Neuer politischer Wind im Stadthaus

Interview mit Schwerins neuem OB Dr. Rico Badenschier

Alles neu macht der Mai. Doch mitunter bringt auch der November entsprechende Neuheiten mit sich. So trat am 01.11.2016 der promovierte Neuroradiologe Dr. Rico Badenschier das Amt des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt an.

 

„Der OB-Sessel passt schon…“

Schwerin-News hat mit dem 38-jähigen Wahlschweriner gesprochen

Dr. Rico Badenschier über seine neue Aufgabe, die ersten drei Wochen in neuer Funktion und seine Ziele und Projekte für Schwerin

 

Rico Badenschier © Timm Allrich
Rico Badenschier © Timm Allrich

Herr Dr. Badenschier, Sie sind erst einige Tage im Amt. Sind Sie in diesem bereits angekommen? Noch halb in der Radiologie oder bereits fest mit dem OB-Sessel verbunden?

Dr. Rico Badenschier: Ich habe den OB-Sessel vor der Amtsübernahme nicht ausprobiert – obwohl ich nicht abergläubisch bin. Aber er passt schon. Ich bin viel unterwegs in der Stadt, um mich vorzustellen. Auch im Stadthaus besuche ich systematisch alle Bereiche, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persönlich kennenzulernen. Als Radiologe fühle ich mich dabei nicht. Obwohl das Zuhören können des Arztes dem Verwaltungschef sehr zugute kommt.

 

Als Radiologe können Sie ja Menschen, Dinge und Sachverhalte gekonnt durchleuchten. Konnten Sie damit im Bezug auf Schwerin bereits beginnen? Zweifellos konnte Schwerin in den letzten Jahren positiv punkten, allerdings gibt es auch hier mehrere Baustellen…

Dr. Rico Badenschier: Tatsächlich geht es nach dem Wendetal in Schwerin wieder bergauf: Die Einwohnerzahl nimmt zu. Die wirtschaftliche Entwicklung ist positiv. Wir sind jetzt Mitglied der Metropolregion Hamburg und sitzen mit am Tisch, wenn über Industrieansiedlungen verhandelt wird. Es geht inzwischen nicht mehr darum, Schulen zu erhalten, sondern neue zu bauen.

Schwerin wird auf der bundesdeutschen Landkarte wahrgenommen. Dazu hat die BUGA 2009 erheblich beigetragen. Und natürlich strahlt auch unsere Kultur aus, allen voran das Mecklenburgische Staatstheater. Wenn die Schwerinerinnen und Schweriner trotz der unbestreitbaren Erfolge nicht auch einige Defizite sehen würden, dann hätte ich wohl kaum die Chance bekommen, als neuer Oberbürgermeister einiges besser zu machen.

 

Welche Ziele, welche „Agenda“ haben Sie für Ihre Amtszeit?

Dr. Rico Badenschier: Wir werden die Haushaltskonsolidierung fortsetzen. Eine Kommune braucht einen ausgeglichenen Haushalt, um frei handeln zu können. Wir werden Planungen aus den letzten Jahren, wie die Schulbedarfsplanung oder das Programm zur Sanierung von Gehwegen umsetzen. Es geht um eine syste­matische Stadtentwicklung mit entsprechenden Schwerpunkten.

Wir werden eine kleinteiligere Kita-Bedarfsplanung umsetzen, also Kita-Plätze dort schaffen, wo die Familien wohnen. Wir haben viele schöne Projekte, wie die Weiterentwicklung des Zoologischen Gartens, der Dorf- und Museumsanlage Mueß, die Bewerbung des Residenz-Ensembles für das UNESCO-Weltkulturerbe.

Aber genauso wichtig ist für mich die Entwicklung von Stadtteil­Zentren, wie in Lankow und Neu Zippendorf. Stadtentwicklung darf nicht nur Innenstadt-Entwicklung sein. Die Stadtteile dürfen uns nicht verloren gehen. In Lankow sollen zwei Zehngeschosser abgerissen werden, die Zukunft des dritten ist noch unklar. Dort sozialen, barrierefreien Wohnraum mit einem Stadtteilzentrum zu schaffen, das ist wichtig.

 

Welche Hoffnungen verbinden Sie mit den kommenden 12 Monaten?

Dr. Rico Badenschier: Ich hoffe, auf eine gelungene Bürgerbeteiligung und einen sachgerechten Bürgerentscheid über die Durchführung einer zweiten Bundesgartenschau im Jahr 2025. Und nicht zuletzt hoffe ich auf erfolgreiche Verhandlungen zum Landeshauptstadtvertrag und eine faire Finanzausstattung unserer Stadt durch die Neuordnung des kommunalen Finanzausgleichs mit dem Land.

 

Vielen Dank
Die Fragen stellte Marko Michels

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