Pleite: SV Post Schwerin stellte Insolvenzantrag

Schwerer Gang für den neuen Geschäftsführer des SV Post Schwerin Friedrich Diestel. Erst seit dem 01.Juli 2012 im Amt, zwang ihn die finanzielle Lage des Vereins zum Schritt des Insolvenzantrages. Post ist damit erster Absteiger aus der 2. Bundesliga, wie lange der Spielbetrieb noch aufrechterhalten werden kann ist vom Insolvenzverwalter abhängig. Eine Katastrophe für Spieler und Fans.

Schwerin (pb): Zweitligist SV Post Schwerin ist pleite und musste am gestrigen Freitag  Insolvenz anmelden.
Nach über 40 Jahren scheint es in der Landeshauptstadt Schwerin mit Erst- und Zweitligahandball vorerst vorbei zu sein. Ob es weitergehen kann und wie, ist völlig offen. Friedrich Diestel – der neue SV Post Geschäftsführer – stellte die Frage, wie der Verein die Lizenz für die Saison 2012/13 überhaupt erhalten konnte.

Gerade zwei Monate im Amt, musste Diesel erkennen, der Verein ist finanziell am Ende. Diestel: „Die aktuelle wirtschaftliche Situation lässt uns keine andere Möglichkeit, als diesen Schritt zu gehen. Der Etat für die bereits laufende Spielzeit konnte nicht nennenswert gedeckt werden. Die Post Schwerin GmbH & Co KG zieht die juristischen Konsequenzen aus dem kaufmännischen Fehlverhalten der letzten Jahre“. Diestel hatte schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt öffentlich Alarm geschlagen und auf die existenziell bedrohliche Finanzlage aufmerksam gemacht.
Spieler Moritz Weltgen fragte zum Saisonstart – 12.07.2012, Stadion Lambrechtsgrund – bei der Vorstellung des neuen Geschäftsführers Friedrich Diestel: „Wann bekommen wir unser Geld?“ Dies war bereits ein erster Fingerzeig auf die akuten finanziellen Probleme des Vereins, Diestel antwortete damals: Ich muss mir erst einmal einen Überblick verschaffen, Antwort später“.    Für eine Wende aber war es wohl bereits zu spät und als dann noch die Hoffnung auf einen neuen Sponsor platzte, blieb nur der Weg zum Insolvenzantrag. In der Vergangenheit traten bei Post Schwerin immer wieder große finanzielle Lücken auf, wohl mehrfach war man in Existenznöten.

Am 21. September 1966 wurde der Vorgänger des heutigen Vereins, die BSG Post Schwerin, gegründet. In der Saison 1969/70 gelang der Aufstieg in die DDR-Oberliga, die Spiele gegen übermächtigen Sportclubs waren stets brisant und füllten die Schweriner Sport- und Kongresshalle bis zum letzten Platz.
Bis zur Zusammenlegung von Oberliga und Bundesliga nach dem Beitritt der DDR zur BRD war die BSG ständiges Mitglied der Oberliga. Beste Platzierungen: 1973/74 und 1976/77 jeweils Platz 4.
Zweimal spielte der SV Post Schwerin in der 1. Bundesliga (2001/02 und 2004/05), beide Male folgte der sofortige Abstieg. Unvergesslich aber die Relegationsspiele zum Aufstieg – ausverkaufte Halle, zehn Tore Rückstand aufgeholt! Aufstieg gesichert.
Doch das Abenteuer 1. Bundesliga hinterließ z.B. 2005 ein Etatloch von wohl 800.000,- €, genaue Höhe wurde nie bekannt. Der damalige Geschäftsführer Michael Krieter verschwand, Post stand mit vielen Schulden dar. Trainer und Geschäftsführer Norbert Henke folgte, es hieß immer wieder: „Wir sind auf gutem Weg“.

Im Frühjahr 2010 am 8. April trat Rekordmeister THW Kiel zu einem Benefizspiel (35:22) vor 3.500 Zuschauern in Schwerin an, dessen Erlös die Finanznot wenigstens vorübergehend etwas linderte. THW-Geschäftsführer Uli Derad resümierte nach der Partie: „Es war ein schöner Abend hier in Schwerin. Es herrsche eine tolle Atmosphäre, und man hat richtig gemerkt, dass sich die Leute gefreut haben, dass wir gekommen sind. Ich bin froh, dass wir dem SV Post Schwerin damit ein kleines bisschen helfen konnten.“
Doch auch mit diesem Erlös wurden nur alte Löcher gestopft, neue Finanzlücken traten immer wieder auf. Alles blieb offensichtlich unter den Geschäftsführern Hans-Ulrich Witt und dessen Kurzzeit Nachfolger Ingo Heinze nur „Flickschusterei“, Post entkam der finanziellen Misere nicht mehr.

Auch eine Neuordnung der Gesellschafterstruktur Anfang 2012 brachte keine Entspannung und Diestel zog nun die Notbremse. Nach seinen Angaben will die Mannschaft von Trainer Christian Prokop (seine zweite Saison als Post-Trainer), den Spielbetrieb so lange wie möglich aufrechterhalten. Post will in der nächsten Woche noch im DHB-Pokal bei der HSG Nordhorn antreten und in der 2.BL zum Lokalrivalen HC Empor Rostock fahren (Sonntag, 30.09., 16:30 Uhr). Diestel: „Genaueres können wir erst vermelden, wenn ein Insolvenzgutachten vorliegt“.
Das Aus nach über 40 Jahren attraktiven Oberliga-, Bundesliga-Handball bedeutet für alle Handballfans des SV Post Schwerin eine riesige Enttäuschung. Fans und Spieler wurden offensichtlich über Jahre hinweg von der wirklichen wirtschaftlichen Situation von der Vereinsführung getäuscht!!

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