Kampfsportlicher Rückblick 2014

Interview mit Kickbox-Weltmeisterin Julia Irmen

Was wurde in diesem Jahr nicht wieder sportlich fair gekämpft – ob auf der Fecht-Planche, auf der Ringer-Matte, auf der Judo-Tatami, im Box-Ring oder in sonstigen Arenen. Auch Sportlerinnen und Sportler aus Schweriner Vereinen präsentierten sich dabei in bester Verfassung. Die Zwillingsschwestern und Judoka Ramona bzw. Carmen Brussig vom PSV Schwerin wurden IBSA-Weltmeisterinnen. In der Schweriner Traditionssportart Boxen holte Peter Kadiru (BSC Traktor Schwerin) bei den Olympischen Jugendspielen Gold; Jürgen Brähmer, der Wahl-Schweriner und gebürtige Stralsunder, verteidigte seinen Profi-Titel der WBA im Halbschwergewicht. Und auch die jungen Fechterinnen und Fechter der Schweriner Fechtgesellschaft zeigten 2014 wieder einmal ihr großes Können.

Im Blickfeld: Die gebürtige Stralsunderin Julia Irmen

Dass die noch junge Kampfsportart Kickboxen sowohl weltweit als auch in Deutschland „im Trend“ ist, zeigt nicht nur die Aufnahme ins Programm der World Combat Games (seit 2010 ausgetragen). Hierzulande hat vor allem Dr. Christine Theiss (Weltmeisterin 2007-2013) bewiesen wie begeisternd und attraktiv, zudem technisch sowie sportlich anspruchsvoll das Kickboxen sein kann. Aber auch eine gebürtige Stralsunderin zeigt als Kick-Boxerin ihre große Klasse. Julia Irmen (Jahrgang 1984), bereits 2009 WAKO-Weltmeisterin, 2013 WKU-Europa- sowie -Weltmeisterin verteidigte ihren Titel 2014 (Gewichtsklasse bis 62,5 Kilogramm) zuletzt in München gegen die Belgierin Anke van Gestel.

Nachgefragt bei der Polizeivollzugsbeamtin und Wahl-Bayerin. Wir sprachen mit Julia Irmen über ihre Highlights des Jahres 2014, ihre Sportart Kickboxen, weitere Ziele und Ambitionen und ihre Heimatstadt Stralsund.

„Ich liebe mein Leben…“

Wie verlief das Jahr für Sie, Julia? Was waren die besonderen Momente ganz persönlich?

Julia Irmen: Das Jahr 2014 war fantastisch, das Highlight war Anfang des Jahres mein WM-Kampf gegen Olga Stavrova. Ich hatte wahnsinnig viel Druck und wollte an dem Abend einfach beweisen, dass ich dem großen Fussabdruck, den Dr. Christine Theiss hinterlassen hat, gewachsen bin.

Alles lief so, wie ich es mir gewünscht hatte, ich war so überwältigt davon, dass so viele Menschen gekommen waren, um mich anzufeuern und meinen Namen zu rufen. Bis zum Ring hatte ich Tränen in den Augen und nach der Urteilsverkündung brach alles aus mir raus. Es war einer der schönsten Momente meiner Sportkarriere.

Wie bewerten Sie das Wettkampf-Geschehen in den olympischen Kampfsportarten in den letzten Monaten, speziell im Frauen-Amateur-Boxsport? Deutsche Athletinnen und Athleten – von positiven Ausnahmen, wie Ringkampf-Weltmeisterin Aline Focken – konnten ja leider nicht wie erhofft um die Medaillen mitkämpfen…

Julia Irmen: Wir haben wahnsinnig viel Potenzial im Bereich Frauenboxen. Aber der Sport hat eben noch keine lange Tradition. Ich denke, wir brauchen noch ein paar Jahre, um uns zu entwickeln und zur Weltelite, zum Beispiel Russland, aufzuschließen, aber das Herz und den Kampfgeist irgendwann ganz oben zu stehen, hat jede Einzelne.

Zum Kickboxen… Sie waren ja einst Volleyballspielerin und Boxsportlerin. Was ist nun das Faszinierende für Sie am Kickboxen?

Julia Irmen: Kickboxen hat mich von Anfang an fasziniert. Es gibt so unglaublich viel zu lernen. Obwohl ich diesen Sport nun mittlerweile seit zwölf Jahren betreibe, lerne ich doch immer wieder etwas dazu. Auch das Boxen zog mich schnell in seinen Bann, dort fehlte mir dann aber international einfach die Erfahrung, die ich im Kickboxen in bereits knapp 200 Kämpfen sammeln konnte.

Sie stammen aus Stralsund – haben Sie da noch enge Kontakte zu Ihrer Geburtsstadt bzw. zu M-V allgemein?

Julia Irmen: Na klar! Stralsund ist meine Heimat. Noch heute reise ich mehrmals im Jahr zurück an „meine Küste“. Ich liebe das Meer, die Wellen, den Wind und vor allem liebe ich alle Jahreszeiten hier. Ich springe im Sommer gerne ins Meer aber genauso gerne wandere ich bei schlechtem oder kaltem Wetter mit Stiefeln am Strand entlang, lass mir den kalten Wind ins Gesicht blasen und gönne mir danach einen warmen Grog.

Das Jahr ist im Endspurt. Welche Ziele haben Sie für 2015 – beruflich, persönlich und sportlich?

Julia Irmen: Eigentlich gibt es für mich nur noch sportliche Ziele, da ich persönlich vollkommen angekommen bin. Ich habe die Liebe meine Lebens geheiratet – vor sieben Jahren in Göhren/Rügen – und habe einen wundervollen Sohn, der mich jeden Tag strahlend aufwachen lässt. Ich liebe mein Leben so wie es momentan ist.

Vielen Dank, besinnliche Weihnachtsfeiertage und alles Gute für das neue Jahr!
Die Fragen stellte Marko Michels

 

Kurz zusammengefasst – Wissenswertes über den Kampfsport in 2014

Im Sammelsurioum der weltweiten Kampfsportarten ist es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. An dieser Stelle also ein flüchtiger Blick auf einige jener, die auch in Deutschland populär sind… Welche Nation hatte in welcher Kunst 2014 die Nase vorn?:

Japan war also wieder einmal das „Maß aller judosportlichen Dinge“. Südkorea ist nach wie vor im Taekwondo die Nummer eins. Die russischen, italienischen und französischen Fechterinnen und Fechter bestimmen das Welt-Niveau mit Florett, Säbel oder Degen. Der Iran dominiert das klassische Ringen, wie Russland das Freistil-Ringen oder Japan das Frauen-Ringen.
Im Amateur-Boxsport avancierten bei den Herren Kasachstan und bei den Frauen Russland zu den WM-Top-Nationen 2013/14. Frankreich sicherte sich Platz eins bei den WM im Ju-Jutsu 2014. Im Sambo waren die russischen Athletinnen und Athleten eine Klasse für sich. Die erfolgreichsten Karateka bei den WM 2014 in Bremen kamen aus Frankreich und Ägypten.

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