Kanu-WM 2007: Dittmer mit Silber !

Deutschland bei Kanu-WM auf Medaillenwelle …

Duisburg und Neubrandenburg dürfen jubeln: Silberne Erfolge gab es für Andreas Dittmer (1x) und Thomas Lück (2x).

Ein weiterer ehemalige gebürtiger Neubrandenburger, der jetzt für Karlsruhe startet, erkämpfte zusammen mit Thomas Lück ebenfalls 2 x Silber: Stefan Holtz.

Bei den Kanu-Weltmeisterschaften in Duisburg haben zudem Fanny Fischer aus Potsdam und die Lampertheimerin Nicole Reinhardt am Sonntag (12.08.07) zwei WM-Titel im Kajak-Zweier gewonnen. Das junge deutsche Duo setzte sich über 200 und über 500 Meter durch.

Fischer feierte ihre ersten WM-Goldmedaillen. „Dabei ist es am Start gar nicht so optimal gelaufen“, sagte die 20-Jährige nach dem überlegenen Erfolg über 200 Meter. Fischer/Reinhardt buchten den deutschen Startplatz für Peking. Damit hat der Deutsche Kanu-Verband sich bei der WM elf von zwölf Startplätzen für Olympia gesichert. Nur im Kajak-Einer der Herren über 1000 Meter muss der DKV bei der EM in Mailand nachsitzen.

Ihre Siegesserie im Kajak-Zweier fortgesetzt haben die Olympiasieger Ronald Rauhe und Tim Wieskötter. Die Potsdamer setzten sich angetrieben von tausenden Zuschauern hauchdünn vor den Booten aus Weißrussland und Ungarn durch. Sie bleiben damit weiterhin bei allen Titelkämpfen seit Olympia 2000 ungeschlagen. Für Rauhe war es der elfte WM-Titel, für Wieskötter Nummer sieben.

In den 200-Meter-Sprintwettbewerben am Sonntagvormittag besserten außerdem Jonas Ems (Essen) im Kajak-Einer und der Damen-Vierer mit Siegen die eindrucksvolle deutsche Bilanz auf.

Silber holten sich über die 200 Meter Ronald Rauhe/Tim Wieskötter im Kajak-Zweier sowie Christian Gille/Tomasz Wylenzek im Canadier-Zweier. Auf zweiten Plätzen landeten außerdem der deutsche Canadier-Vierer über 500 Meter und Andreas Dittmer bei seinen letzten Weltmeisterschaften im Canadier-Einer über 500 Meter.
Deutschland wurde mit 9 x Gold erfolgreichste Kanu-Nation 2007 !

Bester Canadier der Welt aus Neubrandenburg

Kanu-Rennsport und Erfolge. Dabei denkt jeder Sport-Fan sofort an den SC Neubrandenburg und deren erfolgreichsten Protagonisten Andreas Dittmer.

Bei den diejährigen Kanu-WM genossen die deutschen Kanuten vor allem ein „Heimspiel“ mit echtem Volksfest-Charakter. An den Tagen vom 8. bis 12.August nahmen 852 Athletinnen und Athleten in 27 Disziplinen an den Kanu-WM in Duisburg teil. Gerade mit den Weltcup-Wettbewerben der letzten Jahre und den Wettbewerben der „World Games“ im Kanu-Polo bzw. Drachenbootrennen 2005 bewiesen die Duisburger Organisatoren ihr (welt-)meisterlichen Geschick in der Austragung von Kanu-Wettkämpfen.

Wolfgang Over, Generalsekretär des deutschen Kanu-Verbandes hatte vor den WM als „erstes Ziel“ die Olympia-Qualifikation möglichst vieler deutscher Boote für Peking 2008 als Order gegeben. Um so zufriedener war er mit den zahlreichen Medaillengewinnen für die deutsche Kanu-Flotte.

Doch nicht nur prächtiger Kanu-Sport wurde in Duisburg geboten. Auch das kulturelle WM-Rahmenprogramm wurde allseits gelobt. So gab es zahlreiche interessante Veranstaltungen im Programm des „Summer of Culture“. „Der Kanu-Sport schaffte es dabei, eine tolle Brücke zur Kultur zu schlagen, die auch die Zuschauer begeisterte. So konnten namhafte Künstler, wie Jan Delay, Joy Denalane und Silbermond, aber auch die Duisburger Philharmoniker Auftritte gewonnen werden, was nicht nur bei den Sportinteressierten eine psitive, große Resonanz mit sich brachte.“, gab Organisationsleiter Otto Schulte auch dem WM-Kulturprogramm ausgezeichnete Noten.

„Besser kann man eine WM nicht durchführen. Das war beste Werbung für den Kanusport !“, meinte auch Ulrich Feldhoff, Präsident des internationalen Kanu-Verbandes.

