderungen warten auf sie.
Vergessen wir nicht: Neben den genannten internationalen Titeln im Nachwuchsbereich wurde Berit, Jahrgang 1990 mit Geburtsort Parchim, zudem dreimal deutsche A-Jugend-Meisterin und mit der Elite-Mannschaft des Schweriner SC, bei dem sie bis 2012 „schmetterte“, 2009, 2011 sowie 2012 deutsche Meisterin und 2012 auch deutsche Pokalsiegerin. Zudem belegte Berit im Grand Prix 2009 mit dem DVV-Team einen hervorragenden dritten Platz.

Frauen-Volleyball in der Historie

Tja, in der Volleyball Historie ging mit Schweriner Beteiligung ohnehin „so Manches“, wie z.B. das von der DDR-Mannschaft errungene EM-Gold 1983 und 1987 sowie das Olympia-Silber 1980. Wobei im goldenen 1987er Team auch die gebürtige Rostockerin Kathrin Langschwager spielte. Stadtkollegin Brit Wiedemann gehörte übrigens zum Silber-Team 1989 und zum Bronze-Team 1991, jeweils bei den EM.
Acht Mal im EM-Finale!: 1977, 1979, 1985 und 1989 unterlag die DDR im EM-Finale der UdSSR. 1983/1987 (wie erwähnt) gewannen die DDR-Frauen gegen die Sowjetunion. Dann 2011 die Niederlage gegen Serbien und 2013 wieder gegen Russland.

Im ewigen EM-Ranking erreichte die UdSSR/Russland also mit 22 Finalteilnahmen bisher am häufigsten ein Europameisterschaftsendspiel – dabei gewannen die Russinnen 18 Mal.
Deutschland folgt dahinter mit acht Endspielteilnahmen (2 x EM-Gold durch die DDR; insgesamt 11 Medaillen), vor Polen mit 6 Endspielteilnahmen (2 x EM-Gold), der Tschechoslowakei/Tschechien mit 6 Endspielteilnahmen (1 x EM-Gold), Italien mit 4 Endspielteilnahmen (2 x EM-Gold), den Niederlanden mit 3 Endspielteilnahmen (1 x EM-Gold), Kroatien mit 3 Endspielteilnahmen, Serbien mit 2 Endspielteilnahmen (1 x EM-Gold), Bulgarien mit einer Endspielteilnahme (1 x EM-Gold), der Türkei mit einer Endspielteilnahme und Ungarn mit einer Endspielteilnahme.

Weitere Infos zur EM-Endrunde 2013

Die EM ist Geschichte. Was bleibt da noch anzumerken? Wie gesagt ist die bronzene Medaille für Belgien (3:2 gegen den Titelverteidiger Serbien) die erste bei einer EM!
Die Einzel-Auszeichnungen gingen an Tatjana Koscheljewa (Russland/wertvollste Spielerin), Lise von Hecke (Belgien/beste Scorerin), Jovana Brakocevic (Serbien/beste Angreiferin), Christiane Fürst (Deutschland/beste Blockerin), Margareta Kozuch (Polen/beste Aufschlägerin), Valerie Courtois (Belgien/beste Libera), Jekaterina Pankowa (Russland/beste Zuspielerin) und Suzana Cebic (Serbien/beste Annahmespielerin).

Und in Schwerin, in der Sport- und Kongreßhalle, tanzte, wie in den anderen EM-Orten Dresden, Halle/Westfalen, Zürich und Berlin (mit den Halbfinals und den Medaillenspielen in der Max-Schmeling-Halle) auch, das EM-Maskottchen „Spikerella“. In der Vorrunden-Gruppe D in der Landeshauptstadt M-V setzte sich Serbien vor Tschechien, Polen und Bulgarien durch.
Die Volleyball-Frauen-EM 2013 waren beste Werbung für eine vermeintliche Randsportart, die eigentlich ein riesiges Interesse verdient!

EM-Resümee von Berit Kauffeldt

Wie lautet nun das EM-Resümee von Berit Kauffeldt, der einstigen SSC-Spielerin, die 2012/13 beim italienischen Verein Cuatto Giaveno Volley agierte und in der neuen Spielzeit weiterhin in Italien aktiv ist, bei Imoco Volley Conegliano?!

„Ein großer Schritt für den deutschen Frauen-Volleyball-Sport …“

Frage: Berit, die EM fand leider ohne Sie statt. Ist die erste Enttäuschung gewichen, blicken Sie schon wieder nach vorn?

Berit Kauffeldt: Ja, es ist wahr, dass ich im ersten Moment sehr enttäuscht war, aber jetzt bin ich schon in Italien und trainiere mit meiner neuen Vereinsmannschaft in Conegliano. Damit habe ich sofort wieder neue Aufgaben und Ziele. Und die nächsten EM oder WM kommen mit Sicherheit. Da möchte ich dann dabei sein! Dafür werde ich wieder kämpfen!

Frage: Die Heim-EM begeisterte sportlich und organisatorisch. Verfolgten Sie das Geschehen trotz Ihrer Nicht-Nominierung dennoch intensiv?

Berit Kauffeldt: Ich verfolgte alles was ging. Schließlich sind die Mädels ja auch immer noch meine Freundinnen. Beim Finale und Halbfinale hatte ich Glück, dass es hier in Italien im Free-TV übertragen wurde. Ich habe nur das Spiel gegen Kroatien verpasst … Das war schade, aber zum Glück hat das Team ja trotzdem klar gewonnen

Frage: Wie lautet Ihr Resümee zur EM 2013 – aus deutschem und internationalem Blickwinkel?

Berit Kauffeldt: Ich kann das ja nur aus der Ferne beurteilen, aber ich muss sagen, dass ich über das deutsche Volleyball-Publikum positiv überrascht bin. Die Fans sind, wie mir berichtet wurde, wirklich in Scharen in die Hallen gekommen.

Außerdem bewerte ich die Medien-Präsenz als sehr gut. Ich glaube, dass diese Europameisterschaft 2013 ein großer Schritt für den deutschen Frauen-Volleyball-Sport sein kann, weil die Leute eine internationale Volleyball-Meisterschaft hautnah verfolgen und miterleben konnten, was wir für coole Mädels auf dem Feld hatten bzw. haben.

Frage: Wie geht es nun für Sie weiter?

Berit Kauffeldt: Ich habe eine interessante Saison mit meinem neuen Verein vor mir. Erst einmal muss ich um einen Stammplatz kämpfen und dann starten wir in insgesamt vier Wettbewerben – in der  Champions League, im italienischem Pokal sowie in der italienischen Liga und im italienischen Supercup. Aber am Sonntag (15.9.) hatte ich einen freien Tag und erkundete mit meinem Freund die neue Umgebung …

Vielen Dank und alles erdenklich Gute für Sie, sportlich, beruflich und persönlich!
Marko Michels

Übrigens: Vom 20. September bis 29. September wird die EM-Endrunde der Herren in Polen und Dänemark ausgetragen. Deutschland spielt in der Vorrunde/Gruppe D in Gdynia, zusammen mit Tschechien, Russland und Bulgarien. Dabei ist auch Philipp Collin, Jahrgang 1990 mit Geburtsort Neubrandenburg, der früher beim SSC und beim SV Warnemünde spielte.

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