Klöndör-Forum am 27. April im Schleswig-Holstein-Haus

Dr. Rolf Voß referiert über die „Prillwitzer Idole“ – eine spektakuläre Kunst- und Geschichtsfälschung im 18. Jahrhundert

Auf der Suche nach Rethra.

(rf). Als im Jahre 1872 auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Wilhelm Ahlers der Neubrandenburger Museumsverein entstand, geschah dies mit dem Ziel, Sachzeugnisse der Geschichte zu sammeln und der Öffentlichkeit in einer Ausstellung zugänglich zu machen. Es geschah aber auch, um historisch interessierten Bürgern ein Diskussionsforum zu geben sowie Fragen der regionalen Geschichte zu reflektieren. Eine Frage bewegt bis heute die Historiker und Laienforscher in und um Neubrandenburg besonders: Wo lag Rethra?

Rethra ist ein Heiligtum, welches slawische Stämme, nachdem diese im 7. Jh. in unsere Region eingewandert waren, errichteten. Die Slawen hatten viele Heiligtümer, jeder Stamm hatte sein eigenes. Bekannt und berühmt ist die Tempelburg Arkona, das wichtigste Heiligtum der Rügenslawen. Rethra gehörte zu den Stämmen der Tollenser und Redarier und wurde von beiden als religiöser Mittelpunkt angesehen. Von Rethra aus versammelten sich die Slawen im Jahre 983, um die Vorposten christlichen Glaubens in Havelberg und Brandenburg zu zerstören. In Rethra wurde das Orakel vorab befragt, ob der Feldzug erfolgreich sein kann.

Rethra muss hier in unserer Region gesucht werden. Vermutet wird es am Südende des Tollensesees. Archäologische Forschungen führten deshalb immer wieder an den Tollensesee und die Lieps.

Rund 100 Jahre vor der Museumsvereinsgründung hatten pfiffige Bürger in Neubrandenburg, die Brüder Sponholz, bereits behauptet, sie hätten slawische Götterfiguren von Rethra in ihrer Sammlung, die in Prillwitz zutage getreten sein sollten. Lange Zeit glaubten viele an die Echtheit der Figuren. Die „Prillwitzer Idole“ sind aber eine Fälschung, vielleicht sogar Kunstwerke, denn mit viel Phantasie hatten die Brüder Sponholz ohne auf Vorbilder zurückgreifen zu können, Bronzefiguren gegossen. Jetzt sind sie Anregung für den Künstler Daniel Spoerri, eigene Prillwitzer Idole zu gießen.

Der Tempelort Rethra ist noch nicht gefunden, aber die Suche danach ist eine große Hilfe, das Land rund um den Tollensesee zu entdecken und zu genießen.

Mittwoch, 27.04.2011, 19:30 Uhr
Klöndör-Forum -„Prillwitzer Idole“
Vortrag von Dr. Rolf Voß
Schleswig-Holstein-Haus
Puschkinstr. 12, 19055 Schwerin

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