„Lichtspiele für die Heimat“ – Filmtheater im Krieg

Klöndör-Forum im Schleswig-Holstein-Haus: Vortrag von Axel Attula

Jeder Film ist so politisch wie die Zeit, in der er gezeigt wird. Kinogeschichte wie in Ribnitz und Damgarten, so und auch in Schwerin – flimmernde Filmwelten, steppende Stars, siegesgewisse Flieger und dröhnende Propaganda.

Im Zuge der technischen Entwicklung und eines rasanten Durchbruchs des Tonfilmes in den 1930er Jahren, gewann das Kino als Unterhaltungs- und Informationsstätte zunehmend an Bedeutung. Mit neuen Produktionen und Angeboten stieg der Bedarf an Zuschauerplätzen, wobei auch die politische Entwicklung ihre Zeichen setzte. Am 22. Dezember 1936 wurde Mecklenburgs größtes Lichtspielhaus, das Schweriner „Capitol“, eröffnet. Bauherr und Geldgeber waren Willi Dürrkop, die UFA und das Propagandaministerium. Der Film sei nicht nur Mittel zur Volkskaufklärung, sondern diene auch der Geschmacksbildung im deutschen Volke, konstatierte dazu der Landesstellenleiter des Reichsministeriums für Volkskaufklärung und Propaganda, Sondermann in der Festrede.

Das Kino wurde zum zentralen Instrument der Propaganda, Suggestion und Geisteslenkung. Zwischen 1933 und 1945 wurden in Deutschland 1094 Filme produziert und uraufgeführt. Die wenigsten waren vordergründig politisch ausgerichtet. Über die Hälfte der Produktionen gehörten zum Genre: Komödie, Musik- oder Heimatfilme. Wertvorstellungen und Handlungsweisen wurden in populären und beliebten Unterhaltungsfilmen vermittelt, vor allem aber ein Gefühl von „heiler Welt“ und die Ablenkung vom Kriegsalltag. Ergänzt wurden die Kinoprogramme durch Beiträge der Ufa Tonwoche, ab 1940 „Deutsche Wochenschau“ und den Kulturfilm.

Axel Attula, Leiter der Kloster- und Stadtgeschichte im Deutschen Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten, rekonstruiert am 25.04. in seinem Vortrag das Programm der beiden Städte Ribnitz und Damgarten vom 1. September 1939 bis zum 26. April 1945. Bisher unveröffentlichte Archivbestände werfen Schlaglichter, die oft den strahlenden Filmgesichtern ihren Glanz nehmen und die exemplarisch für alle Filmtheater – und überhaupt – für das Verständnis dieser Zeit stehen.

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