Pfingsten und Tennissport in Schwerin – eine Einheit

Der Tennissport zwischen Schwerin und London

Das Jahr 2012 ist auch für die Tennisspielerinnen und Tennisspieler ein Jahr mit großen olympischen Ambitionen. Vom 28. Juli bis 5. August findet das olympische Tennis-Turnier an traditionsreicher Stätte, in Wimbledon, statt. Und London und olympisches Tennis – da denkt man freilich auch an einen Rostocker, der einst vor 104 Jahren die olympische Tennis-Welt eroberte!

Tennis gehört ja ohnehin zu den traditionsreichen Sportarten bei Olympia, auch wenn die olympische Entwicklung des „weißen Sportes“ sehr wechselvoll, mit Unterbrechungen, verlief.

Von 1896 bis 1924 war Tennis olympische Sportart, wurde dann 1968/1984 olympisch demonstriert und ist seit 1988 wieder im olympischen Programm.
Aus deutscher Sicht gab es oftmals Grund zum Jubeln: Steffi Graf wurde 1988 im Einzel Olympiasiegerin (1992 Silber), Boris Becker/Michael Stich gewannen 1992 im Doppel-Wettbewerb. Bereits 1896 erkämpfte der Hamburger Friedrich Adolph Traun gemeinsam mit dem Iren John Pius Boland Olympia-Gold (Doppel). Das gemischte sächsische Doppel Dora Köring/Heinrich Schomburgk holte 1912 einen weiteren Tennis-Olympiasieg für Deutschland.

Bei den Spielen 1908 in London belegte Otto Froitzheim Platz zwei im Herren-Einzel und vier Jahre später, 1912 in Stockholm, konnte sich Oscar Kreuzer über Bronze freuen.

Olympisches Tennis 1908 – ein Mecklenburger war am Start

Friedrich Wilhelm „Fieten“ Rahe, der 1888 in Rostock geboren wurde und dort auch im Jahr 1949 starb, nahm 1908 bei den Olympischen Spielen in London am Tennis-Turnier teil. Dort startete er im Einzel und im Doppel, zusammen mit Oscar Kreuzer. Nicht so erfolgreich, aber da „Fieten“ auch ein begnadeter Hockeyspieler war, nahm er auch am Hockey-Turnier teil.

Der Rostocker spielte auch in der deutschen Hockey-Mannschaft, die in London 1908 den fünften Platz belegte. Fünf Jahre später nahm Friedrich Rahe dann ebenfalls am Tennis-Turnier in Wimbledon 1913 teil.

Beim olympischen Tennis-Turnier 1908  wurde übrigens „eine tennissportliche Zweiteilung“ durchgeführt. So gab es ein olympisches Hallen-Turnier im Mai 1908 und ein olympisches Rasen-Turnier im Juli. Die Britinnen und Briten waren seinerzeit dominierend, gewannen 15 von 18 Medaillen und alle sechs olympischen Goldmedaillen. So waren in der Halle Arthur Gore (H/Einzel), Arthur Gore/Herbert Roper Barrett (Doppel) und Gwendoline Eastlake-Smith (F/Einzel) erfolgreich. Auf dem Rasen waren Josiah Ritchie (H/Einzel), George Hillyard/Reginald Doherty und Dorothea Douglass Lambert Chambers (F/Einzel) die Sieger.

Nach der olympischen Tennis-Pause schafften deutschen Tennis-Spielerinnen und Tennis-Spielern bei den olympischen Demonstrationsturnieren 1968 und 1984 beachtliche Erfolge. 1968 siegte in Mexico-City Helga Masthoff (Bundesrepublik) im Einzel und mit ihrer Partnerin Edda Buding (auch Bundesrepublik) in der Doppel-Entscheidung.
In Los Angeles 1984 siegte dann Steffi Graf im olympischen Demonstrationsturnier im Damen-Einzel.

Weitere deutsche Höhepunkte beim olympischen Tennis: Im olympischen Doppel 1988 erkämpfte Steffi mit Claudia-Kohde Kilsch Bronze. Bronze gab es ebenfalls für Mark-Kevin Goellner/David Prinosil im Doppel 1996. Thomas Haas gewann vier Jahre später Silber im Einzel 2000. Zuletzt gab es aus deutscher Sicht für Nicolas Kiefer/Rainer Schüttler 2004 mit Silber eine Tennis-Olympia-Medaille.

Möglicherweise gelingt ja Julia Görges & Co. 2012 die eine oder andere olympische Tennis-Medaille?!

Tennis-Tradition in Schwerin

Olympioniken im Tennis hatte und hat Schwerin zwar nicht, dafür jedoch eine große Tradition in dieser Sportart … Die allgemeine Tennis-Begeisterung erreichte die mecklenburgische Landeshauptstadt zwar mit einiger Verspätung, aber im Jahre 1908 gründeten auch die Schwerinerinnen und Schweriner – mehrheitlich die gutsituierten – ihren ersten „Lawn-Tennis-Club“.

Ab 1913 begann der Club aber auch Wettkampf-Turniere zu organisieren; noch im gleichen Jahr fand das „I. Allgemeine Lawn-Tennis-Wettspiel des Schweriner Lawn-Tennis-Vereins 1908 e.V.“ statt. Gespielt wurde zwischen dem 9. Juni 1913 und 16.Juni 1913 auf den Plätzen im Schlossgarten (Franzosenweg). An diesem Turnier nahmen Spieler/Spielerinnen aus Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Pommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Braunschweig teil. Preise stifteten hierfür der Magistrat Schwerin als auch der Großherzog.

Zwischen 1913 und 1933 veranstaltete der Schweriner Tennis-Verein – mit Ausnahme der Kriegsjahre – im Sommer das deutschlandweit bekannte „Schweriner Lawn-Tennis-Turnier“. Bereits im Jahr seiner Gründung – 1908 – trat der „LTC Schwerin“ dem „Deutschen Tennisbund“ bei und übernahm damit auch dessen Spielregeln.
Im Jahr 1922 wurde der „Schweriner Hockey-Club“ – aus finanziellen Erwägungen – dem „Lawn-Tennis-Club“ angegliedert; der neue Sportverein nannte sich nun „Schweriner Tennis- und Hockey-Club von 1908 e.V.“.

Und nach wie vor spielt der Tennissport in Schwerin eine große Rolle. Vor dem Olympia-Turnier gibt es nämlich auch in M-V noch einige erstklassige Tennis-Turniere: vom 26. bis 28. Mai das 57. Schweriner Pfingstturnier, am 14. Juli das Traditionsturnier „Ganz in Weiß“ in Warnemünde und vom 8. bis 15. Juli die 6. Usedomer Senioren Open 2012 in Zinnowitz und in Karlshagen.

Also Pfingsten und Tennis – das gehört in Schwerin mittlerweile zusammen. Na dann, erfolgreiche „Asse und Matchbälle“!

Marko Michels

Weitere wichtige Termine der Sportstadt Schwerin im Sommer

– am 9./10. Juni – Landesjugendsportspiele M-V
– am 1. Juli – Schweriner Schloss-Triathlon
– am 7. Juli – Fünf-Seen-Lauf
– am 12. August – Schweriner Schloss-Schwimmen
– am 24./26. August – Schweriner Drachenboot-Festival auf dem Pfaffenteich
– am 1./2. September – Schweriner Radsporttage

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