Ins Schwarze getroffen !

Schießsport in Wismar und in Schwerin mit guter Tradition …

In zwei Monaten finden die Olympischen Spiele in Peking statt, wobei der Schießsport eine Kernsportart im olympischen Programm darstellt. M-V hat dabei eine gute Tradition auch im leistungssportlichen Schießen. So stammt u.a. der Olympiasieger 1988 bzw. Mannschaftsweltmeister 1987 im Skeet, Axel Wegner, aus Demmin.

Auch in Schwerin und in Wismar hat der Schießsport eine gute Heimat.

Klasse Leistungen bei den Jugendsportspielen 2008 …

Logo18 Schützen und zwei ambitionierte Amazonen nahmen an den Jugendsportspielen am 5.Juli 2008 auf der Anlage des Wismarer Schützenvereines Hanse e.V. 1990 teil und erwiesen sich so treffsicher wie einst der berühmte „Old Surehand“.
Aus der Hansestadt, aus Rehna und aus Gadebusch wetteiferten in den verschiedenen Altersklassen um Siege und Medaillen mit dem Luftgewehr und der Luftpistole.
Der jüngste teilnehmende Schütze war Jonas Glomb (Rehna), Jahrgang 1996, der bei der Schülern B/C in der Disziplin „Auflage Luftgewehr 20 Schuss“ Platz eins mit der Gesamt-Summe 161 belegte.
 
SiegerehrungWaren die Rehnaer bei den männlichen Schülern „schuß-angebend“, so gingen die meisten Siege bei den Jugendsportspielen zwar nicht an die Starter des „Wilden Westens“, aber an die nicht minder „wilden“, und mindestens ebenso erfolgreichen Wismarer.  Sechsmal Gold erschossen sich die jungen Herren und Damen von der Ostseeküste – und die Girls waren mit zwei Titeln dabei. So wurde Jennifer Schlegel, Jahrgang 1994, Erste bei den Schülerinnen in der Disziplin „Auflage Luftgewehr 20 Schuss“. Jennifer Hintz, Jahrgang 1992, konnte hingegen bei der weiblichen Jugend mit dem Luftgewehr „40 Schuss frei“ die Goldmedaille in Empfang nehmen.

Die Sieger und PlatziertenDie anderen Sieger lauteten: männliche Jugend (Luftgewehr 40 Schuss frei) – Tim Rassau (Wismar), männliche Junioren B (Luftgewehr 40 Schuss frei) – Raik Wendlandt (Wismar), männliche Junioren A (Luftgewehr 40 Schuss mit Auflage) – Max Lienshöft (SV Gadebusch) und in den Disziplinen mit der Luftpistole Maximilian Schüler (Wismar) bzw. Jan Hoffelner (Wismar).

In Eigen-Regie viel erreicht !

Im Gespräch mit Frank Beeckmann vom Schützenverein Hanse Wismar

Frage: Herr Beeckmann, seit 18 Jahren besteht Ihr Verein. Nun – vor der Sommerpause – gab es die Jugendsportspiele im Schießen auf Ihrer Anliege.
Mit 18 ist man bekanntlich volljährig … Trifft das auch auf Ihren Schützenverein zu ?

Frank Beeckmann:  Unser Verein ging ja im Februar 1990 aus der GST bzw. den Betriebssportgemeinschaften der Wasserwirtschaft (WAP) und des Hafens hervor. Um den GST-Waffenbestand übernehmen zu können, wurde bewusst nicht an die Tradition des alten Schützenvereines angeknüpft. 14 Freunde des Schießsportes gründeten dann im Februar 1990 im Jugendklubhaus Wismar, der heutigen „Altstadt-Pension“, den Schützenverein Hanse e.V. 1990.

Frage: Nun besitzen Sie eine idyllisch gelegene Schießsport-Anlage an der Poeler Strasse in Wismar. Eine Idylle, die in Eigen-Regie erfolgte ?

