Paul Friedrich erhält neuen alten Platz

Schlotmann: Statue des Großherzogs Paul Friedrich wird umgesetzt und restauriert

Heute wird das Denkmal von Großherzog Paul Friedrich vom Schweriner Schloss zum Alten Garten transportiert. „Das Denkmal soll restauriert und danach an seinem ursprünglichen Standort vor der Freitreppe des Museums am Alten Garten wieder aufgestellt werden. Damit machen wir die Eingriffe der Nationalsozialisten in die Gestaltung des Alten Gartens endlich rückgängig“, sagte Bauminister Volker Schlotmann. Die Nationalsozialisten hatten den Alten Garten vor rund 65 Jahren zu einem Aufmarschplatz umgestaltet und das Denkmal des Großherzogs auf die Schlossinsel versetzt, um Platz für eine Rednertribüne der NS-Gauleitung zu schaffen.

Bevor die restaurierte Figur ihren endgültigen Standort erhält, finden Belastungsproben für das noch vorhandene Restfundament statt. „Das Denkmal kann voraussichtlich im August 2011 an seinen angestammten Platz vor dem Museum zurückkehren“, so Schlotmann. Einschließlich der Sanierung der Rampen am Museum werden rund eine Million Euro investiert.

Das Denkmal besteht aus einem rund dreieinhalb Meter hohen Natursteinsockel und der überlebensgroßen Bronzefigur des Großherzogs und hat ein Gesamtgewicht von rund 50 – 60 Tonnen. Die bevorstehende Restaurierung erfolgt vor Ort. Dazu wird die Statue zunächst hinter der Freitreppe aufgestellt und durch eine Einhausung geschützt. Diese ist an einer Seite durchsichtig gestaltet, so dass interessierte Bürgerinnen und Bürger den Restaurierungsprozess verfolgen können.

Großherzog Paul Friedrich hat die Stadt Schwerin wesentlich geprägt, indem er die Residenz 1837 von Ludwigslust zurück nach Schwerin verlegte. In den Folgejahren wandelte sich der Alte Garten, der vormals als Reitbahn genutzt wurde, zum Residenzplatz. Das Denkmal des Großherzogs wurde 1849, sieben Jahre nach seinem Tod, an seinem Lieblingsplatz, dem Alten Garten, aufgestellt.

Hintergrund:

Von großer Bedeutung für Schwerin war die Rückverlegung der Hofhaltung von Ludwigslust nach Schwerin im Jahre 1837 unter Großherzog Paul Friedrich. Rege Bautätigkeit beginnt im Umfeld des Alten Gartens und der Platz vollzieht seine Wandlung von der Reitbahn zum Residenzplatz. Großherzog Paul Friedrich hatte die Absicht, an Stelle des heutigen Museums am Alten Garten einen Schlossneubau zu errichten. Dazu kam es nicht mehr, an den Folgen einer Lungenentzündung starb er 1842 in Schwerin. Paul Friedrich hatte wesentlich Justizwesen und Infrastruktur in Mecklenburg verbessert und galt gerade in Schwerin als bürgernaher Großherzog. Die Statue des Großherzogs wurde bei Christian Daniel Rauch in Berlin, einem der bedeutendsten Bildhauer des Klassizismus, in Auftrag gegeben und 1849 vor dem zukünftigen Museumsbau aufgestellt.

Die Planung für die Platzgestaltung wurde 1857 in Grundzügen durch Theodor Klett und 1872 durch Hermann Willebrand in seiner heute noch bestehenden Struktur festgelegt. Zunehmend wird der Alte Garten als Treffpunkt und zum Flanieren vom Schweriner Bürgertum genutzt. 1877-1882 wurde das Großherzogliche Museum erbaut und das Standbild Paul Friedrichs in die Anlage integriert. Es ist seit dem eine wichtige gestalterische Komponente des Alten Gartens mit seinen Achsen, Sichtbeziehungen, Baumpflanzungen und Platzflächen.

Ab 1933 rückte der Platz in das Blickfeld der Nationalsozialisten, die den Bereich für politische Massendemonstrationen nutzen wollten. Dabei störte das Denkmal den Aufbau einer Tribüne, deshalb wurde es 1935 an seinen heutigen Platz vor dem Schloss Schwerin versetzt. Das untere Oval zwischen den Umfahrten wurde aufgeschüttet und die notwendigen Treppenstufen an das vorhandene Treppenpodest angesetzt.

1997 wurden die ersten Planungen für den Alten Garten beauftragt. Der erste Teilabschnitt mit der Museumstreppe, den Umfahrten, dem Platzoval und dem Denkmal Paul Friedrichs wurde 2010 genehmigt. Im Herbst desselben Jahres wurde mit der Durchführung der Maßnahme begonnen, hierzu zählte auch die restauratorische Voruntersuchung des Denkmals.

Die Rampen- und dazugehörigen Brüstungsanlagen werden gegenwärtig saniert und restauriert, das Gewölbe unter der Umfahrt wird statisch ertüchtigt. Die unteren Treppenstufen wurden bereits zurückgebaut. Die Umfahrten werden zurzeit gedämmt, abgedichtet und dann mit Pflaster versehen. Wie durch Willebrand geplant, findet die Treppenanlage künftig wieder ihren Abschluss durch die oval gestaltete Fläche für die Aufnahme des Denkmals mit gärtnerischer Ausgestaltung.

Ziel der Maßnahmen ist die Wiederherstellung des historischen Ensembles und das Bekenntnis, die Vereinnahmung dieses Platzes durch die Nationalsozialisten rückgängig zu machen.

Quelle: Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung MV

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