Mit Riesenschritten rückwärts Minister Backhaus legt inakzeptablen Entwurf für Jagdzeiten-Verordnung vor

Unverständnis bei den Naturschutzverbänden – Kniefall vor der JagdlobbyMit Entsetzen haben NABU, Ökologischer Jagdverein (ÖJV) und BUND den durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz vorgelegten Entwurf zur Regelung der Jagdzeiten im Land Mecklenburg-Vorpommern zur Kenntnis genommen und gegenüber dem Ministerium bereits Änderungsvorschläge unterbreitet.

Der vorgelegte Entwurf erhält keinerlei Verbesserungen zum geltenden Recht – im Gegenteil: Nicht zweckdienliche Jagdzeiten verhindern die dringend nötige effektive Begrenzung der Wildbestände bei Rehen, Wildschweinen und Hirschen. So soll bei den Wildschweinen eine herbstliche Schonzeit für ältere männliche Stücke (Keiler) eingeführt werden – genau dann, wenn die Bewegungsjagden auf Schalenwild stattfinden (müssen). Ein effektiver Abschuss wird mit der neuen Regelung kaum noch möglich sein, da männliche und weibliche Tiere in dieser Zeit kaum zu unterscheiden sind. Es wird immer öfter ganz auf einen Schuss verzichtet werden.

Das Ministerium widerspricht sich selbst und trägt mit seinem Vorschlag zu einem weiteren Anstieg der Wildschweinbestände bei – vermehrte Ausbrüche der Schweinepest könnten die Folge sein. Ähnliches gilt für das Rehwild – seit Jahrzehnten sind die Rehböcke im Herbst und Winter unsinnigerweise geschont – Rekordbestände und somit auch Rekordschäden am Wald sind die Folge – und das nur, weil Böcke zu dieser Zeit kein attraktives Geweih tragen.

Hingegen werden im Entwurf störungsintensive, ineffektive und damit wildbiologisch widersinnige Jagdzeiten insbesondere im Sommer beibehalten – mehr Stress für das Wild und daher höhere Schäden am Wald sind der Preis für das sommerliche Jagdvergnügen der Jäger. Indem der Minister an diesen Regelungen festhält, trägt er zur Verfestigung der ohnehin schon unerträglich hohen Wildbestände bei. Er fördert einseitig Jägerlobbyismus zu Lasten der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und des Naturschutzes! Der Auswertungs- und Informationsdienst Landwirtschaft (aid) beziffert die finanziellen Schäden am Wald durch die Verbiss- und Schältätigkeit des Schalenwildes deutschlandweit auf mindestens 150 Millionen Euro jährlich, was ca. 15 € pro Hektar bedeutet und damit den Reinertrag der meisten Forstbetriebe um über die Hälfte mindert!

Wir erinnern den Minister an die Vorgaben der Wald- und Jagdgesetze, nämlich ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wald und Wild herzustellen und Wildschäden möglichst zu vermeiden – der vorgelegte Entwurf wird diesem Anspruch in keiner Weise gerecht.

Weiterhin werden quasi allen Beutegreifern (wie Fuchs, Marderhund, Dachs und Mardern) ganzjährige Jagdzeiten zugeteilt, für die es keinerlei sachlich fundierte Begründung gibt – eine Absage an den Naturschutz zugunsten einer kleinen Minderheit von Jägern, die für ihren eigenen Hasen- und Fasanenertrag Konkurrenten bekämpfen wollen.

NABU, ÖJV und BUND fordern:

* im Herbst und Winter eine für alle Altersklassen und Geschlechter des Schalenwildes einheitliche Jagdzeit vom 1. September bis zum 15. Januar
* die Ausrichtung des Schalenwildabschusses primär am Zustand der Waldvegetation und nicht – wie bisher – an geschätzten und damit fiktiven Bestandeshöhen
* die Beschränkung der Bejagung von Beutegreifern auf die Arten Fuchs, Marderhund, Waschbär, Mink und Steinmarder zu einer Zeit, in der ihre reifen Bälge sinnvoll genutzt werden können, nämlich vom 1.11. – 15.1.

Wir fordern Minister Backhaus auf, den vorgelegten Entwurf in diesem Sinne zu überarbeiten und von seinen bisherigen Plänen Abstand zu nehmen. Nur so kann es gelingen, eine gleichzeitig wild- und umweltgerechte Jagdausübung auf den Weg zu bringen, die langfristig Akzeptanz findet. Zu alte Zöpfe gehören auch hier abgeschnitten, Vernunft, Logik und gute Argumente sind vielmehr gefragt.

Wenn Minister Backhaus endlich auch als Umweltminister wahrgenommen werden will, so erwarten wir, dass unsere Bedenken und Anregungen ernst genommen werden und Eingang in das Gesetz finden.

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