MobiPro bringt noch mehr Vielfalt in die Region

Agentur für Arbeit und Partner der Wirtschaft ermöglichen Ausbildungsstart für junge Europäer


Ausbildungsinteressierter aus Spanien, Polen, Griechenland, Ungarn und weiteren EU-Staaten beginnen mehrwöchige Praktika in Schwerin (Foto: Agentur für Arbeit Schwerin)Schwerin (AfA) – Sefora möchte Restaurantfachfrau werden. Julio will als Altenpfleger tätig sein. Javier sieht seine berufliche Zukunft als Friseur. Diese drei jungen Menschen verbindet einiges: Sie alle sind Spanier. Sie alle sind nach Westmecklenburg gekommen, um hier eine berufliche Ausbildung zu absolvieren. Und: Sie alle wollen bleiben. Zunächst erproben sie sich jedoch mit insgesamt über 200 weiteren Ausbildungsinteressierter aus Spanien, Polen, Griechenland, Ungarn und weiteren EU-Staaten in mehrwöchigen Praktika. Selbstverständlich wird intensiv weiter deutsch gelernt, bevor das Ausbildungsjahr für angehende Gastronomen, Pflegekräfte und eben Friseure beginnt.

Ein Barbier aus Sevilla? Nein, lacht Javier, aus Sevilla komme er nicht. Der 25-Jährige stammt aus Barcelona, hat dort den Beruf eines Stilberaters erlernt und auch als solcher gearbeitet. Zukunftschancen habe er aber nicht ausmachen können, stattdessen sah er sich mit einer bitteren Realität konfrontiert: Fast 60 Prozent aller unter 25-Jährigen haben in seinem Heimatland keine Arbeit. „Ich möchte meine Erfahrungen in die Ausbildung zum Friseur einbringen“, sagt der junge Mann, der mit Stil- und Farbberatung, Styling und Modetipps aufwarten kann. Neugierig blickt er sich an seinem Praktikums- und künftigen Ausbildungsplatz um: Im Salon Ortmann/Christ in Schwerin wird Javier herzlich aufgenommen und schaut seinen Kolleginnen sofort über die Schulter. Mit der Kommunikation hapert es noch. „Ich muss noch viel deutsch lernen“, räumt Javier ein.

Noch vor dem eigentlichen Praktikumsbeginn schaut Javier seiner neuen Kollegin im Salon Ortmann/Christ über die Schulter. (Foto: Agentur für Arbeit Schwerin)Sefora hat es da einfacher. Die Mutter der jungen Mallorquinerin ist Deutsche. Kein Wunder, dass die 19-Jährige sich bereits recht gut verständigen kann. Auch sie hat der Heimat den Rücken gekehrt, weil es einfach keine Arbeit im mediterranen Ferienparadies gibt. Von Erzählungen der deutschen Verwandten, aber auch aus den Medien weiß sie um die gute Qualität der Ausbildung in Deutschland, um den Mangel an Fachkräften und um die Chance, hier beruflich Fuß fassen zu können. Vor den Toren der Stadt will sie bei Winston Golf im Hotel ihren Traumberuf erlernen. Ohne Familie, fernab von Freunden, in einer anderen Welt, in der es im Winter ziemlich kalt werden kann? „Ja“, sagt Sefora selbstbewusst. „Ich möchte endlich auf eigenen Beinen stehen und etwas aus meinem Leben machen.“ Gedanken an Heimweh haben da keinen Platz, vielmehr freut sich die junge Frau auf eine neue Herausforderung. Und auf eine neue Heimat.

Auch Julio sieht seine Zukunft in Deutschland. Nach der mittleren Reife hat er eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert. Beschäftigung? Fehlanzeige! Deshalb nutzt auch der 25-Jährige die Chance für einen neuen Anlauf: Bei der Sozius gGmbH möchte er zum Altenpfleger ausgebildet werden. In den nächsten Wochen will er bei seinem Praktikum zeigen, was in ihm steckt.

Insgesamt haben zu Wochenbeginn 130 junge Menschen aus Spanien und Polen in Westmecklenburg einen Neuanfang gewagt. Weitere 80 aus Griechenland, Ungarn und anderen EU-Ländern werden in Kürze folgen. Sie alle profitieren vom bundesweiten Programm MobiPro-EU, über das in diesem Jahr verstärkt die Gewinnung junger Menschen aus Europa mit Interesse an einer betrieblichen Berufsausbildung in Deutschland gefördert wird. „Die jungen Auszubildenden erhalten eine umfassende Begleitung von der Vorbereitung über die Durchführung bis zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung“, sagt Dirk Heyden, Chef der Schweriner Arbeitsagentur. „Mobi-Pro ist in der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa nur ein kleiner Baustein, aber zugleich ein Symbol für europäische Solidarität. Deutschland beweist Verlässlichkeit in der Umsetzung und wir hier in Schwerin leisten unseren Beitrag“, so der Agenturchef.

Kerstin Weiss, Beigeordnete des LK NWM, begrüßte stellvertretend für die kommunalen Partner in Westmecklenburg die jungen Zuwanderer: „Wir freuen uns über etwas mehr als 200 zusätzliche Einwohner in Westmecklenburg, künftige Auszubildende und hoffentlich bald auch Fachkräfte. Allein nach Nordwestmecklenburg kommen rund 57 junge Menschen, die die Hoteliers an der Ostseeküste mit hohem Engagement und guten Service unterstützen werden.“

„An diesem Beitrag, der zugleich die Bemühungen stärkt, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, haben zahlreiche regionale Arbeitgeber Anteil. Sie öffnen ihre Unternehmen, übernehmen Verantwortung und zeigen herausragendes Engagement“ unterstreicht IHK-Präsident Hans Thon.

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