„Paula und Paulchen“ bringt junge Familien und Senioren zusammen

„Alles muss klein beginnen…“

„Alles muss klein beginnen“ singt die Runde im Spielcafé und die Zeile ist ein Spiegel dieses Treffens. Max Dobrowolski ist mit weit über 90 Jahren der Älteste – zwei Jahre alt ist heute der jüngste Besucher hier im Rosenhof in Leezen. Das Spielcafé in der Begegnungsstätte des Diakoniewerks Neues Ufer ist Teil eines Generationenprojekts der Kirchgemeinden Zittow-Retgendorf. Die „Paula und Paulchen… wenn Generationen sich begegnen“ genannte Initiative will dafür sorgen, dass junge Familien und Senioren am Ostufer des Schweriner Sees näher zusammen rücken.

Vikarin Sindy Altenburg schaut erwartungsfroh. Sechs Kinder sind mit ihren Eltern gekommen und noch einmal so viele Mieter aus dem Betreuten Wohnen im Rosenhof haben im Stuhlkreis Platz genommen. Manch Geste strahlt Vertrautheit aus, aber auch ein wenig Scheu ist dabei, wenn sie gemeinsam zur Gitarre von Gerhard Altenburg singen. „Unser ursprüngliches Ziel war es, echte Patenschaften zwischen älteren Menschen und Familien zu stiften. Wir hatten uns vorgestellt, dass sich Kinder und Wunsch-Großeltern finden und auch außerhalb der monatlichen Treffen etwas gemeinsam unternehmen. So weit sind wir noch nicht“, sagt Sindy Altenburg. Als Vikarin kam sie vor 18 Monaten in die Kirchgemeinde – über Erlangen, Greifswald, Berlin und Schweden führte sie ihr Studium ans Ostufer des Schweriner Sees.
„…lass etwas Zeit verrinnen“, ist die zweite Zeile des Liedes und sowohl die von einem Leben in Arbeit gezeichneten Hände der Älteren, als auch die Kinderhände schnipsen dazu. Das Spielcafé funktioniert über gemeinsame Unternehmungen – Obstsalat haben sie gemeinsam geschnippelt, Martinslichter gebastelt und zu Weihnachten kamen Plätzchen in den Ofen. Im Januar hat die Runde über Glück gesprochen. Heute stehen Blumenerde und Pflanzensamen bereit, um in kleinen Blumentöpfen zusammen geführt zu werden. Beim Pflanzen und Erde schaufeln kommen sich die Besucher näher. Brunhilde Steiger, Hausdame und gute Seele des Rosenhofs, achtet darauf, dass sich keiner ausgeschlossen fühlt, sie findet gute Worte und hat stets ein Lächeln auf den Lippen. Für Sindy Altenburg ist sie eine wichtige Brücke zwischen Alt und Jung.
Bianca Richter und ihre sechsjährige Tochter Nele sind von Anfang an im Spielcafé dabei.

Charlotte Übernickel, die mit ihrem Mann seit November hier in der Wohnanlage lebt, hat Nele bereits in ihr Herz geschlossen. Zu dritt säen sie Basilikum aus. „Wir sind alle noch recht vorsichtig miteinander, aber es wird von Mal zu Mal herzlicher“, sagt Bianca Richter und fasst damit zusammen, was das Projekt bis jetzt ausmacht: Begegnungen im Spielcafé und das gemeinsame Tun einmal im Monat. Das ist viel, denn wer genau hinschaut sieht, dass nicht nur die immerwachen Kinderaugen strahlen, sondern auch die Gesichter der älteren Menschen sich öffnen, wenn ein gemeinsames Ziel sie bewegt.

Zu Patenschaften ist es also noch nicht gekommen, doch in der dritten Zeile des Liedes heißt es ja auch: „…es muss erst Kraft gewinnen.“ „Wir haben uns das etwas einfach vorgestellt und vielleicht nicht ausreichend bedacht, wie aktiv Senioren heutzutage sind. Sie tun sich schwer damit, sich auf festere Bindungen mit den Kindern einzulassen, einfach weil ihr Alltag so voller Leben ist. Aber das ist ja etwas Gutes“, sagt Sindy Altenburg. Für jedes Treffen lässt sie sich etwas einfallen, um Groß und Klein zu begeistern. Heute haben sie schon über Osterbräuche gesprochen und so manch Erinnerung wachgeklopft. Die junge Vikarin hat auch ihre Söhne Emil und Kasimir in der Runde – gemeinsam freuen sie sich auf einen Frühling, der Treffen im Innenhof der Wohnanlage möglich macht.

Projekte, die Generationen verbinden, sind noch immer selten. Ein Grund, warum sowohl die Aktion Mensch als auch das Diakoniewerk Neues Ufer und die Landeskirche „Paula und Paulchen“ fördern.  Bis 2009 ist die Fortsetzung so gesichert und natürlich ist die Hoffnung, dass dies ambitionierte Projekt bis dahin genug Beziehungen geknüpft hat, um aus eigener Kraft weiter zu bestehen. Wie heißt es am Ende des Refrains: „…und endlich ist es groß!“

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