Mecklenburgisches Staatstheater vor dem Umbruch

Chance und Risiko – ein Kommentar


„… So, wie es ist, bleibt es nicht …“, heißt es schon in Brechts „Lob der Dialektik“. Und es gilt erst recht für die weitere Entwicklung des Mecklenburgischen Staatstheaters, denn mit dem kommenden Generalintendanten Lars Tietje wird 2016 fast die komplette Führungsriege am Mecklenburgischen Staatstheater ausgewechselt.

Das ist schon ein gewaltiger Einschnitt, denn das Theater ohne Joachim Kümmritz, ohne Schauspieldirektor Peter Dehler, ohne Chefdramaturg Ralph Reichel – das ist schon mehr als gewöhnungsbedürftig… Die „Alten“ gehen, aber wird das, was „neu“ kommt, wirklich das Niveau halten können oder noch besser werden?! Der Schweriner Theater-Fan wird und könnte Zweifel hegen. Aber wenn man aufrichtig ist, dann gilt auch: Leben bedeutet Veränderung und Theater erst recht!

Die „Ära Kümmritz“ – mit vielen künstlerischen Höhen, mit vielen Auszeichnungen für die Künstler des Hauses und mit viel Applaus für großartige Inszenierungen – geht zu Ende. Eine neue Ära wird unter Lars Tietje beginnen – hoffentlich ebenso erfolgreich… Eine Chance hat das neue Führungsteam am Mecklenburgischen Staatstheater auf alle Fälle verdient und es kann dabei auf viel eigenes Renommee verweisen. Es kommen gestandene Profis nach Schwerin, die etwas von Theater verstehen, die Theater können und hoffentlich auch die Herzen des Mecklenburger Publikums erobern werden.
Denn es gibt nicht viele kulturelle „Leuchttürme“ in der Region – das traditionsreiche Mecklenburgische Staatstheater ist einer davon. Mag manch einer gar von einer „geistigen Oase in der Steppe“ sprechen, aber ganz so extrem ist es dann doch nicht…

Klasse wäre es nur, wenn das Niveau im Ballett-Bereich zumindest gehalten werden könnte. Das kleine, aber feine Ensemble beeindruckte in den letzten Jahren, gerade unter Sergej Gordienko, immer wieder mit eindrucksvollen Vorstellungen von Klassik bis Rock. Und erhielt dafür national wie international viel Lob. Das zu verteidigen, wird schwierig genug. Übereilte Personal-Entscheidungen sollten daher vermieden werden – bitte.

Aber um den geforderten Stellenabbau im Hause wird Lars Tietje nicht herum kommen. Geld soll ja, laut politischer Erklärung, knapp sein. Gerade für die Kultur. Aber, wie meinte schon der Lyriker aus Augsberg, also Bertolt Brecht: „Bankraub ist eine Unternehmung von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank“. Am besten eine „Schweriner Theater-Bank“ – nicht nur zum Sitzen, sondern auch zum Geld drucken.

Dann machen Sie mal, Herr Tietje!

Marko Michels

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