Am Schießstand 5.7.08Frank Beeckmann: Das Gelände war ja einst eine Geflügelfarm und die dortigen Hallen mussten grundlegend renoviert werden. Das kostete zwar viel Schweiß und Geld, aber wenn man sich das Ergebnis heute so betrachtet, der Aufwand hat sich wahrlich gelohnt. Vergessen möchte ich in diesem Zusammenhang nicht zu erwähnen, dass ein Großteil der Mitglieder dem Verein im Jahre 1992 ein zinsloses Darlehen zur Verfügung stellte, ohne dieses Darlehen hätte der Kauf der Hallen nicht realisiert werden können. Natürlich – und hier sind wir einer alten Tradition eng verbunden – wurde eine Vereinsfahne angefertigt, die 1994 durch den Präsidenten des Schützenverbandes M-V feierlich auf dem Marktplatz Wismar geweiht wurde.

Frage: Jeder Verein hat seine Höhepunkte. Wie lauten Ihre ?

Konzentriert ...Frank Beeckmann: Die Jugendsportspiele 2008, mit der Teilnahme talentierter Schützinnen und Schützen, war erst einmal der letzte große Höhepunkt vor der Sommerpause. Vor 12 Jahren, 1996, hatten wir dann unser erstes Schützenfest seit der Vereinsgründung.  Sportlich betrachtet, gab es für uns natürlich auch viele große Momente. So wurde Alexander Krüger aus unserem Verein  2001 Kreisschützenkönig und 2002 Landesschützenkönig. Bei den internationalen Jugendsportspielen in Aalborg gewann unser Jan Hoffelner Gold. Gerade bei den internationalen Jugendsportspielen konnten wir stets durch vordere Platzierungen überzeugen.

Frage: Wie verlief die Entwicklung des Vereines seit 1990 quantitativ ?

Waffen hoch ...Frank Beeckmann: Unser Verein zählt zur Zeit 100 Mitglieder. Das jüngste Mitglied ist 20 Jahre, das älteste ist stolze 70. Wir versuchen dabei möglichst viele Talente zu fördern. Schießen ist nun einmal ein sehr interessanter und  abwechslungsreicher Sport – sehr alt und doch stets jung geblieben !

Frage: Und die nächsten sportlichen Höhepunkte – wo finden diese statt ?

Frank Beeckmann: Im September haben wir einen Vergleichswettkampf in Bad Oldesloe. Dorthin haben wir langjährige gute Beziehungen.

Im Gespräch mit Jennifer Hintz, eine treffsichere Amazone

Frage: Sie sind 15 Jahre und kommen aus Wismar. Da wäre doch der Weg zu den traditionell starken Handballerinnen der Hansestadt doch eher „obligatorisch“ gewesen …

Im Anschlag ...Jennifer Hintz: Naja, für andere vielleicht, aber nicht für mich. Schießen ist eine sehr anspruchsvolle Sportart und ich möchte mich dort beweisen. Seit einem Monat bin ich inzwischen im Verein, mein Freund Raik Wendlandt, selbst ein Erfolgsschütze, animierte mich dazu.

Frage: Den Schritt bislang nicht bereut ?

Jennifer Hintz: Nein, ganz im Gegenteil. Beim Schießsport kann man herrlich abschalten, sich nur auf das Ziel konzentrieren. Hatte man einen schlechten Tag, beim Schießsport kann man ihn gut vergessen. Schießen ist ein guter Ausgleich zum Alltagsstress.

Frage: Wie verlief Ihre noch junge sportliche Entwicklung ?

Jennifer Hintz: Bislang ganz positiv. Meine Bestleistung steht bei 304 von möglichen 400 Ringen – nicht schlecht für den Anfang. Nun konnte ich auch erfolgreich an den Jugendsportspielen teilnehmen. Wenn es so weiter geht, bin ich zufrieden.

Frage: Gibt es für Sie auch ein Leben „neben dem Schießstand“ ?

J.HintzJennifer Hintz: Dafür sorgt schon mein Freund Raik. Aber ich gehe ja noch zur Schule, in die Ostseeschule in Wismar-Wendorf. Außerdem interessiere ich mich sehr für die deutsche Geschichte des 20.Jahrhunderts. Und ich „schlage“ mich nicht nur beim Schießsport sehr gut. Sport ist eines meiner Lieblingsfächer. Ich spiele auch noch passabel Fußball und schwimme sehr gern. Nach der Schule möchte ich zur Bundeswehr, dort sehe ich meine berufliche Zukunft. Die schießsportlichen Erfahrungen, die ich beim Verein in Wismar sammeln konnte, sind dann sicherlich schon vorteilhaft.

