Keine Lebensmittelvergiftung bei Dimitrenko

Der am Samstag in Schwerin kollabierte Boxprofi gab nun zu, schon vorher gesundheitliche Probleme gehabt zu haben.

Boxen – der Sport für harte Jungs, schwergewichtige Typen stehen sich Auge in Auge gegenüber, Schweiß, Muskelberge und pures Adrenalen. So sieht es meist im Ring während eines Kampfes aus, dass Boxsportler aber außerhalb der Arena auch ganz normale Menschen sind wird häufig vergessen oder unterschlagen.

So auch beim ukrainischstämmigen Boxeuropameister Alexander Dimitrenko. Am vergangenen Samstag wollte dieser medienwirksam in der Sport- und Kongresshalle Schwerin seinen Titel gegen den Polen Albert Sosnowski verteidigen, ging aber schon vor dem Kampf zu boden. Dimitrenko wurde nach seinem Zusammenbruch mit Verdacht auf eine Lebensmittelvergiftung ins Schweriner Helios-Klinikum eingeliefert.

Jetzt gab der 28-jährige Schwergewichtler zu bereits seit vergangenem Dienstag unter Durchfallerscheinungen gelitten zu haben. Und solch körperliche Probleme darf ein gestandener Mann und Leistungssportler einfach nicht haben, geschweige denn darüber sprechen. „Ich habe Angst gehabt, dass man mich wieder für ein Weichei hält, wenn ich einen so wichtigen Kampf wegen Durchfall absage“, gab Dimitrenko gestern in einer Pressekonferenz zu.
Die Durchfallerkrankung hat nach Angaben des Universum-Arztes Michael Ehnert zu einem erheblichen Mineralstoffverlust geführt. Zudem habe Dimitrenko am Kampftag zu wenig Flüssigkeit, nach eigenen Angaben nur anderthalb anstatt der üblichen drei Liter, zu sich genommen und sei deshalb dehydriert bewusstlos geworden. Inzwischen ist Dimitrenko aber wieder beinahe im Vollbesitz seiner Kräfte.

Vielleicht wird dieser Vorfall eine kleine Wende im Denken des Hamburger Boxers bewirken, im Profisport allgemein wohl eher nicht. Der Erwartungs- und Leistungsdruck unter dem Leistungssportler stehen ist häufig zu groß, als dass noch auf die eigene Gesundheit geachtet wird. Und alles können Betreuer und Ärtzte dann doch nicht sehen. Nur schade für das Publikum, das einfach nur guten Sport sehen möchte.

Dimitrenkos Coach, Michael Timm,  könne zwar die Gründe seines Schützlings nachvollziehen, ist aber dennoch über dessen Verhalten betrübt. „Ich bin enttäuscht und verärgert darüber, dass er mir seine Probleme verschwiegen hat. So etwas darf einem Leistungssportler nicht passieren“, so Timm.

Der EM-Kampf soll 2011 so früh wie möglich nachgeholt werden. Bis dahin bleibt Dimitrenko Schwergewichts-Europameister der WBO.

Patrick Dettmann

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