Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow zum 8. März

Der internationale Frauen-Tag: Zwischen Frauen-Quote, Frauen-Power und Flower-Power

Frauen an die Macht!“, heißt es immer deutlicher. Die Erfolge im Sport sprechen für sich, die deutschen Frauen haben da die Herren – im Hinblick auf Medaillen, Titel und bessere Platzierungen – längst überholt. Die „holde Weiblichkeit“ hat bessere Bildungserfolge, strebt zunehmend zu bisher vernachlässigten Ausbildungs- und Studienrichtungen im technisch-handwerklichen Bereich, hat in Politik, Kunst, Kultur und Wissenschaft bereits zahlreiche Triumphe gefeiert und möchte auch an die „Spitze“ der Unternehmen.

Nun gibt es bald wieder den 8. März, den Internationalen Frauen-Tag, der seine modernen Wurzeln eher in Amerika hat, als bei Clara Zetkin. Hatte doch das nationale Frauen-Komitee der Sozialistischen Partei Amerikas bereits 1908 einen Kampftag für das Frauenstimmrecht angeregt. Der erste „Frauen-Tag“ fand so im Februar 1909 im angeblich so konservativen Amerika statt. Deutschland folgte auf Anregung Zetkins erst 1911 – am 19. März 1911 fand dieser dann hierzulande statt.

Am Ende wurde es der 8. März, da sich an jenem Tag 1857 spontan Textilarbeiterinnen in New York gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen erhoben bzw. 1917 Arbeiterinnen in Sankt Petersburg gegen das autokratische zaristische System in Sankt Petersburg demonstrierten. So wird der Frauen-Tag also stets am 8. des dritten Monates gefeiert – in „Old Germany“ 2011 zum hundertsten Mal.

Ist der Frauen-Tag noch „in“?! Die Frauen-Quote noch „ein Muß“?! Nachgefragt…

Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow über den Frauen-Tag, die Frauen-Quote, und Frauen-Power

„Für mich war Gleichberechtigung immer konkret …“

Frage: Sind Frauen aber nicht längst gleichberechtigt? Sind Frauen-Quoten unbedingt notwendig?

Angelika Gramkow: Na klar sind wir Frauen inzwischen Bundeskanzlerin, Ministerin, Staatssekretärin oder Oberbürgermeisterin. Das war vor 100 Jahren noch undenkbar. Dass Frauen in der Politik so auf dem Vormarsch sind, liegt aber unter anderem daran, dass es in einigen Parteien sehr wohl Frauen-Quoten bei der Besetzung von politischen Mandaten und/oder Wahllisten gibt. Das hat die Chancen der Frauen eindeutig erhöht.

In der Wirtschaft und den Verwaltungen sind wir noch längst nicht so weit. Deshalb muss man festhalten: Wenn Selbstverpflichtungen etwas bringen würden, hätten wir längst mehr Frauen in Führungspositionen. Die Quote als feste Vorgabe ist in meinen Augen unverzichtbar.

Frage: Frau Oberbürgermeisterin, in diesem Jahr wird der 100. Geburtstag des Internationalen Frauen-Tages zelebriert. Was verbinden Sie persönlich mit diesem Tag?

Angelika Gramkow: Für mich war Gleichberechtigung immer konkret. So habe ich Baufacharbeiterin mit Abitur gelernt, auch zu DDR-Zeiten nicht gerade ein Frauenberuf. Dass ich mit dem Internationalen Frauentag Rechte, aber auch Pflichten verbinde, hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin: Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt.

Auch in dieser Position liegt mir die Förderung von Frauen und Mädchen ganz besonders am Herzen. Insbesondere dann, wenn sie nach dem Erziehungsjahr wieder  in den Beruf einsteigen wollen. Oft werden Frauen bei diesem Wieder-Einstieg benachteiligt  – trotz guter Qualifikationen. Das muss anders werden.

Frage: Gerade die Hartz IV-Verhandlungen bewiesen … Auch Frauen schaffen nicht immer effektives „Team-Work“. Sind Frauen wirklich bessere Führungskräfte?

Angelika Gramkow: Das ist doch gar nicht die Frage. Bei den Hartz-IV-Verhandlungen wurden die beiden Vorzeigefrauen von SPD und CDU aus wahltaktischen Gründen in eine Verhandlung geschickt.

Sie hat zwar zu keiner Einigung geführt, aber sehr wohl zu Ergebnissen. Auf dieser Basis wurde dann – von drei Männern – weiter verhandelt. Und einmal abgesehen von den im Verhandlungspaket enthaltenen Entlastungen für die Kommunen – die beschlossene Hartz-IV-Reform ist nun wahrlich kein Ruhmesblatt.

Frage: Zurück zum 8. März … Wie wird dieser Tag im Hause Gramkow gefeiert?

Angelika Gramkow: Zu Hause: Ohne Pralinen und mit Blumen. In Schwerin werde ich an diesem Tag wieder mit der „Frauenpowerbahn“ unterwegs sein. Außerdem werde ich Frauen für ihre ehrenamtliche Arbeit danken und abends auf einer Einwohnerversammlung im Schleswig-Holstein-Haus den Bürgerinnen und Bürgern der Schelfstadt Rede und Antwort stehen.

Natürlich feiere ich auch mit den Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung – allerdings schon ein paar Tage vorher. Wir werden uns zusammen den Doris-Dörrie-Film „Die Friseuse“ ansehen und mit einem Gläschen Sekt anstoßen.

Dann alles Gute zum 8. März und darüber hinaus!

Marko Michels

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