Jedes zweite Gebäude barrierefrei

Umbauten in denkmalgeschützten Gebäuden schwierig

Von 120 städtischen Gebäuden, die wegen ihrer Nutzung barrierefrei sein sollten, erfüllt in der Landeshauptstadt bisher etwa jedes zweite diese Anforderungen ganz oder weitgehend. Das geht aus einer Analyse des Zentralen Gebäudemanagements (ZGM) hervor. „Schwerin hat große Fortschritte gemacht und mit der ersten weitgehend barrierefreien Bundesgartenschau Maßstäbe gesetzt. Es gibt aber noch eine Menge zu tun, um Menschen mit Handicap die umfassende Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Landeshauptstadt  zu ermöglichen. In diesen Anstrengungen werden wir nicht nachlassen“, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow  anlässlich des heutigen „Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen“.

So ist das Stadthaus als zentrales Verwaltungsgebäude und Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger barrierefrei gestaltet. Für acht der noch nicht barrierefreien städtischen Gebäude – alles Schulen – sind demnächst Sanierungen und Umbauten vorgesehen und teilweise auch bereits geplant, um sie barrierefrei herzurichten. Bei einigen Gebäuden ist die längerfristige Nutzung nicht mehr gesichert, aufwändige Umbauten daher uneffektiv. Für Gebäude wie die Sternwarte ist ein  Umbau aus technischen und rechtlichen Gründen nicht möglich, teilte das Zentrale Gebäudemanagement der Landeshauptstadt mit.

„Gerade in den denkmalgeschützten historischen Gebäuden, in denen Kultureinrichtungen wie das Schleswig-Holstein-Haus oder das Konservatorium untergebracht sind, ist es oft äußerst schwierig, für barrierefreie Zugänge zu sorgen“, so Gramkow.

So stehen 25 städtische Gebäude auf der Denkmalliste der Stadt. 16 Denkmalobjekte sind in den vergangenen Jahren saniert worden. Bei sechs Gebäuden ist ein barrierefreier Umbau aus denkmalrechtlichen bzw. technischen Gründen nicht möglich gewesen.

Das Schleswig-Holstein-Haus ist beispielsweise bereits zu Beginn der 90er Jahre saniert worden. Im Nachhinein wurde nochmals geprüft, ob eine behindertengerechte Umgestaltung möglich ist. Das ist definitiv nicht der Fall. Beim historischen Theatergebäude am Alten Garten wurde dagegen eine Möglichkeit gefunden, mobilitätseingeschränkten Menschen den Besuch über den Seiteneingang zu ermöglichen.

Hintergrund: Barrierefreiheit in  Kultureinrichtungen Schwerins

Konservatorium:
Am Konservatorium werden ca. 100 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen regelmäßig unterrichtet. Es gibt auch integrative Gruppen.

Das Gebäude selbst ist nicht behindertengerecht. Der Unterricht erfolgt daher nicht ausschließlich im Konservatorium.

Volkshochschule:
Im Rahmen der Sanierung der Gebäude Brandensteinsches Palais und Schelfschule gab es eine sehr konstruktive Zusammenarbeit mit dem Behindertenbeirat der Stadt.

Im Brandensteinschen Palais wurde ein Treppenlift eingebaut, der Eingang wurde mit einer Schräge versehen.

An der Schelfschule wurde eine behindertengerechte Zufahrt zum Kellergeschoss angelegt, von hieraus führt dann ein Fahrstuhl bis in das 3. Geschoss. Allerdings konnte aus bautechnischen Gründen der ursprünglich vorgesehene behindertengerechte Zugang zur Aula nicht realisiert werden (hier sind 4 Stufen zu überwinden).

Speicher:
Behinderte sind hier auf die Hilfe des Personals angewiesen. Der Zugang ist nicht behindertengerecht.

Bibliothek:
Die günstigsten Bedingungen bezüglich Barrierefreiheit finden wir in der Bibliothek Neu Zippendorf vor. Die Eingangssituation ist behindertengerecht, die Türen öffnen sich – durch eine Lichtschranke – automatisch. Auch innerhalb der Bibliothek gibt es keine Hindernisse.

Die Zweigstelle Lankow kann ebenfalls als nahezu barrierefrei bezeichnet werden. Lediglich die Türen – die Haustür und die Bibliothekstür – öffnen sich nicht automatisch. Hier ist gegebenenfalls Hilfestellung erforderlich.

Die Hauptbibliothek kann ebenfalls als nahezu barrierefrei angesehen werden. Durch den Einbau des Aufzugs vor 5 Jahren sind alle Etagen für Rollstuhlfahrer erreichbar.

Als Problem können die Türen angesehen werden. Die Hauseingangstür ist während der Öffnungszeiten grundsätzlich geöffnet. Die Bibliothekseingangstür und die Tür zum Aufzugsvorraum können für Rollstuhlfahrer ein Hindernis darstellen. Die Bibliotheksmitarbeiter geben jedoch jeder Zeit Hilfestellung.

Schleswig-Holstein-Haus
Als barrierefrei kann nur das Erdgeschoss angesehen werden. Das erste Obergeschoss ist für Rollstuhlfahrer und Personen mit Gehbehinderungen nicht erreichbar.

Bei der Sanierung des Hauses vor 15 Jahren wurde im Erdgeschoss ein neuer Fußboden eingebaut. Das erste Obergeschoss präsentiert sich dagegen nahezu im Originalzustand. Das Gebäude besteht eigentlich aus mehreren Gebäudeteilen. Diese sind im ersten Geschoss durch die unterschiedlichen Niveauunterschiede zu erkennen.

Selbst durch den Einbau eines Aufzugs wäre eine vollständige Barrierefreiheit nicht erreicht worden.

Michaela Christen

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