Trauer, Fassungslosigkeit und Innehalten – ein Kommentar
Nun Winnenden. Wieder ein blutiger Amoklauf. Wieder in einer Schule. Wieder Fassungslosigkeit.
15 Menschen mussten sterben, ehe sich der Täter selbst richtete.
Trauer herrscht nicht nur in Winnenden. Trauer und Fassungslosigkeit erfasst ganz Deutschland.
Die Berichte der Einsatzkräfte, der Augenzeugen vor Ort bewegen, berühren, machen nachdenklich.
Ganz gleich, welche Motive, welche Beweggründe, welchen sozialen Hintergrund diese Bluttat hatte: Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt oder relativiert das Geschehene in Winnenden.
Hier handelte ein kaltblütiger Täter, ein Mörder, der jegliche Empathie vermissen ließ, der sein Handeln intensiv vorbereitete.
Das Schicksal, das Leben, seines wie das seiner Mitmenschen, waren ihm gleichgültig.
In einer Art Reflex auf den Amoklauf von Winnenden werden nun die Rufe nach größerer Sicherheit an den Schulen, schärfere Waffengesetze, mehr Betreuung an Bildungseinrichtungen – gerade auch durch Psychologen lauter – aber – so deprimierend es klingen mag, all das hätte das mörderische Handeln des Täters nicht verhindert.
Hier hat es jemand versäumt, aus negativen Erlebnissen, negativen Emotionen, Selbsthass, Hass gegen andere, die richtigen Schlüsse für sich zu ziehen. Sich engagiert einzubinden in gesellschaftliche Strukturen, gegen alle, vielleicht erlittenen, Widrigkeiten mit positiver Einstellung zu kämpfen, das negativ Erlebte für sich selbst konstruktiv zu reflektieren, und vor allem Hilfe zu suchen und Fragen zu stellen.
Nur er wollte es nicht. Er blieb destruktiv. Isolierte sich. Aus freier Willensentscheidung. Es war keine Tat im Affekt. Sie war, wie die ersten offenbarten Ermittlungsergebnisse zeigen, geplant, durchdacht.
Hier hatte jemand mörderische Absichten, die er unbedingt umsetzen wollte.
Nur gibt es gegen derartige Täter tatsächlich profane Mittel ? Nein, die gibt es nicht, in einer offenen Gesellschaft ohnehin nicht. Man kann nur versuchen, enger zusammenzurücken (Schlimm, wenn von politischer oder psychologisch-wissenschaftlicher Seite erst nach solchen Bluttaten die Forderung danach so richtig laut wird !), hinzuschauen, wenn sich im Bekannten- oder Freundeskreis persönliche Fehlentwicklungen andeuten, und mit konstruktiven Handeln sowie gemeinnütziger Tätigkeit einen persönlichen Beitrag dazu leisten, dass diese „Welt“ ein wenig besser wird.
Nur, wenn sich jemand verschließt, abkapselt, das „äußere (unauffällige) Auftreten“ nicht mit den „inneren (mörderischen) Überzeugungen“ übereinstimmt, dann ist es schwierig, ja unmöglich, gegen diese Täter Schutzmechanismen zu entwickeln.
Wenn nun über ein intensiveres Miteinander, mehr Solidarität untereinander, mehr Mitmenschlichkeit, auch und gerade an den Schulen diskutiert wird, dann war der Tod der 15 Menschen in Winnenden aber nicht umsonst.
Traurige Augenblicke des Jahres 2009. 15 Menschenleben wurden ausgelöscht, auch das Leben der Hinterbliebenen zerstört. Es ist an der Zeit, innezuhalten und einmal keine neuklugen Ratschläge zu erteilen. Überwiegend junge Menschen sind gestorben, mit ihnen starb ebenfalls ein Teil unserer Zukunft. Unwiederbringlich.
Deutschland und auch Schwerin denkt nicht nur heute an die Opfer und die Hinterbliebenen …
M.Michels