Referat eines Amerika-Freundes

Hans-Ulrich Klose sieht die USA nicht in der Defensive – ein Kommentar

Großer Andrang in der Stadtbibliothek Schwerin am gestrigen Abend. Die Landeszentrale für politische Bildung und der Politische Club Schwerin hatten zu einem Referat mit Hans-Ulrich Klose geladen, der zur Thematik der innen- und außenpolitischen Entwicklung der USA referierte.  Dabei wurde deutlich: Hier redete jemand, der Fachkenntnis aus erster Hand hatte, der viele persönliche Gespräche mit Amerikanerinnen und Amerikanern aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten führte bzw. führt und der schon frühzeitig – 1954/55 – Gastschüler in den Vereinigten Staaten war.

Die Erlebnisse von damals, die Bindungen von damals, die Erlebnisse ohnehin, diese wirken heute noch. Hans-Ulrich Klose, ein Amerika-Fan, der sich aber auch den kritischen Seitenblick bewahrte. Der auf Amerika hofft, aber durchaus auch dessen Schwächen kennt. Dabei überwiegt für Hans-Ulrich Klose das Positive an bzw. in Amerika. Für ihn sind die Vereinigten Staaten auch auf absehbarer Zeit die bestimmende Wirtschafts- und Militärmacht – allen Unkenrufen zum Trotz. Er weiß um das unerschütterliche Selbstvertrauen der Amerikanerinnen und Amerikaner in das eigene Land, um deren Kreativität, Tatkraft, Engagement und Flexibilität.

Amerika hat schon ganz andere Krisen überstanden. Felsenfest ist Hans-Ulrich Klose von den „Selbstheilungskräften“ der Amerikaner überzeugt. An Obamas Wieder-Wahl glaubt Klose allerdings nur, wenn es diesem gelingt, die Arbeitslosigkeit mindestens unter 6 Prozent zu senken, die Wirtschaft weiter anzukurbeln und den Schuldenberg, eine Hinterlassenschaft der alten Regierung und krisenbedingt, abzubauen. Möglich ist es. Nicht nur, aber auch aus Sicht von Hans-Ulrich Klose.

Manche Zuhörerinnen und Zuhörer im restlos gefüllten Perzinasaal der Stadtbibliothek in Schwerin hatten sich anscheinend eine deutlichere Kritik an den USA gewünscht – Stichworte „Guantanamo“, „der Einfluß der Tea-Party-Bewegung“, das mitunter „imperiale Gebahren der USA“, die „amerikanische Geldpolitik“, deren „außenpolitischen Alleingänge“. Alle Kritik an den USA konterte Klose. Sogar an die Selbstregulierungskräfte der Märkte glaubt der Sozialdemokrat. Das kam dann einigen nicht mehr „rot“, sondern „schwarz“ vor.

Wurde hier einer vom „Saulus zum Paulus“ oder umgekehrt – je nach Betrachtungsweise? Eher nicht. Hier sprach nur ein bekennender Amerika-Fan, der konstruktive Kritik an manchen dortigen Entwicklungen (Medien!) äußert, aber auch um die Vorzüge des „American Way of Live“ weiß! Wirklich weiß!

„Yes, we can!“ – Für Hans-Ulrich Klose ist das keine Wahlkampf-Phrase …

Schade, dass er seine Tätigkeit als Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit der Bundesregierung zum 31.1.2011 aus persönlichen Gründen nicht mehr ausüben kann.

von Marko Michels

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