Sportlich ging es auf der Strecke von Duisburg-Wedau ebenfalls „heiß“ her.
Andreas Dittmer, das deutsche Markenzeichen im Kanu-Sport, war dabei der erhoffte Medaillengarant. Zwar war der ausgezeichnete Rang 4 über 1000 Meter nicht das „Wunschergebnis“, aber die Konkurrenz aus Ungarn, Spanien, Russland oder – dank der hervorragenden Arbeit des ehemaligen deutschen Trainers Josef Capousek im Land der nächsten Olympischen Spiele – sogar aus China „schläft“ eben auch nicht. Über 500 Meter revanchierte sich Andreas Dittmer einmal mehr. Wäre das Rennen noch 50 Meter länger gewesen -der Neubrandenburger hätte gewonnen.
Mit nunmehr 22 WM-Medaillen (mit Junioren-Medaillen) ist er ohnehin schon der erfolgreichste Canadier-Fahrer aller Zeiten. 9facher Weltmeister (einschl. Junioren-Titel), 5facher Europameister und 3facher Olympiasieger – diese Erfolgsbilanz spricht Bände, verschweigt aber das hinter jedem Titel viel Talent, viel Ausdauer und enormer Trainingsfleiß stehen.

„Ich trainiere rund 20 Stunden in der Woche. Im Jahr sind das 4000 bis 5000 Kilometer mit meinem Boot.“, verriet der seit 1987 bereits bei internationalen Nachwuchs-Wettkämpfen eingesetzte SCN-Athlet.

Doch der Weg zum Kanu-Sport war für den gebürtigen Neustrelitzer, Jahrgang 1972, kein Zufall. Sein Vater Klaus Dittmer, selbst früher aktiver Kanute und erster WM-Teilnehmer in dieser Sportart 1970 bei den Titelkämpfen im C 1 über 10000 Meter, brachte den sportlichen Filius praktisch zum Kanusport.

„Meine ersten Paddelschläge machte ich übrigens 1983.“, blickt Andreas Dittmer auf die Anfangsjahre, die jetzt ihre neuerliche WM-Krönung erfuhren zurück.

Seinen ersten WM-Titel feierte er bei den „Senioren“ bereits 1994 – es war damals zugleich der 30.WM-Titel im Kanu-Rennsport für den SCN, dabei der erste im Canadier-Bereich für die Neubrandenburger.

Motivations-Probleme hat der erfahrene Athlet aber keineswegs: „Der Sport ist meine Passion. Dafür lebe ich. Aber ich nutze auch jede, noch so knappe Gelegenheit zum Ausgleich.“.

Große Triumphe, so die olympischen Goldmedaillen 1996, 2000 und 2004 oder die unvergessene „doppelte“ Weltmeisterschaft 2003 in Gainesville (USA), kennzeichneten die sportliche Laufbahn des Neubrandenburgers mit Wohnort Waren.

Als es bei den EM in Spanien, kurz vor den WM im ersten Final-Rennen über die 1000 Meter (Sechster) nicht so lief und der Bundestrainer Kritik an seiner Vorbereitung äußerte, reagierte der Neubrandenburger Canadier mit M-V-typischer Gelassenheit: Er gewann ganz einfach die folgenden 500 Meter.

Doch mittlerweile zieht es den Hauptgefreiten der Bundeswehr-Sportfördergruppe Potsdam auch in den sportlichen „Unruhestand“: „Ich konzentriere mich voll auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking. Das soll mein letztes großes Rennen werden.“.

Die WM 2007 im Kanu-Rennsport in Duisburg war die 13.WM-Teilnahme Dittmers. Tatsächlich auch die letzte ? Wer den Kampfgeist des Neubrandenburgers bei der WM 2007 erlebte, mag dieses kaum glauben …

KANU-WM 2007 STATISTIK

Medaillenspiegel

Nation-Gold-Silber-Bronze

1. Deutschland: 9-6-3
2. Ungarn: 9-3-6
3. Weißrussland: 1-2-1
4. Russland: 1-2-1
5. Slowakei: 1-2-1
6. Rumänien: 1-1-1
7. Kanada: 1-1-0
8. England: 1-1-0

Ergebnisse – Andreas Dittmer

1000 Meter: 1. Vajda (HUN) 2. Ostrcil (SVK) 3. Cal (ESP) 4.Dittmer (D)
500 Meter: 1. Cal (ESP) 2. Dittmer (D) 3. Yang (CHN)

MV-Historisches zum Kanusport

Bislang gewannen Kanutinnen und Kanuten aus M-V 13 Olympiasiege und bis 2005 57 Weltmeistertitel für unser Bundesland. Gerade Neubrandenburg ist eine Kanu-Hochburg in Mecklenburg-Vorpommern. Klaus Dittmer war dabei der erste WM-Teilnehmer bei Kanu-Welttitelkämpfen 1970 über die 10000 Meter im Canadier-Einer. Der erste Weltmeister für den SCN wurde jedoch Alexander Slatnow im K II über 500 Meter. Ein Jahr später gewann Ilse Kaschube bei Olympia 1972 mit Silber die erste olympische Medaille für die Vier-Tore-Stadt. In Montreal 1976 holte Carola Zirzow im K 1 über 500 Meter die erste olympische Goldmedaille für Neubrandenburg. Rüdiger Helm sowie Andreas Dittmer mit jeweils drei olympischen Goldmedaillen und Bernd Olbricht mit zwei olympischen Goldmedaillen gehören zu den erfolgreichsten Olympia-Kanuten des Klubs am Tollensesee.

Text: Marko Michels

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