Neue Projekte und Ziele im Schweriner Zoo

Dr. Tim Schikora über seine Arbeit als Zoo-Direktor

Es wird zurzeit viel diskutiert in Schwerin – über den Status als Bildungsstandort, Kulturstandort oder Sportstadt. Auch beim Zoo macht man sich Gedanken um die Zukunft, und blickt dazu auf die vergangenen Jahre. Denn immerhin feiert dieser im nächsten Jahr ein rundes Jubiläum: seinen 60. Geburtstag.

Seit Frühjahr 2015 hat der Schweriner Zoo einen neuen Direktor, Dr. Tim Schikora. Marko Michels hat den promovierten Biologen getroffen…

„Die Lage ist schon einzigartig…“

Marko Michels: Herr Dr. Schikora, Sie wurden auch ihrer bisherigen Lebenswelt „entrissen“, sind jetzt in Schwerin. Haben Sie sich schon mit der Stadt und den Schwerinern arrangiert?

Zoodirektor Dr. Tim Schikora (Foto: M. Michels)Dr. Tim Schikora: Ja, mit Schwerin habe ich schon Freundschaft geschlossen! Ich habe hier eine Wohnung, lebte mich schon gut ein und komme mit den Schwerinern gut zurecht. Was für mich aber ganz besonders wichtig ist: Die Zusammenarbeit mit dem gesamten Team im Schweriner Zoo gestaltet sich ausgezeichnet, die Stimmung ist sehr gut und auch die Kooperation mit der Stadtverwaltung klappte bisher reibungslos. Ich denke schon, dass ich im Schweriner Zoo willkommen bin. Jedenfalls wollte mich noch niemand ins Tiger-Gehege sperren…

MM: Ihre Vorgängerin hatte große Zukunftspläne, die durchaus ihren Reiz hatten. Leider alles unbezahlbar, meinten die Stadtoberen… Wie sehen Ihre Pläne für den Zoo in Schwerin aus – einmal kurz und bündig formuliert?

Dr. Tim Schikora: Veränderungen im Schweriner Zoo müssen sehr behutsam erfolgen, weil – wie Sie auch erwähnten – der finanzielle Spielraum nicht sehr groß ist. Letztendlich handelt es sich um eine schöne Anlage, da wären extreme Neu-Gestaltungen nicht sinnvoll. Es gibt aber drei Projekte, die aktuell auf der Agenda stehen. So ist eine Erweiterung der Nashorn-Anlage geplant, die Löwen-Anlage wird neu gebaut und auch der Eingangsbereich soll „ein neues Gesicht“ erhalten. Hierbei unterstützt und uns das Land mit Förderungen zwischen 75 und 90%.

Ein weiteres, perspektivisches Ziel ist die Errichtung einer Hyänen-Anlage. Das wäre dann auch ein Alleinstellungsmerkmal des Schweriner Zoos in der Region, denn in norddeutschen Zoos werden diese ansonsten nicht gezeigt.

Zudem beabsichtige ich die Auswahl von Tierarten unter dem Faktor des Artenschutzes, also solcher Tierarten die in der Wildbahn bedroht sind. Bislang zeigt der Schweriner Zoo „Allerwelts-Tierarten“, unabhängig davon, ob diese tatsächlich eines besonderen Schutzes in einem Zoo bedürfen. Das möchte ich ändern.

Einen „Geo-Zoo“, in dem es spezielle Sektoren für die einzelnen Kontinental-Tierarten gibt, zu schaffen, halte ich jedoch für schwierig. Auch das war ja schon Diskussions-Thema in den letzten Jahren… Wir haben bereits Areale in denen es solche geografischen Schwerpunkte gibt, Afrika und Süd-Amerika beispielsweise. Eine durchgehende und konsequente „Umsortierung“ der Tierarten ist aufwändig bzw. kostspielig und unter den gegenwärtigen (finanziellen) Bedingungen nicht machbar. Ein Thema bzw. erkennbaren Grund, warum man nun ausgerechnet dieses Tier antrifft, halte ich für wichtiger.

MM: Jeder hat so sein Lieblingstier, was mitunter viel über deren Charakter aussagt. Der eine mag den Löwen, der andere den Wolf, wiederum andere den Maulwurf und noch ganz andere den Pfau… Wie sieht es da bei Ihnen aus?

Dr. Tim Schikora: Da präferiere ich den südamerikanischen Riesen-Otter. Es ist eine sehr spektakuläre, aktive und interessante Tierart, zugleich auch stark bedroht, die ich gern im Schweriner Zoo präsentieren würde. Allerdings: Darauf auf meine Charaktereigenschaften zu schließen, wäre etwas weit hergeholt. Aktiv bin ich aber auch!
Vielleicht zur Anmerkung… Europaweit koordiniere ich die Population der südamerikanischen Riesen-Otter in den Zoos, was vor allem unter den Aspekten einer artgerechten Haltung und genetischer Gesundheit geschieht.

MM: Angenommen jemand will sich vom Schweriner Zoo begeistern lassen… Welche Vorzüge würden Sie anpreisen?

Dr. Tim Schikora: Die Lage in einem Waldgebiet, mit großer Teichanlage und umgeben von den Schweriner Seen ist schon einzigartig und ein eindeutiges Plus im Vergleich zu anderen städtischen Zoos. Die Anlage eignet sich hervorragend für Spaziergänge und zur Erholung – sowohl für jüngere wie für reifere Rollatoren. Aber auch der „Lehr-Aspekt“ kommt nicht zu kurz. Wir haben eine sehr gute Zoo-Schule, die auch den Biologie-Unterricht der Schulen ergänzt und in der sich die Jüngsten auch allgemein über „ihre“ Zoo-Tiere informieren können. Auch das Forscherhaus ist sehr wichtig. Unsere Mitarbeiter geben Interessierten wissenschaftlich fundierte Einblicke in die Tierwelt und bieten regelmäßig Führungen durch den Zoo an.

MM: Und… Gibt es schon Pläne für den runden Geburtstag 2016?

Nashorn-Dusche im Schweriner Zoo (Foto: Erika Hellmich)Dr. Tim Schikora: Ja, es gibt schon einige Überlegungen! Wir hoffen ja, dass bis dahin die Nashorn-Anlage fertig ist. Zudem ist im nächsten Jahr ein großes Sommerfest mit einem entsprechenden Rahmenprogramm in Planung. Schön wäre es, wenn wir bis dahin auch eine spezielle Fachkraft für Gartenbau hätten, die Erfahrungen mit moderner botanischer Pflege aufweist… Gerade die ohnehin schon reizvollen Grünanlagen könnten so noch besser zur Geltung kommen.

MM: Vielen Dank und viel Erfolg für die künftige Zoo-Arbeit!

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