NPD kontra Kinderschutz

Nun will die NPD auch in Schwerin unter dem Motto „Todesstrafe für Kinderschänder“ demonstrieren. Ein schlimmes Ereignis, dass einer schlimmen, ja verbrecherischen Ideologie zum Durchbruch verhelfen will. Aber will die NPD hier nicht Gutes, wenn sie gegen Kinderschänder besonders hart vorgehen will? Das Gegenteil ist der Fall.

Die von der NPD erhobene Forderung nach einer Todesstrafe für Kinderschänder lässt auf erschreckende Weise außer Acht, dass im Vorfeld eine präventive Arbeit notwendig ist, um Kindeswohlgefährdung zu vermeiden. Moderne Jugendhilfe und Jugendarbeit muss zwingend das Ziel verfolgen, Kinder und Jugendliche als Persönlichkeiten zu stärken und ihnen so ein selbstbestimmtes Handeln zu ermöglichen. Nur als Persönlichkeit starke Kinder können sich wehren, können dem Täter oft weit bevor er zum Täter werden kann, seine Grenzen aufzeigen. Viele Sozialarbeiter in unserer Stadt sind genau mit diesem Ziel tätig und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur Prävention. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung. Gleichzeitig bleibt die Forderung einer weiteren umfassenden Qualifizierung und Fortbildung aller Lehrerinnen und Lehrer sowie der in Einrichtungen der Jugendhilfe und Jugendarbeit Beschäftigten Kolleginnen und Kollegen von großer Bedeutung. Nur so können Anzeichen von sexuellem Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig erkannt und den jungen Opfern entsprechend geholfen werden.

Öffentlich werden häufig Fälle, in denen Kindesmisshandlung durch Fremde erfolgt. Statistisch ist es leider so, dass die deutliche Mehrzahl der sexuellen Übergriffe auf Kinder und Jugendliche aus näheren Umfeld der Opfer erfolgen, also Familie, Verwandtschaft und Bekanntschaft. Es ist also meistens nicht die brutale Vergewaltigungsszene in der Stadt oder im dunklen Park. Nein, es ist viel schlimmer, etwas was zu hause, vielleicht sogar im eigenen Bett des Kindes oder Jugendlichen geschieht. Denn es sind oft Elternteile, andere Familienangehörige oder Freunde die die Täter sind. Eine emotionale Bindung zwischen Opfer und Täter ist also ganz oft schon vorhanden und diese wird vom Täter im Vorfeld des sexuellen Übergriffs ganz bewusst verstärkt bzw. aufgebaut. Dies macht die Komplexität des Problems deutlich und führt gleichzeitig die billige Polemik der NPD vor Augen.

Abgesehen davon, dass die Todesstrafe das Grundgesetz, auf das die NPD bekanntlich sowieso pfeift, verletzt, ist die Todesstrafe auch in der Sache keine vorwärts weisende Forderung. Tätern wird die Todesstrafe ein weiteres Mittel in die Hand geben, ihre Opfer einzuschüchtern. Denn schon heute setzen die Täter, insbesondere durch die bestehende emotionale Bindung zwischen Opfer und Täter, die Kinder und Jugendlichen unter Druck. Dabei drohen die Täter heute mit einer langen Trennung, für die dann das Opfer verantwortlich sein soll. Es ist eine schlimme Situation in die das Opfer gerät. Für das Opfer gehört daher sehr viel Mut dazu, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen und von ihrem Leid zu berichten. Nach den Vorstellungen der NPD muss das Opfer dann auch die Verantwortung für den Tod eines anderen Menschen auf sich nehmen. Was will die NPD den jungen Opfern sexueller Gewalt noch zumuten. Dies zeigt das Verwerfliche im Handeln der NPD. Die NPD will die Opfer nach ihren schlimmen Erfahrungen nun auch noch politisch missbrauchen.

Dass es der NPD nicht um das Kindeswohl, sondern nur um billigen Populismus geht, macht auch das Motto der von ihr angemeldeten Demonstration deutlich. „Todesstrafe für Kinderschänder“ zeigt, dass es hier nicht um die Kinder und damit die Opfer geht. Die sind ihr vermutlich auch egal. Denn allein die Wortwahl „Kinderschänder“ macht deutlich, dass dem Kind oder Jugendlichen hier eine Schande passiert sei. Genau das ist aber falsch. Einen sexuellen Übergriff zu erleben ist keine Schande, es ist schärfste und härteste Gewalt, physisch wie psychisch. Schämen müssen sich die Täter, denn sie tragen eine Schande mit sich. Sie gehören mit aller Härte des Gesetzes bestraft.

Peter Brill

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