Rudersportliche (Nachwuchs-)Erfolge für MV und Schwerin

Nachgefragt bei Ruder-„Oldie“ Hans-Jürgen Wüsthoff

Der Sommer 2012 für die Ruderer stand bzw. steht ganz im Zeichen der olympischen und paralympischen Regatten in Eton sowie in den nichtolympischen Bootsklassen und im Junioren-Bereich bei der WM in Plovdiv. Bei den Olympischen Spielen dominierten die britischen Gastgeberinnen und Gastgeber mit 4 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze vor Neuseeland mit 3 x Gold, 2 x Bronze und Deutschland mit 2 x Gold, 1 x Silber. In Plovdiv wurde Ende August in den nichtolympischen Bootsklassen im Elite-Bereich und im Junioren-Bereich die Weltmeister ermittelt. Im Junioren-Bereich überzeugten auch die Rostockerinnen und Rostocker, allen voran Ole Daberkow mit WM-Gold.

Nachgefragt bei Ruder-Nestor Hans-Jürgen Wüsthoff von der Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 e.V.

„Man muß den britischen Organisatoren ein großes Kompliment machen …“

Frage: Die olympische Regatta in Eton ist schon wieder Geschichte, die paralympische folgt noch. Wie lautet Ihr persönliches Resümee zu den olympischen Ruder-Wettkämpfen?

Hans-Jürgen Wüsthoff: Zunächst muss man den britischen Organisatoren ein großes Kompliment machen. Sie haben olympischen Rudersport nicht nur geboten, nein, sie haben ihn förmlich zelebriert. Rudern ist eben eine Sportart mit großer Tradition in Großbritannien. Die Begeisterung, die tolle Stimmung, das ganze Drumherum – das war etwas für jedes „Ruder-Herz“. Neun Medaillen für die Britinnen und Briten – das spricht zudem für sich und für den ehemaligen DDR -Trainer, Jürgen Grobler, der nach der Wende in Großbritannien tätig wurde. Auch die guten Ergebnisse der Chinesen sind auf die Nationaltrainerin Jutta Lau zurückzuführen.

Der „fünfte Kontinent“ – Neuseeland und Australien – präsentierte sich ebenfalls ganz stark – jeweils fünf Medaillen für beide Länder, für Neuseeland sogar drei Goldmedaillen. Schlussfolgerungen für internationale Vergleiche in Europa, in denen diese Länder nicht vertreten sind, tun Not. Die deutsche Ruderflotte erfüllte die Erwartungen mit Gold für den Achter und den Doppelvierer der Herren sowie mit Silber für den Doppelvierer der Frauen. Ohne Medaillen blieben leider die Rostocker Ruderinnen und Ruderer – leider. Hier waren die Erwartungen andere, insbesondere für den Doppelzweier der Männer, der völlig versagte.

Frage: In Plovdiv fanden kürzlich auch die Junioren-WM statt. Wie lautet hier Ihr Fazit?

Hans-Jürgen Wüsthoff: Es fanden in Plovdiv ja sowohl die Elite-WM in den nichtolympischen Bootsklassen als auch die Junioren-WM statt. Sehr erfreulich ist dabei, dass die Ruderinnen und Ruderer aus MV mit Medaillen-Erfolgen glänzen konnten. Besonders die Goldmedaille des Rostockers Ole Daberkow im Doppelzweier ist dabei hervorzuheben.

Erneut wurde bewiesen, was für eine gute Nachwuchsarbeit im Rudersport in MV, insbesondere in Rostock, geleistet wird. Kürzlich hatte ja erst Wiebke Hein (Rostock) bei den U 23-WM in Trakai bereits für einen Gold-Triumph gesorgt. Nicht zu vergessen sind diesbezüglich die beiden Bronze-Medaillen, die die Schweriner Anne Sophie Agarius und Hannes Ocik jeweils im Riemen-Zweier ohne erruderten.

In Plovdiv gab es nun auch Silber für den jungen Achter – mit dem Schweriner Finn Knüppel, dem Greifswalder Til-Malte Wodrich und den Rostockern Theo Kessner und Malte Daberkow. Übrigens: Auch im Leichtgewichts-Achter (Elite/Herren) siegten die deutschen Herren. Nach dem Olympiasieg in London für den Deutschland-Achter kann man wohl sagen, dass (sich) die „männlichen Achter“ sicher in „deutscher Ruderhand“ sind! Nicht zu vergessen, ist auch die Bronzemedaille der Rostockerin Julia Leiding im Doppelzweier – eine hervorragende Leistung.

Ansonsten präsentierten sich die Boote aus Polen und Weißrussland im Elite-Bereich (nichtolympische Disziplinen) in Bulgarien ebenfalls in hervorragender Verfassung. Nun wäre es schön, wenn es in vier Jahren endlich gelänge, wieder eine Olympia-Medaille für einen MV-Ruderverein zu gewinnen. Die Bronzemedaille von Hans Sennewald im Achter 1992 liegt ja inzwischen 20 Jahre zurück … In Rio müsste doch die medaillenlose Zeit endlich beendet werden.

Frage: Wie ist Ihre persönliche Prognose für den MV-Rudersport – mit Blickrichtung Rio 2016?

Hans-Jürgen Wüsthoff: Ich hoffe sehr, dass sich unsere bewährten Ruderinnen und Ruderer und Talente im Hinblick auf Rio weiter motivieren und dann in vier Jahren „auf dem Punkt“ ihre Leistung abrufen werden. Die Konkurrenz wird immer härter, aber ich bin überzeugt, dass Rio 2016 endlich die erhoffte Olympia-Medaille für den Rudersport in MV mit sich bringen wird.

Dann weiterhin bestes rudersportliches Schaffen!

Marko Michels

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