Projekt AQuA ebnet Weg in Beschäftigung

Alleinerziehende finden im Biohotel Amadeus Schwerin Arbeit in familienfreundlicher Atmosphäre


Ob Housekeeping oder Check-in: Im Biohotel Amadeus Schwerin ist Familienfreundlichkeit auch für die Mitarbeiterinnen eine Selbstverständlichkeit. Im Bild: Hotelchefin Katrin Brandner (li.) und Mitarbeiterin Nicole WendeWenn die scheinbar normalen Wege ausgetreten sind und nicht ans Ziel führen, muss man den Mut zu unkonventionellen Schritten haben. Katrin und Raimund Brandner, die seit 2008 in der Schweriner Altstadt das Biohotel Amadeus führen, tun genau dies: Sie setzen mit dem kleinen, aber feinen Beherbergungsunternehmen auf familiäre Atmosphäre, gesundheitliche Aspekte und Bio in jeder Hinsicht. „Das ist sehr interessant“, findet auch Nicole Wende, die seit Mai dieses Jahres hier eine neue Arbeitsstelle hat. Eine, die zu ihr und ihrem Leben passt: Die 33-Jährige ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern (zehn und fünf Jahre alt). Als gelernte Verkäuferin hat sie immer irgendeine Art von Beschäftigung ausgeübt. Aber sie musste sich durchbeißen und erfahren, dass nicht jeder ein großes Maß an Verständnis für die immense Belastung aufbringt, die ihr Alltag bereithält. Dass eine berufliche Tätigkeit unbedingt zu diesem Alltag gehören soll, stand für die junge Frau außer Frage. Deshalb folgte sie dem Hinweis ihres Arbeitsvermittlers, das BilSE-Institut anzusprechen. „Das war ein Glücksfall für mich. Mit Katrin Larisch traf ich eine ebenfalls alleinerziehende Mutter, die genau wusste, wo die Probleme liegen.“

Katrin Larisch, Mitarbeiterin im Projekt Arbeit und Qualifizierung für Alleinerziehende (AQuA), wusste aber noch mehr, nämlich einen passenden Arbeitgeber. „So kam ich Ende April mit meiner Bewerbung in das Biohotel Amadeus. Meine bisherigen Erfahrungen machten mir nicht sonderlich viel Mut. Umso überraschter war ich, als Herr Brandner mir das Angebot zur Probearbeit unterbreitete. Gleich am nächsten Tag, dem 1. Mai, fing ich an“, blickt Nicole Wende zurück auf den Tag, der ein Anfang sein sollte.

„Fachliche Qualifikation können wir vermitteln. Es zeigt sich nämlich erst beim Arbeiten, ob jemand gewillt und in der Lage ist, die Herausforderungen zu meistern“, sagt Raimund Brandner, der das Biohotel Amadeus führt. „Wollen ist wichtiger als Können“, ergänzt der Österreicher, der zusammen mit seiner Frau Katrin schnell erkannte, dass Nicole Wende sich auf das durchaus schwierige Umfeld der Hotellerie einlassen will. Für Gäste da zu sein bedeutet, viel früher aufzustehen und das Frühstück zu bereiten, wenn andere noch schlafen. Natürlich auch am Wochenende. „Es heißt auch anpacken und nicht nur drei Betten zu Hause zu machen, sondern alle Zimmer auf Vordermann zu bringen, riesige Wäscheberge zu mangeln und dabei immer ein freundliches Wort und ein Lächeln an jene zu richten, die Gastfreundschaft genießen wollen. Das fällt manchmal schon schwer“, hat Nicole Wende inzwischen erfahren. Aber eben auch, dass ihre Arbeitgeber Entgegenkommen zeigen. Von 8 bis 16.30 Uhr arbeitet die junge Mutter im Regelfall. Wird sie am Wochenende gebraucht, spricht man sich gut ab, damit sie im Wissen darum, dass ihre beiden Kleinen gut versorgt sind, im Biohotel tätig sein kann. „Und wenn es ganz dicke kommt, könnte ich die Kinder auch mitbringen – welcher Arbeitgeber macht das möglich?“ fragt Nicole Wende anerkennend.

Für Raimund und Katrin Brandner, die selbst zwei Kinder haben, ist das Engagement über den Arbeitsvertrag hinaus ebenso selbstverständlich wie schwierig. „Als Eltern haben wir einen anderen Blick auf die Situation. Motivierte junge Mütter, so unsere Erfahrung, haben so manchem Arbeitssuchenden einiges voraus.“ Diese Vorteile werden in der guten Kooperation von Arbeitsagentur, den Arbeitgebern und dem BilSE-Institut schnell sichtbar. Der Projektträger betreut seit Start der Offensive mehr als 500 Alleinerziehende, gut ein Drittel davon konnte in eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt integriert werden. „Für viele Teilnehmende ist es wichtig, durch intensive Betreuung in Einzel- und Gruppenarbeit Vertrauen zu fassen, den Alltag neu zu strukturieren und – begleitet von Trainingsmaßnahmen und Weiterbildungen – in der betrieblichen Erprobung die Eignung für eine Tätigkeit herauszufinden“, sagt Katrin Larisch. Es sei mehr als erfreulich, so Marlies Reiher, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Arbeitsagentur Schwerin, wenn Arbeitgeber sich öffnen für Menschen, die andere Voraussetzungen mitbringen als der Durchschnitt. „Im Biohotel Amadeus haben bereits zwei alleinerziehende Mütter ihren beruflichen Wiedereinstieg geschafft. Mit Verständnis für einander, mit Flexibilität und einem Ziel: Gemeinsam etwas erreichen zu wollen. Das Können kommt dann tatsächlich von ganz allein…“

Hintergrund:
Das Projekt Arbeit und Qualifizierung für Alleinerziehende (AQuA) gibt es seit 2012. Durch Förderung mit Mitteln des ESF-Fonds des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Arbeitsagentur und des Jobcenters werden allein erziehende Mütter und Väter durch individuelle Beratung und intensives Coaching auf den beruflichen Wiedereinstieg im ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Die Vereinbarkeit von Erwerbsleben und privater Situation soll dabei in besonderer Weise Berücksichtigung finden. Schritte dieser Integration sind unter anderem Einzelgespräche, eine Situationsanalyse, gezielte Begleitung, Erarbeitung von Strategien, die Vermittlung von Hilfsangeboten (z.B. das Finden eines Betreuungsplatzes für Kinder), Qualifizierungs- und auch Gesundheitsangebote.

 

Quelle: Agentur für Arbeit Schwerin

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