Konjunktur im Handwerk nur leicht belebt

Aktuelle Frühjahrskonjunktur im Handwerk des Kammerbezirks Schwerin

Die aktuellen Frühjahrs-Konjunkturdaten für das Handwerk im Kammerbezirk Schwerin* liegen vor. Mit -0,1 Punkten hat sich der Geschäftsklimaindex gegenüber dem Vorjahr (-4,8)  leicht verbessern können, bleibt aber noch im Minus. Grund für die schwache Belebung ist ein optimistischerer Ausblick auf den Sommer.

Geschäftslage: Durchwachsen

Die Betriebe schätzen ihre derzeitige geschäftliche Lage überwiegend als gut bis befriedigend ein. Aber mehr als ein Drittel der Befragten bezeichnet sie bereits als schlecht (35%; Vorjahr: 33%). Negative Äußerungen zur derzeitigen Geschäftslage kommen insbesondere aus dem Nahrungsmittelhandwerk (46%) und aus dem Bereich der persönlichen Dienstleistungen (55%), wozu zum Beispiel das Friseurhandwerk zählt. Überdurchschnittlich gute Bewertungen der Geschäftslage kommen aus den Ausbauhandwerken, die ihre Lage mit 32% als gut einschätzen. Beim Baugewerbe liegt dieser Wert mit 18% hingegen unter dem Durchschnitt aller Branchen.

Umsatzentwicklung: Einbruch

In der Umsatzentwicklung zeigt sich der stärkste Einbruch. 62% aller Betriebe meldet gesunkene Umsätze im Vergleich zum Vorquartal (Vorjahr: 60%). Weit über dem Durchschnitt sind die persönlichen Dienstleistungen von Umsatzeinbrüchen betroffen (82%), gefolgt vom Bausektor (78%). Zwar meldet die Kfz-Branche zu 13% noch gestiegene Umsätze, im Vergleich zum Vorjahr (21%) fällt dieser Anteil aber geringer aus.

Beschäftigungssituation: stabil

Die Beschäftigungssituation im Handwerk kann als stabil bezeichnet werden. 74% der Betriebe geben an, dass die Belegschaftszahlen gleich geblieben sind. Personalabbau über dem Durchschnitt ist im Bau und im Ausbau zu verzeichnen.

Preisentwicklung: kaum Veränderungen

Die Einkaufspreise bleiben relativ stabil. Der Anteil der Betriebe, die über gestiegene Einkaufspreise, zum Beispiel für Energie, Material oder Rohstoffe klagen, ist im Vergleich zum Vorjahr (49%) auf 43% gesunken. Über bessere Einkaufspreise können sich aber lediglich 5% aller befragten Betriebe freuen. Auch mit Blick auf die Verkaufspreise zeigen sich im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen.

Investitionsklima: verschlechtert

Die Frage nach dem Investitionsverhalten in den letzten drei Monaten zeigt eine rückläufige Tendenz. Die Hälfte der Betriebe gibt an, im Vorquartal weniger investiert zu haben. Mit 67% liegt das Kfz-Handwerk dabei weit über dem Durchschnitt. Über gestiegene Investitionen kann in dieser Branche niemand berichten.

Blick in die Zukunft: optimistischer

Welche Erwartungen äußern die befragten Handwerker mit Blick auf das kommende Quartal? Mit 20% ist der Anteil derer, die eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage erwarten, geringer als noch im Vorjahr (29%). Eine große Mehrzahl geht demnach von einer besseren oder zumindest gleichbleibenden Situation aus.

Vor allem bei den Bau- und Ausbaubetrieben im Handwerk zeigt sich mit 35 bzw. 38% eine vergleichsweise hohe Zahl an optimistischen Erwartungen für eine Verbesserung der Geschäftslage. Hier wirken sich die Erwartungen an die zusätzlichen Aufträge aus dem zweiten Konjunkturpaket aus, die zum großen Teil erst in diesem Jahr wirksam werden.

Im Vergleich dazu sind die Erwartungen im Kfz-Gewerbe deutlich verhaltener: Lediglich 13% gehen von einer Verbesserung aus, eine Verschlechterung befürchten hingegen 33% der Betriebe. Im Gegensatz zu den prognostizierten gravierenden Einbrüchen nach dem Auslaufen der Umweltprämie zeigt sich die Situation in dieser Branche insgesamt aber relativ stabil. Dies könnte darauf zurückgeführt werden, dass Rückgänge im Handel mit dem Werkstattgeschäft kompensiert werden können.

Bewertung

Das Handwerk im Kammerbezirk Schwerin hat der Wirtschaftskrise und dem langen Winter gut trotzen können. Die schlechtere Umsatzentwicklung hat nicht dazu geführt, dass die Lage insgesamt kritisch eingeschätzt wird. Der Anteil der Beschäftigten ist abgesehen von den saisonal bedingten Schwankungen in Bau und Ausbau stabil geblieben. „Das Handwerk ist eine der stärksten Konjunkturstützen in unserem Bundesland. Diese Stärke ist hier bei uns sicherlich noch wichtiger als in Ländern mit mehr Wirtschaftskraft“, so Hauptgeschäftsführer Edgar Hummelsheim.

In der aktuellen Bewerbungsphase um Ausbildungsplätze sollten Schüler und deren Eltern, so Hummelsheim, die Krisenfestigkeit des Handwerks und die damit verbundene Arbeitsplatzsicherheit bei der Entscheidung für einen Beruf stärker berücksichtigen. „Im Handwerk finden Jugendliche eine sichere Zukunft in ihren Heimatregionen.“ Angesichts des großen Ausbildungsplatzangebotes in diesem Jahr sei niemand mehr gezwungen, für eine Berufsausbildung abzuwandern.

* Zum Kammerbezirk Schwerin gehören aktuell 7.527 Handwerks- und handwerksähnliche Betriebe in den kreisfreien Städten Schwerin und Wismar und den Landkreisen Ludwigslust, Parchim Nordwestmecklenburg und Güstrow.

Dr. Petra Gansen

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