Kultur zwischen den Jahren

Das Mecklenburgische Staatstheater im Blickpunkt


In diesem Jahr feierte das drittälteste Orchester in Deutschland, die Mecklenburgische Staatskapelle, ihren 450. Geburtstag. Was anderswo ein Grund zur Freude wäre, ist hier ein Jubiläum mit bitterem Beigeschmack. Die zuständigen Kulturpolitiker haben leider noch immer nicht verstanden, dass Kultur nur bedingt ein Wirtschaftsfaktor ist, sondern vor allem ein Bildungsfaktor, ja ein geistiges Grundnahrungsmittel für jede Bürgerin und jeden Bürger. Schon der alte Platon äußerte sich zum Thema Kultur schon sehr treffend: „Kultur ist der Sieg der Überzeugung über die Gewalt.“

Wer einerseits rechts- und linksextremistische Verbrechen beklagt, aber andererseits ein Mittel zur gesellschaftlichen Selbstreflektion, wie ein Theater, subtil zerstört, diesem die finanziellen Grundlagen entzieht, sollte sich nicht wundern, wenn er damit den Nährboden für Dumpfheit und Populismus schafft. Es muss sich „in Sachen“ Politik und Kultur in Berlin wie in Schwerin wahrlich etwas ändern – gerade 2014. Es muss anders werden – Ausgang offen.
„Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“ Das war schon die Maxime des Mathematikers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg und gilt erst recht für unsere kulturpolitischen „Profis“.

Viele Höhepunkte im Jahr 2013

Dennoch bot das Jubiläumsjahr für die Mecklenburgische Staatskapelle viele positive Highlights. … Unvergessen das Festkonzert Ende Mai, in dem die Schweriner Musikerinnen und Musiker unter Leitung von Daniel Huppert und mit der Solistin Isabelle van Keulen, das sowohl das Violin-Konzert von Brahms als auch den „Feuervogel“ von Strawinsky aufführte. Als besondere Zugabe gab es das Auftragswerk zum Jubiläum – das „Schweriner Konzert“ von Siegfried Matthus.

Großartig waren wieder die Schlossfestspiele 2013 auf dem Alten Garten. „Die Fledermaus“ mit Walter Plathe begeisterte das Publikum sowie die Kritiker und die Mecklenburgische Staatskapelle bewies dazu ihre einzigartige Klasse.

Von Griechenland nach MV

Großartig, einzigartig und bezaubernd – diese Attribute gelten ebenfalls für die griechische Sopranistin Stamatia Gerothanasi am Theater, die für ihre Leistungen verdient den diesjährigen Conrad-Ekhof-Preis erhielt. Stamatia Gerothanasi hat aber nicht nur eine großartige Stimme, sie hat zudem ein großes Herz für den Fußballsport. Ihr Lieblingsverein ist PAOK Saloniki und ihr künstlerische Fußball-Herz dürfte angesichts der Tatsache, dass sich gerade die griechische Nationalmannschaft für die Fußball-WM 2014 qualifizierte nun noch höher schlagen!

Der Dezember 2013 mit beeindruckendem Programm

Trotz aller Diskussionen um die Finanzen und um die weitere Zukunft des Mecklenburgischen Staatstheaters bietet der letzte Monat des Jahres 2013 nonstop beste Kultur-Angebote. „Sage und schreibe“ 130 Veranstaltungen wurden sowie werden im Großen Haus des Staatstheaters, im Konzert-Foyer, im E-Werk oder im werk3 zwischen Mitte November und Ende Dezember 2013 aufgeführt. Ob Schauspiel, Ballett, Musiktheater, Puppentheater oder Konzerte – für jeden „Geschmack“ sollte etwas dabei sein.

Zwischen Weihnachten und Neujahr, „zwischen Frühstück und Gänsebraten“, dürfen sich die Kultur-Interessierten auf wahrlich schöne künstlerische „Bescherungen“ freuen. Für die Kinder und solche, die es auch im reiferen Alter blieben, gibt es „Die Bremer Stadtmusikanten“ (u.a. am 23.12. um 11.00 Uhr und 13.00 Uhr im Großen Haus). Am ersten Weihnachtsfeiertage ist um 16.00 Uhr die „Weihnachtsgans Auguste“ im E-Werk aktiv.
Für weihnachtliche „Plattsnacker“ ist am 25.12. um 18.00 Uhr „De Chorprow“ im E-Werk ein Muss und im Großen Haus ist am gleichen Tag zur gleichen Stunde „Eugen Onegin“ zu sehen und zu hören.

