Keine 80 Tage mehr bis Sotschi

Die Winterspiele 2014 im Blick


Kaum zu glauben. Winter-Olympia in Vancouver ist schon wieder vier Jahre her. Damals, im Februar 2010, gehörten insbesondere die deutschen Ski-Athletinnen und -Athleten zu den fleißigsten Medaillen-Sammlern. So gab es im alpinen Skisport dank Maria Höfl-Riesch im Slalom und in der alpinen Kombination und dank Viktoria Rebensburg im Riesenslalom drei Goldmedaillen. Zwar holten die USA mit Lindsey Vonn an der Spitze mit 2 x Gold, 3 x Silber, 3 x Bronze ein paar Medaillen mehr, aber imponierend war die deutsche Alpin-Bilanz 2010 dennoch.

Auch im Biathlon gab es viel Grund zum Jubeln aus deutscher Sicht. Die inzwischen leider zurück getretene Magdalena Neuner erkämpfte in der Verfolgung und im Massenstart jeweils Gold und holte dazu noch Silber im Sprint. Insgesamt lautete die deutsche Biathlon-Bilanz anno 2010 zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze. Zur „medaillenträchtigsten“ Biathlon-Nation avancierte in Vancouver übrigens Frankreich mit einmal Gold, zweimal Silber, dreimal Bronze.

Im Skilanglauf sorgten Claudia Nystad sowie Evi Sachenbacher-Stehle aus deutschem Blickwinkel für ganz starke, mitreißende und unvergessliche Momente im Teamsprint, den das sächsisch-bayrische Duo gewann. Für die deutschen Skilangläuferinnen und Skilangläufer war die Bilanz 2010 mit 1 x Gold, 4 x Silber ebenfalls mehr als ausgezeichnet. Beste Skilanglauf-Nation wurde jedoch – wie erwartet – Norwegen mit 5 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze. Und im Skispringen (Silber für das Team) und in der Nordischen Kombination (Bronze für die Mannschaft) waren für den Deutschen Ski-Verband ebenfalls Medaillen-Gewinne zu verzeichnen.

Sotschi 2014 kann für die deutschen Alpinen, Nordischen, Snowboarder, Ski-Freestyler, Skispringer oder Nordischen Kombinierer also kommen…

Wie Thomas Knüppel, Präsident des Skiverbandes M-V, die kommenden Olympischen Winterspiele 2014 und die Medaillen-Chancen des deutschen Teams bewertet, wollte Marko Michels wissen und fragte nach.

„Ich lasse mich gern positiv überraschen…“
 
Frage: Herr Knüppel, in nicht einmal drei Monaten beginnen die Winterspiele in Sotschi – zunächst die Olympics im Februar, dann im März die Paralympics. Wie beurteilen Sie die Chancen der deutschen Skisportler, ob „nordisch“, „alpin“ oder „im freien Stil“?

Thomas Knüppel: Ich schätze die Medaillenchancen in Sotschi gut ein. Der DSV hat mit fünfzehn Medaillen zwar ein sehr ambitioniertes Ziel ausgegeben, ich denke aber, dass dieses Ziel erreicht werden kann. So werden die Skispringer wieder von Saison zu Saison stärker und auch die Leistungskurve der Biathleten zeigt wieder nach oben.

Frage: Sotschi gilt ja eher als eine wintersportliche Retorten-Stadt. Was erhoffen Sie sich von den Winterspielen 2014?

Thomas Knüppel: Ich erhoffe mir spannende Winterspiele mit mehr lachenden als traurigen Gesichtern von DSV-Athleten. Von Sotschi als Stadt selbst erhoffe ich mir ein winterliches Flair, was Sotschi im Gegensatz zu traditionellen Wintersportorten schwerer fallen dürfte. Ich lasse mich gern positiv überraschen.

Frage: Das deutsche Ski-Team hat „einige Asse im Ärmel“, sogar Claudia Nystad, die neben Evi Sachenbacher-Stehle erfolgreichste Skilangläuferin aller Zeiten, ist zum Leistungssport zurückgekehrt und hofft auf ihre vierten Spiele. Mit welchen Leistungsträgern rechnen Sie ganz stark?

Thomas Knüppel: Ich möchte hier nicht einzelne Sportler hervorheben, da der DSV, wie bereits eingangs erwähnt, in seiner Breite sehr stark ist. Am schönsten sind doch sowieso die Podest-Platzierungen, mit denen keiner gerechnet hat.

Frage: Skisport ist zwar interessant, es gibt ja auch noch die Entscheidungen im Eisschnelllaufen, Curling, Eiskunstlaufen, Short Track oder Eishockey. Was werden Sie intensiv verfolgen?

Thomas Knüppel: Wenn es die Zeit zulässt, werde ich mir insbesondere Eishockey genauer anschauen.

Frage: München scheiterte gerade mit der erneuten Winter-Olympia-Bewerbung 2022 am Votum der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Was sind aus Ihrer Sicht die Ursachen?

Thomas Knüppel: Die Ursachen sind meiner Ansicht nach vielfältig. Viele Bürger scheinen vor allem die Kosten abgeschreckt zu haben, ohne dabei zu berücksichtigen, dass es in den letzten Jahren mit der alpinen Ski-WM in Garmisch-Patenkirchen und der Biathlon-WM in Ruhpolding bereits Großveranstaltungen im Wintersport in Deutschland gab, die finanziell erfolgreich waren und auch in Sachen Naturschutz Maßstäbe im positiven Sinn gesetzt haben.

Vielen Dank 
Marko Michels

Übrigens: Seit 2003 gibt es den ersten Ski- und Snowboarder-Verein in Schwerin! Der Skisport hat eben auch hier eine gute sportliche Heimat…

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