Model ve Sembol – Die Erfindung der Türkei

Fotografisches Projekt von Katja Eydel ab dem 26. Februar in der Kunsthalle im E-Werk ausgestellt

Ministerium für Gesundheit und Soziales – Ministry of Health and Social Services, Theodor Jost, 1926–27, Ankara. © Katja Eydel

Katja Eydels Installation, basierend auf Fotografien, die während eines Stipendiums in der Türkei 2005 entstanden, handeln von der Tradition der europäischen Architekturmoderne in der Türkei, von öffentlichen Plätzen und Orten politischer Repräsentation. Die Ausstellung wirkt wie ein Kontrastmittel zwischen dieser nunmehr unvermuteten Moderne und den jüngsten Entwicklungen in der Türkei.

Die Türkei hat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen enormen politischen und gesellschaftlichen Umbruch erlebt. Dieser kann einerseits als Beispiel einer modernen Staatsgründung modellhaft betrachtet werden, andererseits lohnt sich eine Beschäftigung mit der Geschichte der Türkei – die nicht nur geographisch an der Schnittfläche zwischen Europa und Asien liegt – auch in Bezug auf gegenwärtige Konflikte mit internationaler Fragestellung.

In ihrem fotografischen Projekt „Model ve Sembol. Die Erfindung der Türkei“ thematisiert die Künstlerin Katja Eydel die gesellschaftliche Modernisierung des Landes seit seiner Staatsgründung 1923 und deren Einfluss auf ästhetische und alltagskulturelle Strukturen. Das Projekt spannt einen geschichtlichen Bogen zwischen der durchaus visionären und utopischen ideellen Grundlage, die der neu gegründeten Republik unter Atatürk verliehen wurde, und der gegenwärtigen Realität ihrer gesellschaftlichen Konstruktion. Fotografisch werden Symbole und Rituale nachgezeichnet, indem ihre implizite Wirkmächtigkeit auf der Makroebene und ihre kleinteiligen und alltäglichen Verschiebungen in ein Verhältnis gesetzt werden. Es geht um die ästhetischen Inszenierungen und Choreographien, die entworfen wurden und werden.

Inhaltliche Schwerpunkte bilden hierbei die Architekturgeschichte und Stadtplanung als städteräumlicher Ausdruck des neuen Staates, die Inszenierung repräsentativer Feiertage sowie die im Zuge der Modernisierungsbestrebungen als vorbildliche Strukturen gegründeten Musterinstitutionen, die sich modellhaft vervielfältigen sollten.

Axel John Wieder

 

Das Kunstprojekt „Model ve Sembol. Die Erfindung der Türkei” wurde durch ein Kulturaustauschstipendium der Kulturverwaltung des Landes Berlin und durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung im Rahmen des Ausstellungs- und Katalogförderpreises Kataloge für junge Künstler gefördert und durch das BM Contemporary Art Center unterstützt.

Model ve Sembol
26. Februar – 11. April 2017
KUNSTHALLE im E-Werk
Spieltordamm 5, 19055 Schwerin

 

Eröffnung am Samstag, 25. Februar um 19:00
Begrüßung: Prof. Dr. Kornelia von Berswordt-Wallrabe
Einführung: Andreas Wegner

Freitag, 24. März, 19:00
Vortrag von Orhan Esen, Istanbul
Die „Aussen“architektur.
Vom Republikanischen Revanchismus an Osmanischer Moderne zum Postrepublikanischen Spaciocide

Freitag, 07. April, 19:00
Gespräch mit der Künstlerin Katja Eydel
Moderation: Andreas Wegner

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