Land fördert Projekt „Wie Kinder über Medienpädagogik die Welt erfahren“

Bildungsminister und Oberbürgermeister zu Gast in der Tagesstätte „Waldgeister“

Seit dem Vorjahr arbeiten Pädagogen der städtischen Kita gGmbH an einem ganz besonderen Projekt. Es geht dabei um die Entwicklung einer Software auf Basis der eLearning-Methode, welche die wesentlichen Lern- und Bildungsbereiche im Kindergarten umfasst. Im Mittelpunkt steht Nashorn Limpopo, das Kita-Maskottchen.

Bis zum Buga-Jahr 2009 soll die Software fix und fertig vorliegen, um dann allen 20 Kindertagesstätten der Kita gGmbH zur Verfügung zu stehen. Weitere Interessenten sollen das Programm ebenfalls nutzen können. Das Land fördert das 100.000 Euro teure Modellprojekt. Bildungsminister Henry Tesch persönlich ließ es sich heute (9. April 2008) nicht nehmen, im Beisein von Oberbürgermeister Norbert Claussen, in der Kita „Waldgeister“ den zweiten Fördergeldbescheid in Höhe von knapp 40.000 Euro zu übergeben. „Wir stehen beim Thema Medienpädagogik für Kinder noch in den Anfängen. Das Schweriner Modellprojekt wird für Rückenwind sorgen“, sagte Bildungsminister Tesch. Als zusätzliche Überraschung übergab er der Tagesstätte eine Forscherkiste.

Das Projekt „Wie Kinder über Medienpädagogik die Welt erfahren“ sei eine große Herausforderung, denn die Inhalte sind audio-visuell umzusetzen, da die Kinder noch nicht lesen können, heißt es von Vertretern der beauftragten Firma SPM GmbH aus der Landeshauptstadt, die eine onlineacademy betreibt und zudem Lernsoftware für Kinder und Erwachsene entwickelt. Die Innovation bestehe in der komplexen Abhandlung aller Lernbereiche in einer Software. Hierzu werde ein Drehbuch erarbeitet, welches sich als Geschichte durch die Wissens-Bereiche ziehe.

Die Hauptrolle spielt das Maskottchen der Kita gGmbH „Limpopo“, das Nashorn aus dem Schweriner Zoo. Die Kinder identifizieren sich mit der Handlung der Geschichte und arbeiten sich spielerisch durch die Lernbereiche. Die Kurse können online und offline durchgeführt werden. Das schafft die Möglichkeit, sowohl in der Tagesstätte als auch Zuhause zu lernen. So können die erreichten Ergebnisse der Kita-Kinder online zu Hause vorgeführt und gemeinsam mit den Eltern weitergeführt werden.

Wie Kinder über Medienpädagogik die Welt erfahren
Die Idee, sich in dieser Art und Weise einem medienpädagogischen Projekt zu widmen, stammt aus dem Haus der Kita gGmbH, die auch den entsprechenden Projektantrag erarbeitete. Für Kita-Geschäftsführerin Marlies Kahl steht dabei außer Frage, wie wichtig dies ist: „Medien und Technik gehören heute zum Alltag eines Kindes“, sagt sie. „Medienpädagogik hat bisher nur teilweise Eingang in den Alltag der Kinder-Betreuungseinrichtungen gefunden. Es bestehen immer noch Hemmungen und Zweifel Medienpädagogik entsprechend anzuwenden und umzusetzen.“

Hier einen Schritt weiterzugehen ist Ziel des innovativen Modellprojektes. Berücksichtigt wurden dafür die in allen Bundesländern existierenden Bildungsrahmenpläne. Diese haben im Wesentlichen überall die gleichen fünf Lernbereiche als Grundlage. Kahl: „Es geht um Sprechen und Sprache, Bewegungserziehung, Gemeinschaft – Natur – Sachen, Musik, Ästhetik und bildnerisches Gestalten sowie elementares mathematisches Denken. Die Wissensvermittlung soll mit Unterstützung von modernen digitalen Medien erleichtert und ergänzt werden.“

Sinnvoll statt maßlos
Und das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Denn immer wieder wird kritisiert, dass Kinder und Jugendliche zu lange vor dem Fernseher oder Computer verharren und sich mehr oder weniger berieseln lassen. Fakt ist jedoch, dass Medien, insbesondere die elektronischen, in einem bisher nicht gekannten Ausmaß Bestandteil der kindlichen Lebenswelt geworden sind. „Deshalb ist die Erziehung zum kompetenten Umgang mit diesen Medien eine wichtige Aufgabe bereits von Kindertageseinrichtungen“, sagt Marlies Kahl. Längst nicht alle Kinder jedoch haben zu Hause Zugang zu den neuen Medien. Deshalb richtet sich Medienerziehung auch gegen soziale Ausgrenzung. Nach Meinung der Geschäftsführerin darf Medienerziehung nicht zeitlich befristet stattfinden, sondern sollte in jedem Konzept einer Einrichtung wiederkehrend verankert sein. „Genau genommen ist Medienerziehung präventiv ausgerichteter Kinder- und Jugendschutz“, so Marlies Kahl. „Zu einer wirksamen Prävention muss die innere Kontrolle, konkret die kompetente Verarbeitung des medialen Informationsangebots durch das aufnehmende Kind, hinzukommen.“ Und das funktioniert hervorragend in Einrichtungen wie Kindertagesstätten oder Schulen.

Gegen soziale Ausgrenzung
Ein weiterer Aspekt ist, dass dieses Projekt auf einer audiovisuellen Umsetzung beruht. Das ist sehr wichtig, da die meisten unserer Kinder noch nicht lesen können. Die Medienerziehung mittels Audio und Video im Kindergarten ist zudem vorteilhaft, um insbesondere Mädchen und Jungen aus Familien mit Migrationshintergrund besser zu integrieren und zu fördern“, sagte OB Norbert Claussen.

Fazit: Dass Kindern bereits in der Kita der sinnvolle Umgang mit Medien beigebracht wird ist eine gute Sache, aber: „Medienerziehung setzt strukturierte Elternarbeit voraus“, sagt Marlies Kahl. „Wenn Spaß am Spiel mit Bildungs- und Erziehungsaufgaben verbunden werden können, wie in unserem Projekt, und wenn das Elternhaus mit einbezogen wird, dann sind wir auf dem richtigen Weg.“

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