Frage: Haben Sie auch Vorbilder im „großen Sport“ ?

Jennifer Hintz: Die olympischen Schießwettkämpfe in Peking werde ich intensiv verfolgen. Ich fiebere dann mächtig mit und kann mich auch „tierisch“ aufregen, wenn ein Schuß bei unseren deutschen Startern daneben geht … Mein Vorbild stammt zwar nicht dirket vom Schießsport, muß allerdings ebenfalls treffsicher sein: Kati Wilhelm, die Biathletin. Wahnsinn, wie sie nach dem Ski-Langlauf dann noch in der Lage ist, am Schießstand zu bestehen. Eine echte Meisterleistung !

Info: Der Schießsport hat in Wismar eine lange Tradition. Die Schützengesellschaft besteht seit dem Jahr 1823. Danach wurde aus ihrem eigentlichen Stamm, der Schützen-Compagnie, durch Verschmelzung mit der 1819 gegründeten Vogelschützengesellschaft die Vereinigte Schützengesellschaft. 1824 führte diese das erste Schützenfest durch.
Heute bestehen in der Hansestadt zwei schießsportliche Vereine: die Vereinigte Schützengesellschaft 1824 und der Schützenverein Hanse 1990.

 

 EXKURS
Die Schweriner Schützenzunft – die ersten Jahre …

Der Anlaß zur Gründung einer Schweriner Schützenzunft war ein ziemlich trauriger. 1638 – im Jahr 20 des „Dreißigjährigen Krieges“ wurde eine seuchenartige Krankheit durch fremde Truppen in Schwerin eingeschleppt, die sich schnell ausbreitete – so schnell, daß die Schweriner Einwohner nicht nachkamen, die Toten zu bestatten. Nicht einmal die Handwerksämter konnten – wie eigentlich üblich – ihre Zunftgenossen zu Grabe tragen.

Es bildeten sich daher in Schwerin zwei Vereinigungen von Bürgern, die es sich zur Aufgabe machten, für die Beerdigung der Zunftgenossen und deren Familien bzw. Angehörige zu sorgen. Die eine „Totenzunft“ oder auch „Totenbeliebungen“ bildete sich im Juni 1638, die andere „Totenzunft“ folgte im September 1638.
Meist Handwerker und einfache Leute gehörten der älteren der beiden „Totenzünfte“ an, während die vom Ratsherren Heinrich Scheffues begründete jüngere Zunft 19 Mitglieder aus Rats-, Beamten- und besseren Bürgerkreisen zählte. Ziemlich gleich war die Verfassung der beiden Zünfte; die jüngere hatte 18 Artikel die ältere hingegen 26 Artikel. Zwei „Älterleute“ standen an Der Spitze der Zünfte. Zusamenkünfte oder Morgensprachen gab es viermal im Jahr. Eintrittsgelder oder Abgaben aus dem Vermögen Verstorbener bildeten die Einnahmen.

Aus der jüngeren, auch der „großen“ gegenüber der „kleinen“ älteren genannten „Totenzunft“ entstand 1640 die ältere Schützenzunft, indem ihr Herzog Adolf Friedrich ihr am 26.Mai 1640 das Recht des „Königschusses“ verlieh und dem König Freiheit von Schoß. Akzise und anderen bürgerlichen Lasten zusicherte. 
Einige Jahre später erhielt dann die Zunft die Erlaubnis, ihr eigenes Schützenhaus zu bauen. Es entstand „nächst unter dem Windmühlenberg“, d.h. an der Stelle des heutigen Augustenstiftes in der Schützenstraße. In den Jahren 1694-1697 wurde dieses Schießhaus neu gebaut und dort bis 1850 genutzt.
Der Königschuß erfolgte auf eine Scheibe, außerdem wurden silberne Löffel und Zinngewinne verschossen. Bis 1704 war die Königswürde käuflich.
Die „ältere“ Schützenzunft bestand in ihrer Form – die Mitglieder waren neben der Schützenzunft auch Angehörige der „jüngeren Totenlade“ – bis 1697.

