Maritimer Sport in Schwerin mit großen Traditionen und Erfolgen

Die „Wurzeln“ maritimer Sportvereine in Schwerin – Ruderern, Segler, Schwimmer, Kanuten, Angler und Motorbootsportler mit großer Tradition

Gerade fand auf dem Schweriner Pfaffenteich das 19. Drachenbootfestival mit begeisterten Paddlern, Fans und Zuschauern statt, aber der Drachenbootsport ist in der Landeshauptstadt MV im Vergleich zu Ruderern, Seglern oder Kanuten und deren Vereinen noch relativ jung.

Die mecklenburgische Residenzstadt Schwerin wurde von der allgemeinen Ruder-Begeisterung in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts erfaßt. 1871 konstituierte sich hier der Rudersport: Der erste Verein war der „RC § 11“, der „von den Herren Pagels, Joseph, Könecke, Lammers, Tesch, Lewerenz und Wiegels am 10. November 1871 begründet wurde“. Nach dem Vorbild Hamburg wollte man ganz einfach „einen Ruderclub auf dem Schweriner See gründen“.

Erstes Ruderboot mit Namen „Helena“
Das erste Ruder-Boot wurde vom Geheimen Kommerzienrat Francke auf „Helena“ getauft, welches mehrere Jahr vom Ruderclub genutzt wurde. Aufgrund des Zuspruchs unter den Schwerinern – bis 1872 zählte der Club 19 Mitglieder – wurde ein zweites Ruder-Boot, eine Zehnergig, in Wismar bestellt. Diese konnte 1873 geliefert werden. Als Vereinsvorsitzender fungierte der Zahnarzt Wilhelm Wiegels, der entscheidenden Anteil daran hatte, daß sich der Rudersport überhaupt in Schwerin organisierte. Im Jahr 1920 erhielten auch die Schweriner Kanuten mit dem „Kleinsegel- und Kanu-Verein zu Schwerin“ einen eigenen Verein. Dessen Geschäftsstelle befand sich in der Arsenalstrasse Nummer 10.

Segler mit eigenem Verein seit 1894
Erst 1835 wurde mit der Stralauer Tavernen-Gesellschaft der erste deutsche Segelverein geschaffen. Fünfzehn Jahre später (1850) fand dann auf der Hamburger Alster die erste deutsche Segel-Regatta statt. Aufgrund seiner Seenlandschaft war auch die mecklenburgische Landeshauptstadt Schwerin für die Ausübung des Segelsportes geradezu prädestiniert. Die Anfänge des organisierten Segelsportes in Schwerin liegen vor allem im so genannten Schweriner Regattaverein, der aus dem im Jahre 1883 gegründeten Segel- und Ruderverein hervorging.

Im Anschluß an eine Regatta des Segel- und Rudervereins zu Schwerin im September 1894 machte der begeisterte Segler und Druckereibesitzer Herberger den Vorschlag zur Trennung der Interessengemeinschaft des Ruder- und Seglervereins, da dieser nach seiner Auffassung die Belange der Schweriner Segler nicht ausreichend genug vertrat. Herberger äußerte seine Meinung am Rande einer Preisverteilung am 1.9.1894 im Schweriner „Casino“. Sofort waren 40 anwesende Segler bereit, dem neu zu gründenden Verein beizutreten.
Bereits am 13. Oktober 1894 kam es zur Gründung des „Schweriner Segler-Vereins“; damit war auch der Segelsport in Schwerin eigenständig organisiert.

Schweriner Angler seit 1924 mit Verein
Erst 1924 – am 30.03.24 – fand die Gründungsversammlung des Schweriner Anglervereins 1924 e.V. statt. An dieser Versammlung nahmen 115 Gründungsmitglieder teil. Knapp 2 Monate später, am 26. Mai 1924, wurde der „SAV“ in das Vereinsregister der Stadt eingetragen und damit offiziell als Sport-Verein anerkannt. Noch im gleichen Jahr schlossen sich die Schweriner Sport-Angler dem 1923 gegründeten Mecklenburgischen Anglerbund an. Gerade im Bereich der Mitgliederwerbung verzeichnete der „SAV“ große Erfolge. Ende des Jahres 1924 zählte man im Verein bereits 220 Mitglieder.

Motorboote erhielten Wanderpreis der Stadt
Motorboote auf dem Schweriner see – das ist heute alles andere als selten, abererst nach dem I. Weltkrieg konnten sich auch die Schweriner für diese Sportart begeistern und gründeten den „Schweriner Motorboot-Club e.V.“. Dieser veranstaltete bis 1933 jährlich Club-Regatten mit auswärtiger Beteiligung, die meistens in der Zippendorfer Bucht, auf dem Großen Schweriner See oder auf dem Burgsee stattfanden. Für diese Regatten stiftete der Magistrat Schwerin einen Wanderpreis.

Schwerin seit 140 Jahren – eine gute Heimat für den maritimen Vereinssport!

Marko Michels

(aus Michels „Die Entwicklung des Schweriner Sportes von 1850 bis 1933.“, SSB Schwerin, 2000)

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