Nachgefragt bei Franziska Goltz
Einige Sportler aus Schwerin hegen zurzeit große Ambitionen, so die Ruderer Hannes Ocik, Anne-Sophie Agarius oder Finn Knüppel mit Blickrichtung internationale Elite-Meisterschaften, Rad-Ass Stefan Nimke, der noch einmal bei den WM 2014 in Cali starten möchte, oder Stabhochspringerin Martina Strutz, die auf eine erfolgreiche WM 2013 in Moskau hofft.
Eine bislang sehr erfolgreiche Seglerin aus M-V ist derzeit aber nur sporadisch im Wasser anzutreffen: Vor 10 Monaten startete Franziska Goltz, die ambitionierte Seglerin vom Schweriner Segler-Verein von 1894, noch unter den olympischen Ringen vor Weymouth. In diesem nacholympischen Jahr 2013 steht für die 28-Jährige jedoch ihr Studium der Sportwissenschaft, Pädagogik und Volkswirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Vordergrund. Aber natürlich bleibt auch der Segelsport ihre große Leidenschaft. So wird die Schwerinerin 2013 allerdings eher bei nationalen Regatten starten bzw. als Trainerin aktiv sein.
Im Interview: Franziska Goltz über ihre gegenwärtige segelsportliche Situation, ihre Teilnahme an Regatten 2013, ihre Studien in Kiel, weitere Tätigkeiten und das Ziel „Rio 2016“
„Ich wäre gern mehr auf dem Wasser …“
Frage: Franziska, du warst zwar in diesem Jahr schon bei regionalen Regatten aktiv, aber fehlt dir nicht doch der große, internationale Segelsport?
Franziska Goltz: Natürlich wäre ich gern mehr auf dem Wasser, aber das ist zurzeit leider nicht möglich – aufgrund vielfältiger Verpflichtungen. Ich startete aber Ende April beim Cat Cup in Schwerin, was für mich eine angenehme Abwechslung war, zumal ich endlich wieder auf dem Wasser sein konnte. Es hat dort wirklich Spass gemacht, dabei zu sein.
Anfang Mai segelte ich dann beim Mini-Nord-Cup in Schwerin und zuletzt nahm ich bei der Pfingstbusch-Regatta vor Kiel teil. Leider lief es bei diesem Jugend-Event allein witterungstechnisch nicht so gut. Von drei Regatten konnte nur eine durchgeführt werden, da der Wind fehlte. Aber ich hatte endlich wieder Gelegenheit, etwas segelsportliches Feeling zu erhalten, was schon sehr wichtig war. Bis jetzt, Ende Mai, war ich damit nur an sechs Tagen bei Regatten am Start – das ist natürlich sehr, sehr wenig. Zu wenig!
Frage: Du wolltest ja segelsportlich 2013 etwas kürzer treten – aufgrund deines Studiums. Wie sieht es dort aus? Alles bestens?
Franziska Goltz: Ja, das ist in der Tat der Hauptgrund für meine segelsportliche Abstinenz. Ich bin mit meinen Studien ein gutes Stück vorangekommen. Für mein Hauptfach Sportwissenschaften habe ich bereits alle meine Leistungsnachweise, für meine beiden Nebenfächer Pädagogik sowie Volkswirtschaftslehre fehlen mir insgesamt noch vier Scheine. Leider werden im Wintersemester 2013/14 nicht alle notwendigen Seminare dazu angeboten, aber ich denke, dass ich nach dem Sommersemester 2014 meine Studien abschließen kann.
Frage: Gab es trotz aller nicht-sportlichen Verpflichtungen eine Saison-Vorbereitung für dich? Welche Regatten stehen für dich noch auf der Agenda?
Franziska Goltz: Eine große Vorbereitung gab es nicht. Ich war mehr mit dem Motorboot – als Trainerin – auf dem Wasser, also mehr in passiver als in aktiver Rolle. Ansonsten habe ich ein kleines „Fitnessstudio“ zu Hause und ein Rennrad besitze ich auch. Also sportlich aktiv war und bin ich nach wie vor, dazu bin ich zu sehr Sportlerin mit ganzem Herzen.
Frage: Nach Olympia 2012 dürfte dich doch sicher auch Olympia 2016 locken… Bleibst du deiner Segelklasse „Laser Radial“ bis dahin auf alle Fälle treu?
Franziska Goltz: Rio 2016 wäre selbstverständlich großartig, aber realistisch betrachtet, wird es ein schier unmögliches Unterfangen. Ich widme mich gegenwärtig intensiv meinen Studien, jobbe nebenbei um das Studium finanzieren zu können.
So bin ich bei der Segelmacherei Faber & Münker in Kiel tätig und arbeite als Honorar-Trainerin beim Landessegelverband Schleswig-Holstein. Leider erhalte ich keine Unterstützung mehr, habe keinen Kader-Status mehr und bin auch nicht mehr im „Sailing Team Germany“ vertreten. Ohne Unterstützung und ohne Sponsoren ist daher Rio 2016 nicht machbar.
Ich werde noch Ende Mai Gespräche mit dem Deutschen Segler-Verband führen, welche Perspektiven es für mich geben könnte. Eventuell wäre auch ein Wechsel in die neue olympische Bootsklasse „NARCA 17“, für Mixed-Crews, denkbar.
Vielen Dank und beste Erfolge im Studium!
Marko Michels