So weigerten sich die Zunft bereits 1671, die Leiche der Frau des Scharfrichters Flohr zu tragen; die Mehrzahl der „Schützenzünftler“ sprach sich dagegen aus auch als „Leichenträger“ tätig sein zu müssen. Im Februar 1697 löste sich die „jüngere Totenlade“ unter Rückgabe ihrer Konfirmationsurkunde an den Rat auf, während die eigentliche Schützenzunft bestehen blieb. Allerdings stellte diese bald ihre „Totenlade“ wieder her (ca. 1701), denn im 18.Jahrhundert ist stets von der „großen“ oder „ältesten Schützenzunft“, aber „jüngsten Schützenzunft“ die Rede. Dieser gehörten seit der Gründung bis 1707 annähernd 300 Mitglieder an.  Die „kleine“ oder „älteste“ Leichenzunft zählte bis 1666 immerhin 60 Mitglieder (Brüder). Sie erhielt am 6.Februar 1731 ebenfalls das Recht des „Königsschusses“, so daß diese seitdem als „jüngere Schützenzunft“, aber als „älteste Leichengesellschaft“ neben der ältesten Schützenzunft bestand. 
Die „jüngere Schützenzunft“ errichtete sich ihr Schützenhaus in der heutigen Münzstraße am Beutel.

Die Totenzünfte oder Totenbeliebungen – und damit auch sie Schützenzünfte – hatten sich gebildet aus dem einfachen Bestreben der Bürger, sich eine anständige Beerdigung zu sichern. Eine soziale Motivation lag also keineswegs zugrunde, wenn auch die Totenzunft vom Juni 1638 in ihrem Statut den Mitgliedern zur Pflicht machte, das Gesinde der Zunftgenossen ebenfalls zu Grabe zu tragen. Zudem wollten die Schützenbrüder bei den Schützenfesten ihren Gemeinsinn und ihre Kameradschaft dokumentieren.
Die Festlichkeiten der beiden Schweriner Schützenzünfte fanden sowohl auf den Schießplätzen sowie Schießhöfen in der Vorstadt als auch auf der Schelfe statt.
Um ca. 1810 vereinigten sich die beiden Schützenzünfte aufgrund von Geldproblemen. Die vereinte Schweriner Schützenzunft nutzte das Schützenhaus (Augustenstift) bis zum Jahre 1850.
Nach dem Verkauf des Schützenhauses im selben Jahr siedelte die Schützenzunft nach dem Schelfwerder über, wo neben entsprechenden Schießständen auch eine Gaststätte vorhanden war. Auf diesem Gelände wurden dann viele Jahre die Schützenkönige ermittelt.

Ein Höhepunkt für die Schweriner Schützenzunft waren zweifellos die Ausrichtung des VII. Mecklenburgischen Landes-Schützenfestes vom 5.Juli bis zum 6.Juli 1880 in Schwerin bzw. die Ausrichtung des XI. Mecklenburgischen Landes-Schützenfestes vom 5. bis zum 8.Juli 1891 in Schwerin, nachdem Schweriner Schützenzünftler bereits 1867 beim ersten Landes-Schützenfest in Güstrow ihre Heimatstadt vertraten. Beim ersten Landes-Schützenfest errang übrigens der mecklenburgische Großherzog beim Schießen auf die Festscheibe „Mecklenburg“ den dritten Preis, einen von Schweriner Einwohnern, darunter einigen Schweriner Schützenzünftlern, gestifteten Pokal. Schützenkönig in Güstrow wurde Herr Stellmachermeister Raatz aus Waren.
Grund zum Jubeln gab es für die Mitglieder der Schweriner Schützenzunft beim IV. Landes-Schützenfest 1874 in Grevesmühlen als der Schweriner Büchsenmacher Görcke gewann sowie beim V. Landes-Schützenfest 1876 in Wismar als der Schweriner Conditor Barczewski siegte.
Für die jährlich stattfindenden, städtischen Schützenfeste in Schwerin stiftete der mecklenburgische Großherzog eine Schützenkette für den jeweiligen Schützen-König. So durften, beispielsweise, 1887 der Bürgermeister Held bzw. 1888 der Zigarrenmacher Klöcking als Sieger die Schützenkette tragen.

A.Wegner> Der Vorpommer Axel Wegner, Olympiasieger 1988

Marko Michels (T)

F: M.M. (7), Deutscher Schützenverband (1)

 

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