Letzter Blick auf den WM-Rasen

Joachim Masuch, Präsidente des Fußballverbandes M-V, im Interview


Die 20. Fußball-WM ist Geschichte. Eine WM, die bereits im Vorfeld für internationales Aufsehen sorgte: negative Begleitumstände, wie Millionen-Kosten, sinnfreie Stadion-Neubauten, Umwelt-Frevel und Proteste. Sportlich ging dann aber alles reibungslos über die Bühne. Insbesondere die süd- sowie mittelamerikanischen Teams konnten dabei überzeugen. Für Furore sorgten z.B auch die Teams aus Mexiko und Chile. Von den 32 Teams der Endrunde, welche um den Titel wetteiferten, war es letztendlich die Deutsche Nationalmannschaft, die sich durchsetzen konnte und nun ihren insgesamt vierten Titel (nach 1954, 1974, 1990) nach Hause holte.

Im Nachgang hat Marko Michels mit Joachim Masuch, dem Präsidenten des Fußballverbandes M-V, gesprochen

„Teamgeist und Siegeswille waren ausschlaggebend…“

Marko Michels: Deutschland präsentierte sich ab dem Viertelfinale in eindrucksvoller Form, nachdem einige Spiele zuvor, wie gegen Ghana, die USA oder gegen Algerien, nicht wie erhofft „liefen“. Wie lautet Ihr Resümee aus deutscher Sicht?

Joachim Masuch: Wenn man Weltmeister geworden ist, kann man nicht viel falsch gemacht haben! Ganz im Gegenteil: Die deutsche Nationalmannschaft ist offensichtlich gut vorbereitet nach Brasilien gekommen, hat hier weiterhin langzeitverletzte Spieler wie Schweinsteiger, Khedira und Klose behutsam auf höhere Belastungen herangeführt und nach einem souveränen Startsieg über Portugal die weiteren Pflichtaufgaben erfüllt!

Der Halbfinalsieg über den Gastgeber Brasilien mit einem 7:1 Ergebnis und der hier überragenden Leistung von Toni Kroos waren ein Genuss für jeden Fußball-Liebhaber! Das Finale, das heiß umkämpft war, konnten wir nur gewinnen, weil der Teamgeist und der unbedingte Siegeswille in unserem Team stärker ausgeprägt waren als bei den Argentiniern. Auch das Auftreten unserer Mannschaft außerhalb der Spiele in Brasilien war sehr lobenswert!

MM: Wie würden Sie diese WM in Brasilien insgesamt charakterisieren – sportlich, organisatorisch und persönlich?

JM: Ich habe diese 20. WM sportlich als interessant – mit überwiegendem Offensiv-Fußball aller Teams – wahrgenommen! In den Vorrundenspielen dominierte der Wille der Mannschaften, gewinnen zu wollen.

Insoweit haben wir auch viele Tore gesehen! Mit Beginn der Achtelfinalbegegnungen änderte sich dieses doch ein wenig! Von nun ab gab es – mit Ausnahme unseres Halbfinalspieles – nur noch knappe Spielergebnisse! Zum sportlichen Bereich zähle ich auch die Schiedsrichter und hier ist deutlich festzustellen, dass diese überwiegend nicht mit dem Niveau der Mannschaften mithalten konnten! Es war eine gut organisierte WM, soweit man dieses als Fernsehzuschauer einschätzen kann.

MM: Hervorragend agierte auch Toni Kroos, der gebürtige Greifswalder und ehemalige FC Hansa Rostock-Spieler, in der DFB-Auswahl. Wie bewerten Sie die Leistungen von Toni während der WM 2014?

JM: Ich hatte das Glück, 2010 das erste WM-Spiel von Toni Kroos und seine damalige Rolle im DFB-Team in Südafrika erleben zu können und ihn nun live beim Finale in Rio zu sehen! Toni hat in diesen 4 Jahren einen unglaublichen Leistungssprung vollzogen: Er war unangefochten Stammspieler beim Champions-Sieger Bayern München und ist nun auch unbestrittener Stammspieler unserer Nationalmannschaft! Seine diesjähriges WM-Highlight war das Halbfinalspiel gegen die Brasilianer, in dem er der Spielmacher und Doppeltorschütze war und zu Recht „Man of the Match“ wurde! Es ist eine Freude, die Entwicklung dieses Spielers mit seinem sympathischen Auftreten verfolgen zu können! Und vergessen wir nicht: Bereits im Jahr 2007 wurde Toni Kroos als bester Spieler der U 17-WM geehrt…

MM: „Ein Wort“ noch zu den bereits angesprochenen Referees… Diese standen ja deutlich in der Kritik. Müßte die Auswahl der WM-Referees künftig unter strengeren Maßstäben erfolgen?!

JM: Ein klares Ja! Wenn die besten Mannschaften der Welt um den Titel spielen, müssen auch die Spielleiter die entsprechend hohe Leistungsvoraussetzung mitbringen. Aber dieses Thema gibt es bereits seit Jahren und die FIFA bleibt bei ihrem Prinzip, dass aus allen Kontinentalverbänden deren beste Schiedsrichter vertreten sein müssen!

MM: Nach dem sportlichen Halbfinal-Desaster der brasilianischen Mannschaft: Wie ist Ihre Meinung zur Zukunft des brasilianischen Fußballsportes?

JM: Ich bin überzeugt, dass es der brasilianische Fußball nicht leicht haben wird, sich wieder in der Weltspitze zu etablieren. Zu früh verlassen bereits die besten Talente das Land, spielen überwiegend in ganz Europa und selbst Heim-Länderspiele werden weltweit im Ausland vermarktet. Wir werden weiterhin hervorragende brasilianische Einzelspieler in Club-Mannschaften sehen, aber bevor wieder eine wettbewerbsfähige Nationalmannschaft mit Titelambitionen vorhanden ist, werden möglicherweise einige Jahre vergehen! Schade…

MM: Vielen Dank, weiterhin bestes fußballsportliches Engagement und alles Gute!

Überblick der bisherigen WM-Sieger:

Argentinien: 1978, 1986
Brasilien: 1958, 1962, 1970, 1994, 2002
Deutschland: 1954, 1974, 1990, 2014
England: 1966
Frankreich: 1998
Italien: 1934, 1938, 1982, 2006
Uruguay: 1930, 1950
Spanien: 2010

Marko Michels

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