Traditionell folgt am zweiten Weihnachtsfeiertag das Kinderkonzert zur Weihnacht (um 11.00 Uhr im Großen Haus). „Kukla und die schöne Wassilissa“ heißt es dann um 16.00 Uhr im Puppentheater im E-Werk, während im Großen Haus ab 18.00 Uhr „Figaro Hochzeit feiert“. Und Ballett darf da nicht fehlen: Um 18.00 Uhr steht „Klassik trifft Moderne“ auf dem Weihnachtsprogramm im E-Werk.

Nach Weihnachten kommt der Jahreswechsel

Silvester geht es zunächst in das E-Werk. „Ein Kaktus för denn` Dokter“ wird um 16.00 Uhr und um 19.30 Uhr gezeigt. „Beethovens Neunte“ ist hingegen um 18.00 Uhr im Großen Haus wieder „angesagt“. Und zum Jahres-Countdown dürfte der etwas andere Liederabend „Weltall-Erde-Mensch“ um 22.30 Uhr großen Zuspruch finden. Nach Beseitigung des Neujahrskaters sollte dann am 1. Januar 2014 der Besuch des Neujahrskonzertes im Großen Haus ab 17.00 Uhr nicht fehlen.

Tja, bleibt nur zu hoffen, dass sich bei den Kultur-Verantwortlichen 2014 endlich eine Erkenntnis des Schriftstellers Julius Langbehn durchsetzt: „Kultus ist mehr als Kultur – vorausgesetzt, dass beide ernst gemeint sind und sich auf richtigen Wegen befinden.“ Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und hoffnungsfroh gehen wir ja ins neue Kultur-Jahr…

Nachgefragt bei Franziska Kapuhs. Die Pressesprecherin des Staatstheaters über das erfolgreiche Theater-Jahr 2013, die Veranstaltungshighlights 2014 und ihre Hoffnungen für die weitere Entwicklung des Schauspielhauses

„Qualität kostet Geld …“

Frage: Das Theater-Jahr 2013 geht allmählich zu Ende. Wie lautet dazu Ihr Resümee?

Franziska Kapuhs: Künstlerisch und im Hinblick auf die Zuschauerzahlen werden wir 2013 erfolgreich abschließen, wie in den Jahren zuvor mit rund 200.000 Besuchern.

Durch die Theaterreform, die aus Sicht der Intendanten in M-V gescheitert ist, hat sich an der Schwebesituation, in der wir uns seit langem befinden, wenig geändert. Damit bleiben die weitere Finanzierung und damit auch das künstlerische Programm ab Sommer 2014 völlig im Unklaren. Klar ist nur, dass dieser Zustand die künstlerische Qualität nicht befördert.

Frage: Welche Höhepunkte – nur eine kleine Auswahl – wird es 2014 am Mecklenburgischen Staatstheater und dessen Spielstätten geben?

Franziska Kapuhs: Im Februar 2014 kann man sich auf das Musical „Sonnenallee“ nach dem berühmten Film von Thomas Brussig und Leander Haußmann freuen, das Ralph Reichel für die Große Bühne inszeniert. Höhepunkt des Kultursommers 2014  in Schwerin werden die Schlossfestspiele Schwerin sein, die mit „Nabucco“ wieder eine große Verdi-Oper auf dem Alten Garten präsentieren.

Am 25. Oktober wird unter dem Titel „Schwerin singt“ ein großes Chorkonzert mit mehr als 400 Sängern in der Schweriner Sport- und Kongresshalle aufgeführt.

Frage: Die Schlossfestspiele 2014 sind auch nicht mehr weit… Wie ist da der Stand der Vorbereitungen?

Franziska Kapuhs: Die Vorbereitungen für die Schlossfestspiele laufen seit langem, auch wenn die eigentlichen Proben erst im Mai beginnen. Aktuell freuen wir uns über den großartigen Vorverkauf und können nur empfehlen, bis Ende des Jahres noch Karten mit Frühkäuferrabatt zu erwerben. Karten für die Schlossfestspiele sind schließlich ein beliebtes Weihnachtsgeschenk.

Frage: Was wünschen Sie sich – ganz subjektiv – für das Mecklenburgische Staatstheater 2014?

Franziska Kapuhs: … Weiterhin anspruchsvolles Theater bieten zu können, denn das erwartet unser Publikum zu Recht. Konsens sollte sein, dass hierfür eine entsprechende finanzielle Ausstattung Grundvoraussetzung ist. Qualität kostet Geld, das ist nicht nur im künstlerischen Bereich so. Aber sie macht sich bezahlt.

Vielen Dank, schöne Feiertage, einen guten Start 2014 und ein erfolgreiches Theater-Jahr 2014!
Marko Michels

– Übrigens: Unweit vom Mecklenburgischen Staatstheater (300 Meter Luftlinie), im Marstall gibt es fünf Tage vor Weihnachten, am 19. Dezember, ab 20.00 Uhr ein Konzert „Solo am Piano“ mit Sebastian Krumbiegel.

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